Stefania Pitscheider Soraperra

ist Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin. Seit 2009 leitet sie das Frauenmuseum Hittisau, das einzige Frauenmuseum Österreichs, das seit über 20 Jahren Frauengeschichte und Frauenkultur sichtbar macht. In diesem Jahr wurde ihr Museum mit einer Special Commendation beim European Museum of the Year Award 2021 bedacht.

Noch viel zu tun

Mai 2015

Bis zur juristischen Gleichberechtigung der Geschlechter war es ein langer Weg. Bis 1975 konnte ein Ehemann seiner Frau verbieten, berufstätig zu sein, und erst 1999 wurde die Gleichanteiligkeit der Ehepartner in Bezug auf Haushaltsführung, Kinderbetreuung und unbezahlter Arbeit gesetzlich verankert.

Von einer faktischen Gleichstellung der Geschlechter in Gesellschaft und Arbeitswelt sind wir allerdings weit entfernt. Das Bildungsniveau von Frauen und Männern ist zwar angeglichen, unbezahlte Arbeit wird aber vorwiegend von Frauen geleistet. Die Einkommensschere beträgt in Vorarlberg beschämende 28 Prozent – ganz zu schweigen von schlechten Aufstiegschancen und Beteiligungsquoten in der Wirtschaft.

Vieles hat sich zwar für Frauen in den letzten hundert Jahren zum Positiven verändert. Die Geschichte zeigt aber, dass als selbstverständlich angesehene Rahmenbedingungen auch wieder streitig gemacht werden können. Wenn die bisherige Landtagspräsidentin Gabriele Nussbaumer zugunsten von Harald Sonderegger auf den Platz der Vizepräsidentin weichen muss, wenn Sonja Ablinger die Nachfolge Barbara Prammers im Nationalrat verwehrt wird, obwohl dies den Parteistatuten widerspricht, sind das prominente Anzeichen dafür, dass in Sachen tatsächlicher Gleichstellung vor allem in den Köpfen noch vieles anders werden muss.