Peter Pienz

120 Jahre Kino

Februar 2016

Im Jahre 1895 gab es mehrere Erfinder, die für sich beanspruchten, Laufbilder vorführen zu können. Darunter die berühmten Gebrüder Lumière und Skladanowsky. Letztere entwickelten das „Bioscop“, mit dem sie am 1. November 1895 erstmals kurze Filmsequenzen vor einem zahlenden Publikum projizierten. Das gilt als eigentlicher Startschuss für das Kino.

Vorarlberg musste auf diese Erfindung rund vier Jahre warten: Im Oktober 1901 wurde für vier Tage auf dem Weiherplatz in Bregenz ein Lumiére-Kinematograph aufgestellt, welcher großen Erfolg hatte. Die erste Epoche des Kinos nennt man die frühe Kinematografie. Vor allem auf Jahrmärkten sahen Tausende Menschen erstmals in ihrem Leben bewegte Bilder. 1907 gab es ein riesiges Zircuszelt, das 2500 Plätze bot und in dem ein 2½ stündiges Gala-Programm geboten wurde. Es gastierte in Bregenz, Dornbirn und Feldkirch.

Langsam fanden diese Filmaufführungen auch in Hotel- oder Mehrzweck-sälen statt, etwa im Löwen und im Central in Bregenz oder im Saalbau Feldkirch. Die Stummfilm-Ära von 1907 bis 1930 führte zur Gründung von vielen Kinounternehmen in Vorarlberg, vor allem durch den Invalidenverband, aber auch durch katholische Gruppierungen. In dieser Zeit begann sich der Film zu einer anerkannten Kunstform zu entwickeln und es gab bereits typische Stilrichtungen. Der Stummfilm war meist von lebender Musik begleitet und manchmal koloriert, getönt oder viragiert, also nicht unbedingt stumm und schwarzweiß. 

Rasch eroberten beliebte französische Filme den Markt. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden „Feindfilme“ verboten, die österreichische und die deutsche Filmindustrie entdeckte die propagandistische Wirkung des Films und machte ihre ersten Wochenschauen. 

Der Tonfilm setzte sich nur relativ langsam durch, namhafte Künstler wie Charles Chaplin oder Sergei M. Eisenstein waren lange Zeit Gegner des Tonfilms. Mit der Einigung auf ein Lichtton-Verfahren 1930 war jedoch der Siegeszug des Tonfilms unaufhaltsam. 

Erste Farbfilme wurden ab 1931 in Vorarlberg aufgeführt, diese bestanden freilich nur aus zwei Farben. Ab 1939 gab es mit „Vom Winde verweht“ den ersten 3-Farben-Technicolor-Film, gleichzeitig entwickelte Agfa in Deutschland die ersten Farbnegativfilme für die Ufa, die für die Nazi-Propaganda eine bedeutende Rolle spielten. 

Die Blütezeit des Kinos war zwischen 1955 und 1959. Besucherhöchststand in Vorarlberg war im Jahr 1955 mit 2,2 Millionen Besucher. Den Leuten ging es nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren wieder besser, und Kino war das populärste Vergnügen der einfachen Leute. Doch das Fernsehen stand vor der Tür. Um dem etwas entgegenzuhalten, wurde ab 1955 das bisher fast quadratische Bild ganz schön breit gemacht – Cinemascope, Panavision und sogar 70-mm-Verfahren boten schöne, große Bilder, wie sie das Fernsehen nicht bieten konnte. Die Kinos mussten dazu restauriert werden. 

Ab 1980 setzte sich auch bei uns langsam der Stereo- oder Raumton durch. Seit Dezember 1998 gibt es das Cine-plexx in Hohenems, das in vielen Sälen und mit entsprechenden gastronomischen Angeboten ein neues Kinoerlebnis ermöglicht. 

Seit 2008 schreitet die Digitalisierung der Kinos rasch fort und hat praktisch 100 Prozent erreicht. Dadurch werden auch 3D-Kinoerlebnisse überall möglich. 

Einige der größten Erfolgsfilme weltweit waren: Vom Winde verweht, Ben Hur, Der weiße Hai, Krieg der Sterne, E.T., Jurassic Park, Titanic, Avatar und  Herr der Ringe. 

Hauptgrund der Kinoschließungen ab den 1960-er-Jahren war sicher die rasche Ausbreitung des Fernsehens mit immer mehr Sendern und vermehrt attraktiven Kinofilmen. Auch Sonderabgaben von 15 Prozent Kriegsopferabgabe und zehn Prozent Vergnügungssteuer und die leider bis in die Achtzigerjahre erlassenen Filmverbote spielten zu dieser Zeit eine wesentliche Rolle. 

Seit 1960 waren in Vorarlberg immer wieder Filmverbote verordnet worden, wodurch ein regelrechter Filmtourismus nach Lindau zu unseren Nachbarkinos in Deutschland erfolgte, welche in ihren Kinoprogrammen vorwiegend jene Filme ins Programm aufnahmen, die bei uns verboten waren.

Hinzu kamen nachfolgend die Videoverleihgeschäfte und später auch der freie DVD-Markt in diversen Geschäften. Ein weiterer Grund für die Kinoschließungen war das oft unverständliche Verhalten mancher Filmverleiher gegenüber den Kinobetreibern in der Provinz, welche die Filmvergabe von Erstaufführungsfilmen an Provinzkinos erschwerten, was letztlich zu einem enormen Wettbewerbsnachteil unter den Kinos selbst führte. 

Investieren in eine unsichere Zukunft ist daher zur Überlebensfrage geworden, was die Schließung vieler Betriebe in den Gemeinden begründet. Kino hat auch nach 120 Jahren, trotz der vielen Betriebsverluste und technischen Veränderungen seinen hohen Stellenwert im Kultur- und Freizeitangebot beibehalten und ist als gesellschaftliches Erlebnis immer noch von großer und wesentlicher Bedeutung.

Kinostandorte in Vorarlberg 2014: sieben Fixstandorte, fünf Betreiber und 23 Kinosäle. Alle Kinos zusammengezählt hatten 994.659 Besucher, das sind 14,81 Prozent Steigerung gegenüber 2014 und erwirtschafteten einen Umsatz von exakt 9.634.008 Euro.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.