Generationen und Organisationen verbinden
Ein partizipatives und organisationsübergreifendes Forschungsprojekt lädt zum gemeinsamen Lernen über Generationen- und andere „Bubble“-Grenzen hinweg ein. Es ist ein etwas anderer Zugang zum Generationenthema. Abseits vom Schema scheinbarer Klarheit von Babyboomern, X, Y, Z & Co. gilt stattdessen der Modus „Vielfalt gelingt“.
Was können ganz junge und erfahrene Menschen aus Profit- und Non-Profit-Organisationen miteinander und voneinander lernen? Ausgehend von dieser Überlegung hat der Verein „Vielfalt gelingt“ in einem Pilotprojekt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Unternehmen Blum und Gebrüder Weiss mit Jugendlichen und ihren Betreuern und Betreuerinnen aus dem Vorarlberger Kinderdorf zu einer gemeinsamen Lern- und Forschungsreise zusammengebracht, und das mit Erfolg: Aus dem Pilotprojekt entstand ein von den drei Organisationen selbstorganisiert weitergeführter gemeinsamer Entwicklungsprozess, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird.
Drei weitere Projekte
Dieses Pilotprojekt war aber auch Idee und Grundlage für Neues: Mit Unterstützung der Österreichischen Forschungsfördergesellschaft – 50 Prozent des Projektes werden über die Impact Innovation Förderung mitgetragen – wird nun eine konkrete, vertiefte Umsetzung dieses auf Partizipation ausgerichteten Forschungsprojekts ermöglicht. Es werden drei weitere solcher Lernreisen stattfinden. Dabei werden erneut ganz junge und erfahrene Menschen aus jeweils drei Organisationen zusammengebracht, wobei wiederum jeweils zwei Profit- und eine Non-Profit-Organisation eingebunden werden. Das Modell verfolgt dabei einen holistischen, sprich ganzheitlichen Ansatz: Indem im Miteinander der Generationen nachhaltige Entwicklungen – ökologische, ökonomische und/ oder soziale – angestoßen werden.
Was aber ist das Besondere, das Innovative an diesem Forschungszugang und Lernweg? Unter anderem Folgendes: Bevor der Ist-Zustand in den Organisationen der Projektpartner von den Teilnehmenden genauer betrachtet wird, bekommen sie sozusagen einen kleinen Schubs, um in einen bereits inspirierten Zustand zu kommen.
Inspirieren heißt übersetzt auch: Einatmen. Man holt sich also frische Luft, frischen Sauerstoff, frischen Wind von außen.
Es wird ein sicherer Raum über Abteilungs-, über Organisations- und Generationengrenzen hinweg geschaffen; ein sicherer Raum, der wechselseitiges Vertrauen und möglichst große methodische und inhaltliche Offenheit bietet. Auch wertschätzende Reibung ist integraler Bestandteil. Alle vorhandenen Vielfalten sind willkommen. Gewechselt werden die Perspektiven, indem auch Standorte und Gastgeberschaften wechseln – und so die eine Welt die andere kennenlernt. Die Workshopleiter und Workshopleiterinnen des Vereins „Vielfalt gelingt“ erteilen dabei keine Ratschläge von außen, sondern sind teilnehmende Beobachtende des Prozesses und gleichzeitig Ermöglichende von innen.
Die teilnehmenden Menschen verfügen dabei jederzeit über Selbstwirksamkeit. Es ist höchst erwünscht, die eigenen kleineren und größeren Erkenntnisse aus dieser gemeinsamen Forschungsreise bereits fortlaufend in den organisationalen Alltag mit einzubauen und damit zu experimentieren.
Erst nach dem Kennenlern- und dem Intensivworkshop finden auch Einzelgespräche mit den Teilnehmenden statt. Aufgrund der durchgehenden Lösungsorientierung wird vermieden, dass sie in die Problemtrance geraten, sprich sich allzu sehr nur auf das Problem fokussieren. Somit wird womöglich der Weg zur gelingenden Vielfalt abgekürzt.
Metaphorisch gesprochen kommt dann die Zeit des Ausatmens. Die Lungenflügel werden kleiner, das Herz bekommt wieder mehr Raum und kann sich entspannen. Und die Inspiration beginnt von vorne.
Nachhaltige Umsetzung und Verankerung
An diesem Punkt der Reise werden individuelle und kollektive Lernschritte systematisch analysiert und gemeinsam reflektiert. Es werden gemeinsam nachhaltige nächste Schritte identifiziert und im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten umgesetzt. Idealerweise setzen diese konkreten Schritte genau dort an, wo das größte Potenzial und die naheliegendsten Lösungsansätze aufgetaucht sind – und wo die Umsetzung am wenigsten „Arbeit“ erfordert.
Am Ende dieses Vertiefungsprojektes wird man jedenfalls nochmals deutlich mehr über die Gelingensbedingungen guter Beziehungen zwischen den Jungen und den Erfahreneren gelernt haben. Organisationen, die diese Kompetenzen besitzen und glaubhaft leben, werden am Fachkräftemarkt als Magnet wirken – und Innovation gepaart mit Partizipation besser umsetzen können. Auch der Wissenstransfer zwischen den Generationen wird ihnen nachhaltiger gelingen.
Womöglich ist es an dieser Stelle hilfreich, wenn sich die Verantwortlichen in den Organisationen selbst die folgende, durchaus etwas provokative Frage stellen: ‚Sonntagssprechen‘ Sie noch oder ‚Alltagsumsetzen‘ Sie bereits dieses verbindende Lernen über Generationengrenzen hinweg? Das vertiefende partizipative Forschungsprojekt setzt jedenfalls bei Zweiterem an.
Weitere Informationen und Kontaktaufnahme: www.vielfaltgestalten.at
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