Oliver Heinzle

Archivar und Historiker im Lustenauer Gemeindearchiv

Verortete Stickereigeschichte

März 2020

Die maschinelle Produktion von Stickereien war für einige Vorarlberger Gemeinden während der letzten 150 Jahre ein ungemein prägender Wirtschaftszweig. Wohlstand und Wachstum folgten auf die späte Industrialisierung der am Rhein gelegenen „Stickergemeinden“. Allerdings griffen gesetzliche Schutzmaßnamen für die meist selbstständigen Sticker und ihre Familien nur wenig. Kinderarbeit war lange Zeit an der Tagesordnung, und nur mittels extrem langer Arbeitszeiten konnten gute Verdienste erzielt werden.
In Lustenau haben sich, nachdem das alte Stickereimuseum schon vor längerer Zeit geschlossen worden war, vor rund eineinhalb Jahren, unterstützt von der Marktgemeinde Lustenau, einige Freiwillige zusammengetan und den Verein „Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation (S-MAK)“ gegründet. Ziel des S-MAK ist es, in einem experimentellen und offenen Prozess einen Ort zu etablieren, an dem mittels digitalen und analogen Sammlungsobjekten, Medien und Veranstaltungsangeboten, unterschiedlichste Aspekte der Stickerei aufgearbeitet und durchaus auch kritisch hinterfragt werden. Mittlerweile hat der Verein einen ordentlichen Depotraum eingerichtet und kümmert sich um die Erfassung, Digitalisierung und Konservierung einer schon vorhandenen Sammlung.
Daneben wird seit wenigen Wochen vor Ort eine kurze Geschichte der Vorarl­berger Maschinenstickerei in fünf Kapiteln präsentiert. Dabei werden die Übergänge von der maschinell unterstützten Handarbeit zur mechanischen Automatisation und später zur Digitalisierung der Produktionsprozesse sowie die damit einhergehenden extremen Produktionssteigerungen sichtbar. Einen Besuch der Ausstellung kann ich Ihnen wärmstens empfehlen. Und den Verantwortlichen sei für ihre vielen ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden herzlich gedankt.
www.s-mak.at