Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Cocktails, Paella and friends

Dezember 2022

Ein Stück Portugal in Vorarlberg – dieses Geschäftsmodell verfolgt Hugo Bandeira mit seinem Unternehmen „Cocktailerie“, um – wie er es formuliert – seine Kunden glücklich zu machen. Denn er ist Gastronom und Dienstleister mit Leib und Seele.

Aber sein Business weicht deutlich von dem der herkömmlichen Gastronomie ab. Zum einen durch die Location: Hugo ist mit seiner „Cocktailerie“ direkt bei seinen Kunden. Iberisches Catering sozusagen. Und wie es sich gehört, ist auch der Papa ins Business involviert. Antonio Bandeira – weder verwandt noch verschwägert mit dem Schauspieler Antonio Banderas – hat als leidenschaftlicher Gastronom und Koch eine Menge Erfahrung einzubringen und ist für die Gaumenfreuden im Unternehmen des Sohnes zuständig: Er zaubert in einer Pfanne mit 1,5 Metern Durchmesser eine original iberische Paella für bis zu 300 Personen. Während der Papa den Hunger der Gäste bekämpft, ist Hugo für die Cocktails zuständig. Er ist in der Lage, exotische Mischungen für bis zu 2000 Personen zu zaubern.

Pre Batching – the art of cocktails
Klingt viel, ist es auch. Auf die Frage, wie eine solche Menge zu handeln sei, antwortet er, wissend schmunzelnd: „Das Zauberwort ist ,Pre Batching‘. Bei dieser Methode werden im Vorfeld die Cocktails in größerer Menge gemixt und gefiltert, damit die Schwefelstoffe entfernt werden. So wird der Cocktail haltbar.“ Ob sich der Alkohol dadurch nicht verflüchtige? „Nein, die Behältnisse sind so gut verschlossen, dass der Alkoholgehalt bestehen bleibt.“ Einzig die Sprudelgetränke werden vor dem Gast ins Getränk gemixt, so Hugo Bandeira.  Wie man auf solche Lösungen komme, wollen wir wissen. Jetzt ist Hugos Erzähltalent geweckt. Sein Weg bis zur eigenen Firma war ein langer, manchmal mit Umwegen. Begonnen hat alles in Portugal, wo Hugo 1994 nahe Porto das Licht der Welt erblickte. Papa und Mama sind – ebenso wie Hugo – waschechte Portugiesen. Der Vater – Koch mit Passion – übersiedelte 1997 mit der Familie nach St. Moritz, ein Jahr später zog es die Familie nach Vorarlberg, wo die Bandeiras ein Restaurant eröffneten.
 
Der Traum vom Fußballprofi
Schon in jungen Jahren war für Hugo klar: Ich will Fußballprofi werden. Diesem Ziel ordnete er sein ganzes Leben unter, und so wurde der FC Lustenau mit Trainer Damir Canadi auf das Talent aufmerksam: Hugo bekam seinen ersten Profivertrag. Sein Spielerberater vermittelte ihn anschließend nach Portugal, um ein Jahr später zu einem Probetraining nach Österreich eingeladen zu werden. Aus unterschiedlichsten Gründen wurde nichts aus dem Engagement, sodass Hugo begann, sich anderweitig zu orientieren. „Man muss ja von etwas leben“, meint er lachend. Und so verschlug es ihn nach Wien, wo er bei „Foot Locker“ ins Sneakergeschäft einstieg. Anschließend holte ihn ein Freund wieder zurück nach Vorarl­berg, dessen Geschäftsidee zerschlug sich jedoch. Damit stand Hugo ein weiteres Mal vor der Frage: Was will ich machen? Wieder kam der Zufall zu Hilfe, ein Freund machte ihn auf eine Job­ausschreibung der LuST-Bar in Bregenz aufmerksam, wo ein Barkeeper gesucht wurde. Im Vorstellungsgespräch brachte Hugo seine Ambitionen nach Aufstiegsmöglichkeiten zum Ausdruck, wurde eingestellt, und drei Monate später war er Barchef in der LuST-Bar, sechs Monate später im Pier69. 

