Thomas Geisler

Geschäftsführer Werkraum Bregenzerwald

Schule machen

November 2016

Das von Peter Zumthor geplante Werk­raumhaus im Bregenzerwald ist jetzt auch Schulhaus. „Ihr werdet schon hineinwachsen“, meinte der Schweizer Architekt bei der Eröffnung. Das Haus hat sich seitdem als Magnet für Handwerk- und Architekturinteressierte weit über das Land hinaus einen Namen gemacht. Mit Schuljahresbeginn ist es auch ein Ort der neuen Werkraumschule – ein Gemeinschaftsprojekt mit den Bezauer Wirtschaftsschulen. Die Weite und Größe des Hauses, die auch Freiraum für Ideen bietet, hat eines der innovativsten Modelle in der Debatte um das Bildungssystem hervorgebracht. Den Wälder „Stolz“ und „Eigensinn“ brauchte es, um den Frustrationen im Hinblick auf einen gesicherten und qualifizierten Nachwuchs im Handwerk entgegenzuwirken. Hand anlegen können die „Werkräumler“ – wieso nicht auch am Bildungsangebot? Berufsorientierung und Perspektivenbildung für zukünftige Handwerkerinnen und Handwerker – darin sieht das fünfjährige Schulmodell seine Mission. In den drei ersten Jahren bekommen die Jugendlichen das kaufmännische Rüstzeug bis zur Unternehmerprüfung, und parallel dazu praxisorientierte Module als Entscheidungsbasis für einen handwerklichen Lehrberuf. Die folgende verkürzte Lehrzeit wird weiterhin mit Aktionswochen im Klassenverband der Werk­raumschule von einem Ausbildungscoach begleitet. Grundlagen in anderen Gewerken und Gemeinschaftssinn sind später auf der Baustelle gefragt. Dass die Ausbildung auch weiterführen kann, ist selbstverständlich. Man bedenke, welche Manager, Architekten und andere Akademiker mit Praxisbezug hervorgebracht würden. Zunächst ist das Modell aber wichtig für die Sicherung von Fachkräften in der Region. Dass es bereits Schule macht, zeigt der vollbesetzte erste Jahrgang, aber auch das Interesse aus dem In- und Ausland am Pionierprojekt.