Sabine Barbisch

Martina Walch: Wo die Liebe hinfällt oder wenn eine Weltenbummlerin „ankommt“

Dezember 2014

Wie eine gebürtige Brazerin auf einer über 11.800 Kilometer entfernten Insel im Indischen Ozean ihr Glück gefunden hat, wie ihre farbenfrohen Wollmützen nicht nur die Surfer vor Ort begeistern und warum es am besten ist, dort zu leben, „wo die Liebe hinfällt“.

Dass man es bei Martina Walch mit einer sehr herzlichen Person zu tun hat, merkt man schon bei ihrer ersten Antwortmail. Das „Du“ wird einem ebenso schnell angeboten wie ein süßes Foto ihrer kleinen Familie. „Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast“ lautet die Bildunterschrift.

Sobald es ums Thema „Beanies“ – das englische Wort für Mützen – geht, ist aber auch klar, dass Walch eine toughe Geschäftsfrau ist. Bevor ihr Leben und ihr Erfolg in der Ferne Realität wurden, absolvierte sie die höhere Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe in Bludenz und arbeitete danach acht Jahre in der Hotellerie. Im Jahr 2000 absolvierte sie in London eine Ausbildung als Make-up Artist, 2002 zog sie für einen Job bei Stila nach Zürich. „Nach zwei Jahren wurde mir der Arbeitsalltag dort aber zu langweilig und ich brach meine Zelte ab“, erzählt Walch von ihrem „Leben vor Bali“. Auf Drängen eines guten Freundes packte sie 2004 ihre Koffer für ihre erste Reise nach Indonesien, „um Surfen zu lernen. Das war einer meiner Träume.“ Doch aus dem Surftrip wurde viel mehr als ein Urlaub. Fortan verbrachte die quirlige Brazerin den Sommer in Bali und arbeitete im Winter am Arlberg.

Während ihres zweiten Sommers in Indonesien lernte sie den Balinesen Rian Dana kennen und verliebte sich in ihn. Als aus dem Urlaubsflirt eine Fernbeziehung wurde, galt es, Wege zu finden, die Flüge zwischen den Kontinenten zu finanzieren. „Zuerst habe ich im Surfcamp eine Cocktail Night organisiert. Dann kam die Sache mit den Strickmützen dazu. Ich hatte für mich privat schon immer Kisten voller Beanies. Im Camp gingen wir surfen, bei der Heimfahrt pfiff uns der Wind um die Ohren und wir hatten im eigentlich heißen Bali keine Kopfbedeckungen, die uns davor schützen. Und da war schon die Idee: Ich schlug vor, Strickmützen als Merchandise-Produkte für das Surfcamp zu entwickeln.“ Die kunterbunten Mützen wurden zu einem Verkaufsschlager. „Also dachten wir uns, das sollte ja auch in der Heimat funktionieren.“

Martina Walch war bis dahin schon weit gereist, „ich dachte mir aber immer, dass ich einmal dort landen würde, wo mich die Liebe hinführt“. Und so fasste sie eine wichtige Entscheidung: Sie wollte fortan auf Bali leben und von ihren selbst designten und produzierten Wollmützen leben. Ihr Unternehmen „Dana Beanies“ gründete sie im Jahr 2006. „Dana steht dabei für den Familiennamen meines Mannes und bedeutet übersetzt so viel wie ‚glücklich zu geben‘, und Beanie meint eben Mütze“, erzählt Walch, die seit 2008 mit Rian Dana verheiratet ist. Seitdem ist viel passiert: In ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz hat sie Partner, die ihre „Dana Beanies“ vertreiben. „Unser neuester Streich sind ‚customized beanies‘ für verschiedenste Kunden. Das heißt, dass wir für Shops, Hotels, Skihütten oder Firmen Mützen mit deren Logo produzieren. Und auch Farben, Form und
Style können ganz individuell ausgesucht werden.“

Ihr Unternehmen ist aber noch viel mehr: „Wir unterstützen Frauen in Bali.Rian kommt aus Negara, dem Nordwesten der Insel. Dort lassen wir auch unsere Mützen stricken. Hier produzieren Frauen in liebevoller Heimhandarbeit die Beanies, und weil es in dieser Region nicht viele Jobmöglichkeiten für Frauen gibt, kann mit jeder ‚Dana Beanie‘ einer Frau und deren Familie geholfen werden“, erklärt Walch.

Seit einem Jahr gibt es aber noch ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld für das vorarlbergerisch-balinesische Pärchen: „Seit wir unser Söhnchen Nalin haben, dreht sich alles um ihn. Und das ist wohl nicht viel anders als in Vorarlberg“, schmunzelt sie. Wie die meisten, die fernab der Heimat leben, vermisst auch Martina Walch vor allem Familie und Freunde. „Aber auch der Wechsel der Jahreszeiten, die frische Luft und das gute Bergwasser gehen mir ab – und ab und zu auch die Struktur“, ergänzt sie mit einem herzlichen Lachen.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.