Pascal Egloff

Blockchain-Technologie in Unternehmen

September 2018

Blockchain hier, Bitcoin da, Kryptowährungen überall! Solche Schlagwörter genießen gerade Hochkonjunktur. Die Berichterstattung schwankt dabei zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Auch online bieten haufenweise sogenannte Experten ihr Wissen zum Beispiel auf YouTube und in Foren an. Entsprechend schnell kann man sich einen ersten Überblick zum Thema verschaffen. Möchte man jedoch etwas mehr verstehen, die Zusammenhänge erkennen oder vielleicht gar eigenen Blockchain-Ideen nachgehen, wird es komplizierter. Doch speziell für KMU-Unternehmer wäre es wichtig, einen Schritt weiter zu gehen und sich vertieft mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Blockchain gehört im übergeordneten Sinne zur Bewegung der Digitalisierung. Obwohl dieser Begriff manchmal etwas abgegriffen wirkt, ist er doch weiterhin von zentraler Bedeutung und wird die Wirtschaft fortlaufend weiterbeschäftigen. Blockchain ist also nur eines von vielen möglichen Werkzeugen, die dabei helfen können, Unternehmen fit für die digitale Entwicklung der Wirtschaft zu trimmen. Im Unterschied zu anderen Entwicklungen wie beispielsweise dem Internet der Dinge („Internet of Things“, „IoT“), Big Data oder künstlicher Intelligenz („artificial intelligence“) erfordert die Blockchain- Technologie ein stärkeres konzeptuelles Umdenken. Die Technologie Blockchain wird ermöglicht durch die Kombination von verschiedenen Teilkonzepten und Technologien. Diese sind isoliert betrachtet nicht revolutionär. Durch die Verknüpfung der einzelnen Konzepte ergibt sich jedoch eine neue Technologie mit teils bahnbrechenden Eigenschaften. Die wohl wichtigste dieser Eigenschaft ist die Dezentralität. Sie erlaubt es, sogenannte Intermediäre zu umgehen. Die Umgehung von Intermediären – auch Mittelsmänner oder Zwischenhändler genannt – erlaubt es, zahlreiche Prozesse oder Strukturen völlig neu zu gestalten. 

Was ist Blockchain? 

Vorneweg: Blockchain ist keine Hexerei! Trotzdem haben viele Leute Mühe mit dem neuen Konzept und verbinden die Technologie mit währungsähnlichen Anwendungen wie Bitcoin. Dies führt jedoch oft zu einer Fehleinschätzung der Technologie. Eine sehr generalisierte Erklärung soll dabei Abhilfe schaffen: Wann immer wir Daten, Informationen, Rechte oder Güter von A nach B transferieren, führen wir darüber Buch. Informationen wie „Wer ist gerade Eigentümer“, „Wo befindet sich das Gut“, „Wie ist der Status“ werden festgehalten. Dieses Buch oder Register kann entweder von Hand oder elektronisch geführt werden. In den meisten Fällen jedoch wurde es bisher von einer zentralen Instanz geführt (beispielsweise führt die Bank Buch über meinen Kontostand). Blockchain ist streng genommen nur eine neue Variante für die Speicherung und den Transfer dieser Daten und Werte. Das Buch wird dabei nicht mehr zentral, sondern dezentral bei allen Netzwerkteilnehmenden gehalten. Wieso wird diese Technologie Blockchain genannt? In einer Blockchain werden jeweils mehrere Transaktionen in einen Block (eine Art virtueller Behälter) verpackt, unveränderbar mit dem vorherigen Block verkettet und in chronologische Reihenfolge aneinandergehängt. Die dadurch entstehende Kette von Blöcken wird als Blockkette oder Blockchain bezeichnet. Damit dies funktioniert, wird unter anderem Verschlüsselungstechnologie (Kryptografie) verwendet. 

Blockchain in Unternehmen 

Für viele Unternehmen könnten sich durch Blockchain zum Beispiel Möglichkeiten ergeben, neue Märkte zu erschließen, bestehende Prozesse zu optimieren, andere Geschäftsfelder zu erschließen oder neue Partner ins Business-Modell einzubinden. Auch bei der Finanzierung eines Unternehmens oder neuen Projektes kann die Blockchain-Technologie eine Rolle spielen. Das Stichwort dazu ist: „Initial Coin Offering“ (kurz „ICO“). Die Möglichkeiten für eine Blockchain-basierte Anwendung sind sehr vielfältig und in fast allen Branchen denkbar. Am Ende ist es jeweils wie so oft ein Abwägen von Kosten und Ertrag, ob eine praktische Umsetzung angegangen werden soll. Die Entwicklung der Technologie befindet sich noch immer in den Anfängen. So mangelt es etwa vielerorts noch an Standardisierungen. Nichtsdestotrotz wächst der Markt stetig und bringt laufend neue Weiterentwicklungen der Technologie. 

Potenziale abklären 

Die Entwicklung der Blockchain-Technologie und deren Potenzial wird oft mit den Anfängen des Internets verglichen. So nahm auch das Internet einst eine Nischenposition ein und entwickelte sich erst langsam zum gesellschaftsverändernden Phänomen. Nach dem ersten Hype wurde das World Wide Web zum Alltag und zur Selbstverständlichkeit. So erscheint es auch für KMU ratsam, das Thema Blockchain aktiv mitzuverfolgen, sich zu informieren und Chancen sowie Risiken laufend abzuwägen. Schließlich will niemand das neue Kodak oder Nokia sein und den nächsten Trend verschlafen. 
Normalerweise wird klar davon abgeraten, eine spezifische Lösung (zum Beispiel Blockchain) zu nehmen und dafür ein Problem (zum Beispiel ein zu optimierender Prozess) zu suchen. Durch den konzeptuell revolutionären Gedanken bei Blockchain (zum Beispiel Dezentralität) macht es aber durchaus Sinn, die Potenziale der Technologie etwas genauer zu verstehen. Ein gutes Grundverständnis der Technologie erlaubt es überhaupt, die eventuell betroffenen Unternehmensteile und Prozesse zu erkennen. Im Grunde handelt es sich um eine Analyse des Business-Modells, zu der ein spezifisches Verständnis erforderlich ist. Die Erfahrung zeigt, dass im Rahmen eines solchen Lernprozesses oft auch andere, Blockchain-unabhängige Ideen entstehen können und so der Digitalisierung eines Unternehmens den nächsten Schub verleihen.   

Blockchain for Business 

Am Forum „Blockchain for Business“ (B4B) am 22. November 2018 werden Grundlagen geschaffen, verschiedene Anwendungsbereiche von Blockchain für KMU beleuchtet, Potenziale und Risiken aufgezeigt sowie Tipps und Tricks für die eigene Blockchain-Anwendung gegeben. Zudem bietet der Event in St. Gallen die Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen und sich mit Blockchain-Experten sowie interessierten Unternehmerinnen und Unternehmern zu vernetzen. 

›› Weitere Informationen unter www.blockchain4business.ch 
›› Anmeldung mit 10 Prozent Rabatt für Mitglieder der Wirtschaftskammer Vorarlberg bitte direkt an info@wkv.at

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