Sina Wagner

Geschäftsleiterin „Lichtstadt Feldkirch“ 

Hilft uns ein bißchen Licht?

Dezember 2019

Derzeit omnipräsent: Wie können wir authentische WeltverbessererInnen werden? Zu groß gedacht, anfangen im „Kleineren“: Wie können wir kompetente GestalterInnen unserer Gegenwart sein? 
Meine Profession ist die Kunstgeschichte und sonst: Veranstaltungsorganisation. Beides verbindet das Potenzial zur Begegnung. So dachte ich, als ich vor zwei Jahren begann, für den Verein um das neue biennale Lichtkunstfestival „Lichtstadt Feldkirch“ zu arbeiten. Im Oktober 2018 durften wir eine Premiere mit rund 30.000 BesucherInnen erleben. Von Jung bis Alt waren alle unterwegs, ließen das, was KünstlerInnen an öffentlichen Orten mit Licht zu erzeugen vermögen, auf sich wirken, machten mit, waren glücklich, fühlten sich verbunden im sonst Fremden.
Was mir in der Theorie geläufig war, zeigte sich in beeindruckender Weise: Öffentliche Orte werden von KünstlerInnen nicht nur illustriert oder spektakulär bestrahlt. Die inhaltliche Stärke lichtkünstlerischer Positionen und Arbeiten liegt darin, Themen unserer Gegenwart zu formulieren und zu artikulieren, indem sie Licht als Transportmittel nutzen. Ergebnis war ein friedliches, wertschätzendes Miteinander auf den Straßen, in eben dem öffentlichen Raum, wo unser Zusammenleben grundsätzlich verhandelt wird – und das nicht immer barrierefrei und frei. Doch hier ergibt sich eine Kraft des Dialogs, der im kulturellen Bereich trotz „Teilhabe“ und durch Schwellenängste häufig hinter seinen Möglichkeiten zurücksteht. Das Privileg der Chancenvielfalt und Grenzüberwindung durch Kunst sollten wir gemeinsam genießen, nutzen, weiterdenken und offen bleiben. Darauf freue ich mich im Oktober 2020 zur nächsten „Lichtstadt“! Und nun überlege ich mir den besten Ort für einen Laubhaufen, der Igel mag es schließlich warm und dunkel.