Sabine Barbisch

Caroline Adenberger: „Brückenbauerin“ in Katar

Juni 2021

Im Gespräch mit „Thema Vorarlberg“ berichtet die in Fußach und Bregenz aufgewachsene Caroline Adenberger von ihrer Arbeit im AußenwirtschaftsCenter Doha und wie es sich zwischen den künstlichen Inseln und der unberührten Natur Katars lebt.

Katar, an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Arabischen Golf gelegen, verfügt als weltweit größter Flüssiggasexporteur über beachtlichen Wohlstand. In dem kleinen Emirat mit einer Landesfläche in der Größe von Oberösterreich leben rund 2,8 Millionen Einwohner, 300.000 davon sind Kataris. Seit August 2019 ist die Hauptstadt Doha Arbeits- und Lebensmittelpunkt von Caroline Adenberger. Sie leitet das AußenwirtschaftsCenter Doha und ist Handelsrätin für Katar und Kuwait: „Es ist meine erste Tätigkeit in Nahost. Geopolitisch ist die Region komplex und ständig in Bewegung.

Die „Brückenbauerin“

Die Juristin ist in ihrer Funktion erste Ansprechpartnerin für österreichische Unternehmen, die diese Märkte „bespielen“ wollen: „Erstexporteure informieren wir über allgemeine Marktbedingungen und unterstützen bei der Marktanalyse bis hin zur Vermittlung von lokalen Partnern und helfen mit unseren lokalen Teams auch bei sprachlichen oder kulturellen Fragen. Für Firmen, die bereits am Markt vertreten sind, intervenieren wir bei Schwierigkeiten – sei es beim Zoll, mit einem Geschäftspartner oder bei den Behörden – und versuchen eine Lösung zu finden.“ Ein Anliegen ist ihr auch die Sichtbarkeit ihrer Heimat: „Österreich genießt ein sehr hohes Ansehen im arabischen Raum, was ein gutes Fundament für unsere Öffentlichkeitsarbeit und bei Messen, Konferenzen etc. schafft.“ Über den ganzen Globus gesehen, betreut die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA rund 24.000 österreichische Unternehmen im Jahr. „Es ist eine schöne Aufgabe als Servicepartner für österreichische Firmen direkt im Zielmarkt da zu sein und als eine Art ‚Brückenbauerin‘ einen Beitrag zu Österreichs Exportwirtschaft zu leisten“, erklärt Caroline Adenberger. 
Wenn sie sich zurückerinnert, sieht sie die Freude am Reisen als „Wegbereiter für den Wunsch nach einer internationalen beruflichen Tätigkeit“. Schon früh, während Studienaufenthalten und bei verschiedenen Praktika im Ausland, hat sie das Fernweh gepackt. „Ich bin 2004 nach Abschluss meines Studiums in Wien über eine Praktikumsmöglichkeit in die USA gekommen. Dort war meine erste Station Washington DC, wo ich mehrere Jahre verbrachte. Diese Zeit war sicherlich sehr prägend, vor allem was die Internationalität der Stadt und die Offenheit der Menschen mit den unterschiedlichsten Nationalitäten betrifft.“ Weitere Auslandsaufenthalte in New York und Seoul folgten. 

Künstliche Inseln und unberührte Natur

Seit August 2019 lebt Adenberger in Doha, genauer im Stadtteil „The Pearl“, einer künstlichen Insel im Norden der Stadt, wo auch viele andere Expats, sprich hochqualifizierte Fachkräfte, die für internationale Organisationen tätig sind, wohnen. „An Katar gefällt mir aber die unberührte Natur besonders gut: Die Landschaft ist klimatisch bedingt eher karg, aber wer Gefallen an der Wüste findet, kommt auf seine Kosten. In der ‚Inland Sea‘ im Süden des Landes gibt es Sanddünen, die direkt im Meer enden.“
Wüstentrips und Camping beschreibt die 42-Jährige als „Volkssport der Kataris und Expats“. In ihrer Freizeit erkundet Adenberger auch die Mangroven an der Ostküste bei Al Dhakira, wo man schöne Strände für Wassersportaktivitäten wie Kite-Surfen findet: „Man kann in Katar insgesamt sehr gut Sport betreiben, was ich auch sehr gerne mache. Es gibt zwar keine Berge, aber dafür den direkten Zugang zum Arabischen Golf und eben die beeindruckende Wüste.“ Nur das Klima – im Sommer über 40 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit – können die körperliche Betätigung erschweren. „Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Kataris sind bemerkenswert und machen das wieder wett“, fügt Caroline Adenberger mit einem Augenzwinkern an. 
Trotz aller spannenden und neuen Erfahrungen bringt das Leben als Expat Herausforderungen mit sich: „Dazu gehört sicherlich das Schaffen neuer Netzwerke – beruflich aber auch privat – an jedem neuen Einsatzort. Denn erst, wenn man dieses Beziehungsnetzwerk hat, ist man richtig angekommen.“ Das Pflegen dieser Kontakte erfordert viel persönlichen Einsatz, vor allem wenn alle paar Jahre ein neuer Dienstort ruft. „Das gleiche gilt auch für Familie und Freunde in Österreich“, weiß Caroline Adenberger: „Wenn man sich nur ein- bis zweimal pro Jahr persönlich sieht, besteht die Gefahr der Entfremdung. Soziale Medien helfen zwar, in Kontakt zu bleiben, aber man muss sich auch bewusst Zeit füreinander nehmen. In dieser Herausforderung liegt aber auch das Schöne: Freundschaften und Beziehungen zu Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen und Lebenswegen. Dafür bin ich dankbar, ich empfinde das als große persönliche Bereicherung.“

Lebenslauf

1978 wurde Caroline Adenberger geboren, aufgewachsen ist sie in Fußach und Bregenz. Nach der Matura am BG Blumenstraße hat sie an der Universität Wien Rechtswissenschaften studiert und dabei auch Auslandsaufenthalte in der Schweiz und dem Vereinigten Königreich absolviert. Ihren Master in Internationalen Beziehungen hat Caroline Adenberger an der Johns Hopkins School of Advancend International Studies in Washington DC gemacht. Berufliche Aufenthalte in Washington DC, New York und Seoul folgten, bevor sie 2019 zur Leiterin des AußenwirtschaftsCenters Doha und Handelsrätin für Katar und Kuwait bestellt wurde.

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