Walter Buschta

Vice President, Marketing, Phocuswright

What the F***?

Dezember 2020

Die meisten Leser und New Yorker haben eine Gemeinsamkeit: Kopfschütteln, über vieles, was hier in den USA vor sich geht. Der Umgang mit der Corona-Pandemie, Proteste, Polizeigewalt, den mehr als fragwürdigen Noch-Präsidenten, um nur ein paar Themen zu nennen. Das Land ist tief gespalten, zwischen den sehr wohlhabenden und besser ausgebildeten Küsten und dem „Flieg-drüber-Land“. Beide Lager sind so weit voneinander entfernt und haben ein so unterschiedliches Verständnis und eine andere Lebenseinstellung, dass einem das „United“ in den United States of America als eine Farce vorkommt. Die Stadt New York ist anders als große Teile der USA: Kulturell vielfältig, tolerant, weltoffen und mit einer veritablen Verachtung gegenüber dem Ex-New Yorker Donald Trump. Wir waren sehr früh und sehr stark von der Corona-Pandemie betroffen. Mit hunderten Toten pro Tag in einer Stadt, die ungefähr so viele Einwohner wie Österreich hat, ist man vorsichtiger geworden. Praktisch jeder trägt eine Maske, und obwohl Restaurants eine gewisse Anzahl an Gästen drinnen bedienen dürfen, sieht man viel mehr Leute beim neu geschaffenen Outdoor-Dining – auch bei sinkenden Temperaturen. Als vor wenigen Wochen Joe Biden an einem Samstagmorgen zum neugewählten Präsidenten ausgerufen wurde, konnte man überall in der Stadt Jubel und Hupkonzerte hören. Ich persönlich denke, es kann nach Trump nur besser werden. Biden ist zwar im gehobenen Alter, aber doch empathisch, immer noch smart und nicht soweit linksorientiert, wie andere Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. Ich habe die Hoffnung, dass sich generell sehr Vieles normalisieren wird, das Land langsam wieder zusammenfindet und der Isolationismus zu einem Ende kommt … auch wenn das seine Zeit brauchen wird.
[Walter Buschta stammt aus Feldkirch und lebt seit zehn Jahren in New York]