Herbert Motter

Von Wegen Krise: Kunden halten (noch) die Treue

November 2015

Die Liebe der Autofahrer zu VW ist ungebremst. Nicht einmal die Abgasmanipulationen können dem Neuwagengeschäft etwas anhaben. In Vorarlberg steigen die Zulassungszahlen weiter.

Der VW-Konzern in Europa spürt trotz Abgas-Affäre beim Bestelleingang kaum Auswirkungen des Skandals. In Deutschland wächst seit dem Bekanntwerden der Manipulationen sogar die Zahl der Bestellungen. Auch in Vorarlberg zeigt sich dieses Bild. In den ersten neun Monaten 2015 wurden 10.351 Pkw und Kombis neu für den Verkehr zugelassen, das sind 558 Fahrzeuge oder 5,7 Prozent mehr als noch im Vergleichszeitraum (Jänner-September) 2014. Klare Nummer eins ist weiterhin Volkswagen mit 2385 Neuzulassungen. Das entspricht einem Plus von 7,7 Prozent bzw. 170 Fahrzeugen. Gefolgt wird VW von Skoda (829, minus 13 Kfz) und Opel (813, plus 147 Kfz).

Gründe für diese Entwicklung sieht der Obmann des Vorarlberger Fahrzeughandels, Manfred Ellensohn, in der guten Wirtschaftslage Vorarlbergs, den vielen neuen CO2-armen Modellen und den günstigen Zinsen bei der Finanzierung. „Die erstmals durchgeführten Vorarlberger Autotage, bei denen sich 22 Auto­häuser beteiligt hatten, haben ebenfalls wesentlich zur Belebung des Vorarlberger Fahrzeughandels beigetragen.“

Vorarlberg ist ein klassisches Diesel-Land, bestätigt Ellensohn. Der Anteil an Dieselfahrzeugen liegt aktuell in Vorarlberg bei rund 58 Prozent. „Es könnte allerdings sein, dass sich die Diesel-Nachfrage mittel- bis langfristig zugunsten der Benzin- bzw. Elektro- und Hybridfahrzeuge verlagern wird“, zieht Ellensohn ein erstes Fazit.

Dabei spielen Diesel-Pkw erst seit den 90er-Jahren eine relevante Rolle. Jahrzehntelang war der Dieselmotor mit seinen spezifischen Eigenschaften (schwere, langlebige Motoren mit hohem Drehmoment, aber „unkultiviert“ im Klang, mit schwarzen, stinkenden Rauchfahnen) im Wesentlichen auf Nutzfahrzeuge beschränkt. Vor rund 25 Jahren haben dann die Entwicklung kleinerer, besonders effizienter und vergleichsweise „kultivierterer“ Motoren wie die bekannten Turbo-Diesel, aber auch die in Österreich eingeführte Normverbrauchsabgabe (NOVA) das Bild verändert. Durch die niedrigere NOVA der Diesel-Pkw wurden die höheren Anschaffungskosten des Dieselmotors kompensiert. Der Boom der Diesel-Pkw begann.

Welche Auswirkungen die Abgas­manipulationen nun für VW, aber auch für die gesamte Dieselbranche an sich haben werden, bleibt trotz guter Verkaufszahlen offen. Jedenfalls wird vieles – den Dieselantrieb betreffend – aktuell infrage gestellt. Besonders die steuerliche Bevorzugung von Diesel gegenüber Benzin stößt wieder einmal auf Kritik. In Frankreich etwa hat die sozialistische Regierung nun beschlossen, Steuervergünstigungen für Diesel abzuschaffen und die Steuern an jene für Benzin anzugleichen. Einen Schritt weiter geht die Schweiz. Sie hat ein vorläufiges Zulassungsverbot für VW-Dieselfahrzeuge verhängt.

Von der heimischen Kfz-Branche kommt hingegen im Zuge der VW-Krise die Anregung einer Wiedereinführung der Öko-Prämie, die bereits 2009 in Österreich eingehoben wurde und auch zu einer Verringerung der Umweltbelastungen führte. Es gibt 4,7 Millionen Kraftfahrzeuge in Österreich, eine Million davon sind 10 bis 15 Jahre alt. Sie fahren zum Teil mit Abgasklassen, die hundertmal schlechter sind als neuere Fahrzeuge mit neuer Technologie. Die Kosten einer Neuauflage der Öko-Prämie werden für den Staat mit 22,5 Millionen Euro beziffert. Bei geschätzten Mehreinnahmen von 140 Millionen Euro für die Staatskasse sei dies ein durchaus lohnendes Geschäft.

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