Sabine Barbisch

Eine Vorarlbergerin in Andorra

April 2023

Die freie Texterin und Journalistin Christina Mathis hat nach beruflichen Stationen in verschiedenen Vorarlberger Unternehmen und einer Weltreise mittlerweile in dem kleinen Fürstentum in den Pyrenäen eine neue Heimat gefunden. 

Der Mut, etwas Neues anzufangen, das Ergreifen von Chancen und der Optimismus, dass es gut werden wird – das beschreibt Christina Mathis’ Haltung zum Leben. So ist die gebürtige Hohenemserin nach beruflichen Stationen bei namhaften Vorarlberger Unternehmen und einer Weltreise als selbstständige Texterin und Journalistin in Andorra gelandet. 
Aber von vorne: „Meine Zwillingsschwester und ich hegten schon lange den Traum einer großen Reise; also haben wir unsere Jobs gekündigt, ich habe meine Wohnung aufgegeben und fast alle Besitztümer verkauft. Wir sind nach Singapur, Australien, Bali und Thailand gereist.“ Auf dieser Reise lernten die Schwestern so viele verschiedene Menschen, Kulturen und unterschiedliche Lebensweisen kennen, dass ihnen immer bewusster wurde, nicht mehr in die „klassische“ Arbeitswelt zurückkehren zu wollen: „Weil ich nichts mehr hatte, was mich festhielt, war auf einmal alles möglich.“ Wegen der Corona-Pandemie mussten sie die Weltreise aber vorzeitig abbrechen; sie kamen Mitte 2020 nach Vorarlberg zurück. Für Christina stand zu diesem Zeitpunkt fest, dass sie sich selbstständig machen möchte: „Ich habe einen Businessplan geschrieben, Marketingmaßnahmen geplant, eine Website erstellt und mein Unternehmen Ende November noch während der Covid-Krise gegründet. Die Tools dazu kannte ich bereits aus meiner Arbeit in Unternehmen und aus meinen Ausbildungen.“

Als freie Texterin und Journalistin liefen ihre Geschäfte gut, aber sie wollte „wieder mal raus“ aus dem Alltag: „So bin ich nach Andalusien in ein Yoga-Retreat gegangen, irgendwo im Nirgendwo. Die zwei Monate dort waren unglaublich bereichernd: Ich habe mitten in der Natur gelebt, mit anderen Kreativen zusammengewohnt, Yoga gemacht und dann im Co-Working gearbeitet. In dieser Community habe ich viel über mich selbst und die Art, wie und wo ich leben möchte, nachgedacht.“ 
Danach ging sie nach Barcelona, sie nahm dort spontan das Angebot einer Bekannten an, ein halbes Jahr auf deren Wohnung aufzupassen. „Der Gedanke, im Ausland zu leben, hat mich nicht mehr losgelassen.“ Vorerst pendelte Christina auch wegen der Arbeit zwischen Vorarlberg und Barcelona. Beim Sport lernte sie dann ihren Mann Agustín kennen, einen Argentinier aus Buenos Aires mit spanischem Pass, der wegen der Arbeit als Software-Entwickler und der schwierigen Verhältnisse in Südamerika nach Spanien gezogen war: „Wir haben uns verliebt und sind vor ein paar Monaten nach Andorra gezogen, weil er hier ein Jobangebot bekommen hat. Und wir wollten sowieso umziehen, dann haben wir diese Chance ergriffen. Aber ich muss gestehen, ich musste selbst noch mal nachschauen, wo Andorra liegt.“ Jetzt weiß sie es: Knapp drei Stunden von Barcelona entfernt in den Bergen, so weit weg war das also gar nicht. 

Vielsprachiges Fürstentum 
Das kleine Fürstentum vergleicht sie mit „Lech am Arlberg in Großformat: Im Vergleich zum Stadtleben in Barcelona ist Andorra das komplette Gegenteil, ähnlich wie Vorarlberg. Alles ist kleiner und mitten in den Bergen. Die Ski- und Wandergebiete liegen vor der Haustüre, ähnlich wie im Ländle. Andorra ist auch ein reiches, sicheres und sauberes Land, natürlich auch aufgrund der Steuerpolitik.“ Das Paar wohnt in Encamp, einer kleinen Ortschaft auf 1300 Höhenmetern in der gleichnamigen Gemeinde, in der sie kürzlich auch geheiratet haben. Speziell die Sprache sei am Anfang die größte Herausforderung gewesen, „weil erst damit versteht man auch die Kultur. Ich habe mit einem Lehrer einmal in der Woche geübt, dann in einem Gruppenkurs und danach hauptsächlich durch meinen Mann und das Leben im Land selbst.“ Katalan ist die Amtssprache des Fürstentums in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien, aber durch die hohe Zahl an zugezogenen Menschen komme sie mit Spanisch gut durch: „Mittlerweile spreche ich fließend Spanisch, zuhause ab und zu auch Englisch.“

Vom Geschichten erzählen
Die 35-Jährige arbeitet hauptsächlich als Texterin, der größte Teil ihrer Kundschaft befindet sich im deutschsprachigen Raum; sie schreibt auf Deutsch und auf Englisch. 
Auch oder gerade wegen Corona funktioniere heute viel Arbeit von zuhause oder einem anderen Land aus. Sie selbst ist öfter in Vorarlberg – um Familie und Freunde zu besuchen, aber eben auch, um Kunden und Kundinnen zu treffen, für Workshops und um Interviews zu führen. „Ich führe ein kleines Unternehmen mit Finanzen, Buchhaltung, Akquise, Eigenmarketing, Interviews und Recherchen. Deshalb bedeutet für mich Freiheit auch Verantwortung. Ich bin für meinen eigenen Erfolg verantwortlich, ich brauche Disziplin und auch Mut, mich und meine Arbeit zu zeigen.“ 
An ihrem Beruf selbst liebt sie das Erzählen von Geschichten, das Treffen der unterschiedlichsten Menschen und die damit verbundene Möglichkeit, die Welt aus deren Perspektive zu betrachten. „Und ich liebe auch das Spiel mit Worten und wenn meine Ideen aufgehen. Wenn ich es schaffe, so zu schreiben, wie die Kunden sprechen und ihr Produkt oder ihre Dienstleistung präsentieren wollen. Kurz: Ihre Authentizität in Worte zu fassen. Und ich schätze es gemeinsam mit meiner Schwester, die als selbstständige Grafikerin arbeitet, schöne Dinge zu kreieren. Design und Text gehören für mich zusammen und sollten im Idealfall eine Symbiose ergeben.“

Lebenslauf
Christina Mathis, *5. November 1987, ist in Hohenems aufgewachsen und hat ihr Bachelor-Studium „International Business Management“ an der HFU Business School in Villingen-Schwenningen und ihr Journalismus-Studium an der Freien Journalistenschule Berlin (berufsbegleitendes Fernstudium) absolviert. Berufliche Engagements bei Zumtobel, Cree, Bachmann electronic, der Universität Liechtenstein, dem grünen Landtagsklub und der Stadt Meersburg folgten, bevor sie mit ihrer Zwillingsschwester Asien und Australien bereiste. 2020 machte sich Christina Mathis als freie Texterin und Journalistin selbstständig, mit ihrem Mann Agustín Ramos Peruzzo lebt sie seit Ende 2022 in Encamp, Andorra.
www.christina-mathis.com

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