Bloßer Durchschnitt bringt uns nicht weiter!

Nicht erst seit der PISA-Studie und der Zentralmatura macht sich – vor allem in unserem Schulsystem – ein Phänomen breit: Alle Schüler werden über einen Kamm geschert. Ganz nach dem Motto: Ob Elefant, Affe oder Schlange – jeder muss auf einen Baum klettern können! Und wenn das der Elefant nicht schafft, dann heißt es üben, üben, üben.

Um den zentralistisch formulierten Anforderungen gerecht zu werden, wird mit enormem Aufwand an den Schwächen gearbeitet. Dabei bleibt keine Zeit für die Förderung und Ausprägung der individuellen persönlichen Stärken. Das einzig zählbare Ergebnis ist meist, dass alle Durchschnitt sind. Der Autor und Genetiker Markus Hengstschläger beschreibt dies in seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“ eindrücklich.

Natürlich ist klar, dass wir alles unternehmen müssen, dass jedes Kind und jeder Jugendliche mit den wesentlichen Grundkompetenzen für das weitere Leben und für den Berufsweg ausgestattet wird. Dazu gehören Lebenskompetenzen wie die Fähigkeit, Probleme und Konflikte zu lösen, mit Stress, aber auch Langeweile umzugehen, Kreativität, Empathie, Selbstvertrauen. Neben den schulischen Grundkompetenzen zusätzlich noch eine positive Arbeitshaltung, Respekt, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit. Klar ist aber auch, dass nicht jeder Elefant auf jeden Baum muss. Viel wichtiger ist es, die individuellen Talente eines jeden zu entdecken und zu fördern.

Gleichzeitig hat sich (Aus-)Bildung an den zukünftigen Herausforderungen und den Berufswünschen zu orientieren. Eine Zentralmatura in Mathematik, die durch die gewählte Schulform vorgegeben wird, entbehrt jeder Logik. Vielmehr muss der Anspruch an die notwendigen mathematischen Fertigkeiten auf die zukünftige Studienrichtung und die Berufswahl ausgerichtet sein.

Kommentare

Der Ansatz greift leider zu kurz. Die Zentralmatura zu kritisieren ist m.E. zu wenig. Das "Bildungsübel" fängt nämlich schon in der VS an. Gegen die Zentralmatura anzuschreiben ist weniger problematisch als etwa die Frage nach den Integrationsklassen in den VS zu problematisieren, oder die gefühlten 95% weiblichen Pädagoginnen in den VS, die wiederum zu gefühlten 70% in Teilzeit beschäftigt sind - was in Summe dazu führt, dass die Lehrinhalte möglichst in Vormittagsunterricht gestopft werden mit der Konsequenz, dass diese "Verdichtung" mit Sicherheit auch einen Einfluss auf das Aufnahmevermögen der Kinder hat. Dass viele der VS-Abgänger nach der 4. Klasse größte Schwierigkeiten beim Lesen, Rechnen und Schreiben haben ist ja bekannt. Als gesellschaftliches Thema kommt es allerdings so gut wie nicht vor, obwohl hier die Grundlagen für eine spätere "Bildungskarriere" geschaffen werden. Zu guter Letzt: Auch im obigen Text wird leider auch nicht darauf eingegangen, warum gerade unsere Maturanten im Österreich-Vergleich derart miserabel abschneiden. Da scheint es auch in der pädagogischen Arbeit schwere Mängel zu geben. Das kann man nicht allein mit der Kritik an der Zentralmatura unter den Teppich kehren.