Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Schule – in Zukunft neu gedacht

Februar 2022

Wohin die Schule von morgen gehen soll, ist eine Frage, die nicht nur Bildungsforschende beschäftigt, sondern auch alle, die in irgendeiner Weise mit Schule zu tun haben: Das sind Bildungspolitiker, in der Administration Beschäftigte, Direktoren und Lehrende, insbesondere aber Schülerinnen, Schüler und Eltern.

Eines hat uns die Pandemie gelehrt: Veränderungen können oft schnell und – offensichtlich – auch recht unbürokratisch auf den Weg gebracht werden. Das ist eine der Lehren, die wir aus zwei Jahren Corona ziehen können. Beispiele gefällig? Die Umstellung auf Distance Learning war alternativlos. Die Nachrüstung vieler Schulen mit Endgeräten war ein Gebot der Stunde. Die Kommunikation via Zoom, Teams und Co ein Muss. Jetzt mag so mancher natürlich einwenden, dass das nur bedingt funktioniert habe. Kann sein, aber es hat funktioniert. Natürlich ist vieles, was an den Schulen passiert ist, nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Aber eines steht fest: Die Digitalisierung hat hier einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Nachhaltig auf Bewährtem aufbauen

Gerade auch in Zeiten von Corona gibt es nun zahlreiche Untersuchungen, wie Schule in Zukunft funktionieren kann und soll. So haben Bildungsforscher Stephan Huber und sein Team an der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz unter anderem in Kooperation mit der Kepler-Universität Linz in bisher 15-monatiger Forschungsarbeit einen Katalog mit fünf Vorschlägen, wo die Bildungspolitik, Verwaltung und Schulen auf Basis der Forschungsergebnisse ansetzen sollten, ausgearbeitet (Quelle: www.kleinezeitung.at/18.1.2021). Einer der Punkte, die Huber moniert, ist die Ganzheitlichkeit von Bildung: „Es geht darum, die Schüler als Menschen mit eigenen Lebenswelten wahrzunehmen“, so der Forscher. Ein weiterer wichtiger Punkt sei das unverzügliche Handeln, aber bitte Step-by-step. Manche wollen, meint Huber, aktuell die Schule vollständig neu erfinden, andere zum alten Muster zurück. „Es ist aber nicht entweder-oder, sondern sowohl-als auch“, erklärt er.

Warum soll man nicht Gutes, das sich bewährt hat, übernehmen und in einem neuen Kontext wiederverwenden?

Lebenswelten von Jugendlichen im Mittelpunkt

Und an diesen beiden Forderungen setzt die Bildungseinrichtung der Schulen Riedenburg in Bregenz an. Bisher gab es in diesem traditionsreichen Schulcampus neben einer Volksschule eine gymnasiale Langform und eine Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW). Doch die sich massiv ändernden Lebenswelten haben das Team der Bildungseinrichtung schon seit geraumer Zeit dazu bewogen, sich über die aktuellen Inhalte und die Strukturen Gedanken zu machen und Änderungen einzuleiten. 
„Wir haben erkannt, dass wir die Inhalte der Lehre in unseren Schulen an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler, aber auch an die der uns umgebenden Umwelt anpassen müssen“, erklärt Direktorin Maria Strolz. Dabei erwähnt sie neben der Fridays for Future-Bewegung auch die unerlässliche Digitalisierung, das zunehmende Bewusstsein die Ernährung betreffend, aber auch die immer häufiger festzustellende Fokussierung auf ein (Berufs)Leben nach der Schule. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist ihr der Umgang mit den Sozialen, aber auch allen anderen Medien, Stichwort Fake News.

Höhere Lehranstalt für Humanökologie (HLH)

Herausgekommen ist ein neuer koedukativer Schulzweig, die Höhere Lehranstalt für Humanökologie (HLH). Dabei betont sie, dass die Verantwortlichen unter anderem auch die Forderungen Hubers stets im Hinterkopf hatten, wenn auch nicht immer bewusst: „Zum einen war es uns wichtig, die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler im Auge zu behalten, zum anderen wollten wir nicht unser erfolgreiches Modell der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW) komplett über Bord werfen“, so Strolz. Geblieben sind bewährte Inhalte und Module, dazugekommen seien Fragen, die unsere Lebens- und Umwelt betreffen, sowie ein Schuss Modernität und Aktualität.

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesunde Ernährung

Was aber ist das Neue, Moderne an der HLH, die im Schuljahr 2022/23 in der Riedenburg die HLW ablösen wird? Im Vordergrund stehen, so Strolz, Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesunde Ernährung. Für jeden dieser Aspekte sind weitere Themen definiert, die eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Materie garantieren: Gerade Fragen der Regionalität, Energieversorgung und Mobilität spielen hier eine wichtige Rolle. Sie seien von großer Bedeutung für unseren erweiterten Lebensraum Rheintal und – weitergedacht – Vorarlberg, der ja sowohl urbane als auch ländliche Merkmale aufweise. 
Damit diese Ausbildung nicht isoliert und im Elfenbeinturm stattfindet, sind Strolz und ihr Team auf der Suche nach zahlreichen und vielfältigen Partnern aus Industrie, Wirtschaft und Tourismus. „Aber auch Bereiche wie Recht, Pflege und soziale Arbeit sind herzlich willkommen“, so die Direktorin. Einige haben ihr Engagement bereits zugesagt: Doppelmayr, Alpla, Raiffeisen Lech, Rhomberg, KRW Vorarlberg Steuerberatung und viele mehr.

Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Industrie, Tourismus

Diese Zusammenarbeit soll nicht nur in Form eines dreimonatigen Praktikums vertieft werden, in dem die Schülerinnen und Schüler die DNA der Partnerunternehmen kennenlernen sollen. Wünschenswert sei eine ständige Kooperation, in der eine Win-win-Situation entstehe. Zum einen profitieren die Jugendlichen vom Know-how der Unternehmen, zum anderen sei es gerade in Zeiten von Fachkräftemangel wichtig, bereits in der Ausbildung die Möglichkeit wahrzunehmen, den Werdegang potenzieller Mitarbeitenden zu begleiten und zu fördern. So werde den Jugendlichen eine umfassende Allgemeinbildung, kombiniert mit einer zeitgemäßen wirtschaftlichen und touristischen Ausbildung ermöglicht. 
Dass ein solches Modell nicht unbedingt neu sei, gibt Strolz unumwunden zu. Denn die HTL würden diesen Weg schon seit vielen Jahren gehen. „Aber warum soll man nicht Gutes, das sich bewährt hat, übernehmen und in einem neuen Kontext wiederverwenden?“, meint die Direktorin abschließend. Ihr Appell: Unternehmen, die sich eine Zusammenarbeit vorstellen können, sollen sich gerne bei ihr melden. Es gebe kein Denkverbot für Kooperationen.

https://schulenriedenburg.at/

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