Dieter Thomä, der Philosoph, hatte einmal gesagt, dass man es sich in Österreich seit langer Zeit in einem Modell von Regierung eingerichtet habe, in dem man sich „wie in einem spätfeudalen System arrangiert, sich gegenseitig etwas zuschiebt und davon profitiert“. Was da also zuletzt ans Tageslicht gekommen ist, an Nebenabsprachen und Chats, an Eigennutz und Korruption, das ist nichts anderes als der Beweis für Thomäs Feststellung. Und die Bestätigung dessen, was sich viele schon zuvor gedacht hatten: dass Macht schwache Charaktere korrumpiert.
Wer sich nun aber über Gebühr über die Verfehlungen unserer Bundes-Politiker ärgert, dem sei nahegelegt, was in der „Süddeutschen“ jüngst über unser Land geschrieben stand: Dass man in Österreich das Leben zunächst immer nach seiner satirischen Qualität beurteile und dass „die Liebe zum Skurrilen und die Fähigkeit, die Komik der jeweiligen Situation zu würdigen“, zu den größten hiesigen Qualitäten gehören würden. Also schreien wir an dieser Stelle nicht im Chor der Entrüsteten mit, sondern würdigen Situation und Komik, indem wir in leichter Abwandlung eines alten Spruchs feststellen: Das Geheimnis der Zufriedenheit sind niedrige Erwartungen.