Brand Ambassador für Moët Hennessy 
Zur selben Zeit wurde das Unternehmen Moët Hennessy auf Hugo aufmerksam. Ob er sich vorstellen könne, für sie als Brand Ambassador in Österreich tätig zu werden. „Und ob ich mir das vorstellen konnte“, erzählt Hugo begeistert. Durch dieses Engagement lernte er die Welt kennen: „Ich durfte in die Champagne reisen, um dort die traditionelle Herstellungsmethode für Champagner kennenzulernen. In Mexiko war ich bei der Tequila-Produktion dabei.“ Sein Aufgabe für den Konzern: Er sollte zum einen die Informationen, die er erhielt, in Österreich nach außen tragen. Zum anderen ist er als Barkeeper bei Events von Moët Hennessy in Österreich tätig. Außerdem kann er bei Entwicklungen von Spirituosen sein Know-how in der Kreation von Cocktails einbringen: „Ich bin mit meinen Drinks bereits in zwei Cocktailbüchern vertreten“, erklärt er stolz. Doch damit war der Weg noch nicht zu Ende. Hugo wurde vom Hotel Schwärzler angefragt, um die dortige Bar mitzugestalten und zu betreuen. Dieser Herausforderung stellte er sich bis CoVid-19 zuschlug. Gastronomie war nicht mehr möglich, Barbetrieb schon gar nicht. Und so kam er zu Hause ins Grübeln, was es denn noch alles für ihn zu tun gäbe. 

Die Geburt der „Cocktailerie“
Die Idee: ein mobiler Cocktailwagen. Er kalkulierte das Geschäft und kam zum Entschluss, dass sich das ausgehen könnte. Und so war die „Cocktailerie“ geboren. Doch Hugo wollte nicht nur fremde Produkte verkaufen. Er kreierte also seinen eigenen No.1 Gin. No.1? „Ganz einfach, der Gin war mein erstes Produkt, also die Nummer 1.“ Wochen waren ins Land gegangen, da brach der zweite Lockdown über das junge Unternehmen herein. „Zum Glück hatten wir unseren Gin. Der hat sich zu einem Renner entwickelt und uns über die schwierige Zeit gebracht.“ Bis heute hat Hugo mehr als 2000 Flaschen davon verkauft.

„Don Pai“ – Hommage an den Papa
Daneben hat Bandeira ein weiteres Getränk mit der Firma Kattus entwickelt: seinen eigenen Sekt „Don Pai“, einen Cuvée aus Welschriesling und Grünem Veltliner. Dieses Produkt will er als Hommage an seinen Papa verstanden wissen, denn „Don bedeutet portugiesisch Herr, Pai ist der Vater.“ Und als der Papa die Flasche gesehen hatte, habe er sie lange betrachtet. „Entweder brauchte er eine gewisse Zeit fürs Verständnis oder seine Emotion war so stark“, mutmaßt Bandeira.
Das größte Event, bei dem die „Cocktailerie“ bisher das Catering übernommen hat, war die Neueröffnung des Leutbühel in Bregenz im Sommer 2022. „An diesem Tag durften wir insgesamt 3000 Gäste mit Cocktails und Paella verwöhnen.“ Ein weiteres Highlight war eine Veranstaltung im Zillertal mit über 700 Gästen. „Im Normalfall bewegen sich unsere Gästezahlen aber zwischen 40 und 150 Personen.“ Der heurige Sommer war für die „Cocktailerie“ sehr erfolgreich, besonders der September war ausgezeichnet gebucht. Für die Zukunft hat Hugo Bandeira „1000 Ideen“, wie er selbst sagt. Die erste: die Eröffnung einer Cocktailbar am Dornbirner Marktplatz. „Die Gespräche sind schon sehr weit fortgeschritten. Mehr Marktplatz geht nicht“, erklärt er. Die Bar soll im Frühling ihr Pforten öffnen. Damit wird Vorarlberg um einen Gastronomie-Hotspot reicher.

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