Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Erfolg – eine Frage der Haltung

Dezember 2017

Der Harder Kunststoffhersteller faigle, vor 70 Jahren gegründet, ist Weltmarktführer für Fahrtreppenrollen. Grund genug, einen genauen Blick auf den „Hidden Champion“ zu werfen.

Mehr als zwei Milliarden Menschen werden täglich von faigle-Escalator-Rollen bewegt, die auf 8000 Quadratmetern produziert werden. Darüber hinaus werden zwei Millionen Tonnen Güter laufend auf faigle-Produkten transportiert – dafür sorgt das Traditionsunternehmen schon seit 70 Jahren und in mittlerweile dritter Generation. Und all das passiert vor unserer Haustüre – in Hard. faigle ist also unbestritten ein „Hidden Champion“. Doch was macht den Erfolg des Weltmarktführers im Bereich der Stufen- und Ketten-Rollen im Fahrtreppenbereich, also bei Rolltreppen, aus? Im Bereich Handel mit thermoplastischen Kunststoffen ist das Unternehmen in Österreich und der Schweiz ganz vorne mit dabei. Doch nicht nur die Produkte des Global Players aus Hard sind in der Welt gefragt, auch das historisch gewachsene Know-how in der Tribologie, welches auch in anderen Branchen, unter anderem im Maschinen- und Anlagenbau, eingesetzt wird, hat faigle zu seinem Standing verholfen.

Lösungen statt Produkten

Beim Harder Traditionsunternehmen werden seit Jahren spezifische Lösungen entwickelt und hergestellt, das Unternehmen deckt die komplette Wertschöpfungskette von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Konstruktion und Fertigung des Endprodukts ab. Geschäftsführer Wolfgang Faigle sagt: „Im Fahrtreppenbereich sind wir die Nummer eins. Die Intralogistik aber ist in weiterer Folge ein riesiges Feld, auf dem wir mit unseren Produkten immer stärker punkten.“ Damit bekommt „Marktführerschaft“ bei faigle eine zusätzliche Bedeutung: Für das Unternehmen bedeutet das nicht nur, zahlenmäßig die Nummer eins zu sein, sondern auch die Trends und Richtungen vorzugeben. Doch wie hat das Unternehmen diese Position erreicht? Ein ganz wichtiger Baustein dafür ist die Entwicklungs- und Innovationskompetenz, verkörpert durch ein Team aus Spezialisten, das in Hard, im schweizerischen Au und in China zusammengefunden hat. Als weiteren Pluspunkt sieht Friedrich Faigle, designierter Nachfolger im Harder Kunststoffunternehmen, die ständigen Verbesserungen, beispielsweise in der Rollenfertigung. Und: „Durch Technologieentwicklung und neue Prozessansätze ist es uns bei der Rollenherstellung gelungen, die Fertigungskosten um 50 Prozent zu senken.“ Das macht die Harder seit Ende der 1990er-Jahre zum Branchenprimus bei Fahrtreppenrollen.

„Smarte“ Rollen

„Um diese Position zu halten, sind ständige Weiter- und Neuentwicklungen nötig“, ergänzt Wolfgang Faigle. Damit ist der Weg der Rolle auch für die Zukunft vorgezeichnet: Im Zeitalter des digitalen Wandels wird „smarten“ Rollen, die etwa ihren Zustand zurückmelden, eine zunehmende Bedeutung zukommen. Dabei werden smarte Technologien, von Partnern gefertigt, in die eigenen Produkte integriert. Solche Lösungen erfordern in Zukunft vermehrt Kooperationen und Netzwerkarbeit, erklärt Friedrich Faigle. Dabei durchschritt das Unternehmen – wie viele andere auch – die eine oder andere Talsohle in ihrem Dasein. So wurde der Verlust des wichtigsten Kunden zu Beginn der 1980er-Jahre zu einer Existenzfrage. Ebenso blieb auch faigle nicht von den Wirren der Wirtschaftskrisen der 2000er-Jahre verschont. „Entscheidend in diesen Zeiten ist das Festhalten an seinen Grundwerten und Haltungen“, erklärt Wolfgang Faigle. Und hebt dabei die Loyalität der Mitarbeitenden in seinem Betrieb hervor. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Selbstreflexion. Sich selbst zu hinterfragen, wann und wo Fehler passiert sind, wie sie zu vermeiden oder zu korrigieren wären, das sei ein entscheidender Schritt beim Weg aus der Krise.

Generationswechsel – aber wie?

So wie in zahlreichen anderen Unternehmen steht auch bei faigle in den kommenden Jahren ein Generationswechsel an. Wolfgang Faigle hatte 1984 die Agenden von seinem Vater Heinz übernommen, jetzt ist sein Sohn Friedrich an der Reihe. „Die Übergabe von meinem Vater auf mich war eine sehr kurzfristige. Zwar war es immer mein Wunsch, das Unternehmen zu übernehmen, doch anfangs schienen mir die Schuhe sehr groß. Mit der Zeit lernte ich, sie auszufüllen und meinen eigenen Weg zu gehen“, erinnert er sich zurück. Deshalb wird die Übergabe an seinen Sohn Friedrich genau geplant: Die beiden sehen die Übergabe als dynamischen Prozess, in dem die Rahmenbedingungen definiert werden müssen. „Ab und zu muss natürlich nachjustiert werden, denn der Prozess darf nicht starr sein. Das hat sich aber in unserer bisherigen Arbeit bestens bewährt. Wichtig ist, auf diesem Weg offen und ehrlich miteinander umzugehen“, erklärt Friedrich Faigle. Mit einer zeitgerechten Übergabe soll die faigle-Gruppe auch in Zukunft seine starke Marktposition behalten und ausbauen. Und deswegen sind sich beide sicher: „faigle ist und bleibt das führende Unternehmen bei technischen Kunststoffen.“

faigle-Gruppe

  • Vier Werke an drei Standorten: Österreich, Schweiz und China
  • 1947 gegründet
  • 390 Mitarbeiter
  • 70 Millionen Euro Umsatz
  • 10 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung
  • 70 Prozent Exportquote
  • 80 Prozent der Fahrtreppen weltweit auf faigle-Rollen

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.