Sabine Barbisch

Alexander Maurer: „Das Bauchgefühl muss stimmen“

September 2015

Wie der in Hohenweiler aufgewachsene Alexander Maurer zu einem Wegbereiter des energieeffizienten Wohnens in Kanada wurde, was die Olympischen Spiele damit zu tun haben und wie es sich im kulinarischen Hotspot Vancouver lebt.

Das erste zertifizierte Passivhaus-Wohngebäude in Kanada, das am nördlichsten gelegene zertifizierte Passivhaus Nordamerikas, fünf weitere Erstprojekte in diesem Bereich und insgesamt über 50 bereits realisierte Bauprojekte im Niedrigenergie- und Passivhaussektor – das ist die beeindruckende Bilanz der unternehmerischen Tätigkeit von Alexander Maurer im zweitgrößten Staat der Welt. Bevor er sich 2008 mit einem Planungs- und Projektentwicklungsbüro für Niedrigenergie- und Passivhäuser in Kanada selbstständig machte, hatte er einiges ausprobiert. Die Geschichte nahm ihre Anfänge ebenfalls im Norden – und zwar in der nördlichsten Gemeinde Vorarlbergs, in Hohenweiler. Dort ist Maurer aufgewachsen. Nach der Matura am BORG in Lauterach begann er ein BWL-Studium in Innsbruck, entschied sich dann aber doch für Wien und schloss sein akademische Ausbildung dort ab.

Vom Mut, Dinge auszuprobieren

Nachdem die soziale Ader von Maurer während seines einjährigen Zivildiensts in der Altenbetreuung im Vordergrund stand, baute er in den folgenden zwei Jahren eine Niederlassung für eine Vorarlberger Firma im Bereich des Projektmarketings in Wien auf. „Etwa ab 2002“, erzählt Maurer, „gingen die einen Freunde aus unserer Vorarlberger Clique in Wien ins Ausland, die anderen kehrten ins Ländle zurück. Da fragte auch ich mich, was mein nächster Schritt sein sollte.“ Er entschied sich, „so weit weg wie möglich zu gehen“, berichtet er lachend von seinen Plänen, nach Kanada zu ziehen. „Mein Onkel ist Ende der 1990er-Jahre dorthin ausgewandert – ich tat es ihm 2003 gleich. Das Bauchgefühl stimmte einfach.“ Bis heute lebt Maurer nach dieser Devise: „Ich denke nicht nur daran, sondern probiere Dinge aus.“

Vom Koch zum Unternehmer

Schon während des Besuchs eines Kurses für Wirtschaftsenglisch war es um Alexander Maurer geschehen: Vancouver begeisterte ihn. Außerdem sehnte er sich nach einer Karrierepause und konzentrierte sich ganz auf seine bis dahin hobbymäßig betriebene Passion: Ein Jahr lang ließ sich Maurer in einer der weltbesten Kochschulen als Koch und Konditor ausbilden, arbeitete bei Cateringfirmen und im schuleigenen Restaurant. Doch das sollte nicht seine letzte berufliche Station sein – eine Kollaboration mit einem Bauunternehmen ergab sich: „Für die nächsten drei Jahre war ich dann östlich von Vancouver im Baumanagement tätig. Dabei erkannte ich das große Potenzial für eine ökologische Bauweise in Kanada, das bis dahin brachlag.“ 2008 gründete Maurer dann sein Unternehmen „Marken Design + Consulting“. Vorerst arbeitet er alleine, im zweiten Jahr kam dann eine Vorarlberger Architektin dazu. Als 2010 die Olympischen Spiele in seiner neuen Heimat Halt machten und das Österreich-Haus in Whistler in Passivbauweise errichtet wurde, nutzte Maurer die Chance und lotete seine Möglichkeiten in diesem Bereich aus. Sein Bauchgefühl für den richtigen Zeitpunkt ließ ihn nicht im Stich: 2011/12 stellte er mit seinem Unternehmen das erste zertifizierte Passivhaus in Nordamerika als Nachfolgeprojekt des Österreich-Hauses fertig.

Eine Idee findet Anklang

„Das Interesse an energieautonomen, gesunden und nachhaltigen Bau- und Wohnmöglichkeiten hat in den folgenden Jahren enorm zugenommen“, berichtet der sehr erfolgreiche Unternehmer, der in seinem internationalen Team fünf Mitarbeiter beschäftigt. „Ab 2000 hat es dann auch die Aufnahme von ökologischen Standards in die Bauordnung gegeben“, so der Pionier, der in Vancouver mittlerweile in Arbeitsgruppen der Stadt zur Forcierung einer ökologischen Bauweise mitarbeitet. Mit dem Erfolg springen natürlich immer mehr auf den Zug auf, räumt der Unternehmer ein. Maurer ist aber wieder einen Schritt weiter: „In Michigan fängt das Ganze erst an. Wir betreuen dort schon Projekte.“ Und seit Juli gibt es einen weiteren Standort von Marken Design + Consulting – und zwar in Dornbirn. „Mit dem Aufbau der Vorarlberger Niederlassung wollen wir deutschsprachige Bauunternehmen, Produktanbieter und Privatpersonen bei nachhaltigen Projekten in Kanada und den USA unterstützen.“ Er selbst will an beiden Firmensitzen tätig sein: „Die Fliegerei macht mir gar nichts aus. Ich plane, alle drei Monate von Vancouver nach Vorarlberg zu wechseln.“ So kann er auch von den positiven Aspekten beider Länder profitieren: „Dass ich hier schon aus Schul- und Studientagen so ein großes Netz an Freunden habe, ist unschlagbar. An Vancouver fasziniert mich hingegen die Offenheit – es ist unglaublich einfach, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Die Natur genieße ich an beiden Orten gleichermaßen.“ Die tolle Küche mit vielen internationalen Einflüssen spricht für den passionierten Koch wiederum für Kanada, wie auch der entspannte Lifestyle: „Es ist kein Problem, mit Shorts und Flipflops in einem Sterne-Restaurant essen zu gehen.“ Außerdem schätzt er die innovativen Ansätze der Kanadier, was das Arbeiten betrifft: „Neue, flexible Arbeitsformen werden stark forciert“, erzählt Maurer. Auch er und seine Mitarbeiter arbeiten in einem „shared workspace“ – mehrere Unternehmen teilen sich ein Büro und nutzen so Synergien. So wird hoffentlich schon bald ein Hauch des kanadischen Muts zu neuen Ideen im Ländle zu spüren sein.

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