Pater Martin Werlen

* 1962 in Obergesteln im Kanton Wallis, Benediktiner, Mönch des Klosters Einsiedeln und Philosoph, Theologe und Psychologe, war von 2001 bis 2013 der 58. Abt des Klosters und Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz.
Seit August 2020 ist Pater Martin Propst der zum Kloster Einsiedeln gehörenden Propstei St. Gerold. Vom mehrfachen Bestsellerautor zuletzt erschienen ist das Buch „Raus aus dem Schneckenhaus“, Verlag Herder, 2020.

Solidarität

Dezember 2021

solidarität ist der Schlüssel, um aus der Schlinge der Pandemie herauszukommen. Nur miteinander gelingt es. Wer einfach auf sein ICH pocht und den Blick zum WIR verpasst, steht diesem Miteinander im Weg. Solidarität ist auch der Schlüssel zum Geheimnis des Weihnachtsfestes. Es ist ein Fest des WIR von Gott und Mensch, von Mensch und Mensch, von Mensch und Schöpfung.

Es stimmt mich sehr traurig, wenn Menschen – zudem Getaufte – vom Staat zur Solidarität verpflichtet werden müssen. Was ich dabei leicht vergesse: Die Mehrheit der Bevölkerung trägt in großer Solidarität die Situation mit – über alle Generationen, Erfahrungshintergründe, Religionszugehörigkeiten und Kulturen hinweg.

Wir können hoffen und dazu beitragen,

›› dass die Menschen, die in verschiedenen Bereichen – vor allem im Gesundheitswesen – jetzt oft über ihre Kräfte gefordert sind, die ihnen zustehende Anerkennung erfahren.

›› dass nicht mehr Menschen in politische Verantwortung gewählt werden, die durch ihr respektloses Verhalten in aller Öffentlichkeit ungestraft gezielt zur Spannung in der Gesellschaft beitragen.

›› dass Algorithmen in den sozialen Medien nicht mehr ungehindert den wissenschaftlichen Diskurs in Kreisen der Bevölkerung verhindern und stattdessen abstruseste Theorien verbreiten können.

Ein großes „Vergelt’s Gott“ an alle, die in den vergangenen Monaten auch durchs Impfen ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahrgenommen haben. Die Übrigen ermutige ich, diesen Schritt jetzt sofort zu tun. Was ich denke von Menschen, die in einer solchen dramatischen Situation vom Staat zur Solidarität gezwungen werden müssen, behalte ich wohl besser für mich … Damit viele Menschen das Geheimnis von Weihnachten erfahren dürfen.