Sabine Barbisch

Lisa Koscak: „Jedes neue Land bedeutet eine neue Chance“

September 2016

Fasziniert von fremden Sprachen und Kulturen hat Lisa Koscak den perfekten Beruf gefunden: Sie ist Wirtschaftsdelegierte der Außenwirtschaft Austria und wechselt damit alle paar Jahre ihren Lebensmittelpunkt. Nach drei Jahren im Iran ist sie seit 2013 in der „lauten, chaotischen, bunten, asiatischen Großstadt Manila“ daheim.

Im Grunde war Lisa Koscak eines immer schon klar: Sie würde im Ausland leben und arbeiten. Die heute 34-Jährige entschied sich für ein Studium der Translationswissenschaften in Englisch und Spanisch an der Universität Innsbruck und nahm Jus dazu. „Ich wollte mich nach einigen Semestern für ein Fach entscheiden, aber mir gefielen beide so gut, dass ich dabei blieb.“ Im Rahmen des Studiums war sie dann je ein Semester in Wales und anschließend in Südspanien. Dort hat sich die Theorie in der Praxis bestätigt: „Ich fand es toll, in einer komplett neuen Umgebung zu leben und in eine andere Kultur einzutauchen.“ Mittlerweile gehört das für die gebürtige Feldkircherin zum Alltag. Sie ist österreichische Wirtschaftsdelegierte und wechselt ihren Dienstort und damit ihren Lebensmittelpunkt alle paar Jahre. Im Rahmen der Außenwirtschaft Austria hat die Wirtschaftskammer Österreich seit 1946 ein weltweites Netz von aktuell 77 AußenwirtschaftsCentern aufgebaut. Koscaks Job ist es, österreichischen Unternehmen den Eintritt in neue Märkte zu erleichtern und ihnen vor Ort zur Seite zu stehen: „Das beinhaltet verschiedenste Tätigkeiten – von Marktrecherchen über die Empfehlung von potenziellen Kunden und Partnern und die Unterstützung bei Terminen mit Behörden bis hin zu Troubleshooting, wenn es mal nicht optimal läuft.“

Erster Posten im Iran

Für eine solch vielfältige und herausfordernde Arbeit, und das fernab der Heimat, braucht es eine fundierte Ausbildung und perfekte Vorbereitung. Nach dem absolvierten Studium hat Koscak ein Gerichtsjahr gemacht und parallel im Institut für Völkerrecht mitgearbeitet. „Dann kam die Ausschreibung für das Traineeprogramm der Außenwirtschaft Austria gerade zur rechten Zeit – ich wollte mich weiterentwickeln und ins Ausland gehen.“ Vor dem ersten Einsatz in der Ferne galt es aber noch ein intensives und umfassendes Schulungsprogramm der WKÖ in Wien zu absolvieren. Weil sie immer den Wunsch hatte, in einen exotischen Staat zu gehen, und auch bereit war, in einem islamischen Land zu arbeiten, „habe ich mich persönlich sehr darüber gefreut, dass ich in den Iran geschickt wurde“, berichtet Koscak von ihrem ersten Posten in Teheran. Es habe zwar einige Stimmen gegeben, die ihr von diesem Schritt abgeraten haben, „im Nachhinein betrachtet kann ich aber nur sagen, dass es die absolut richtige Entscheidung und eine wunderbare Zeit für mich war“. Während ihrer drei Jahre in Teheran hat sie die „offene und herzliche Art der Iraner“ am meisten beeindruckt. „Das Bild, das man im Ausland hat, ist ganz anders als der Iran, den man vor Ort erlebt.“ Koscak hat ihre Zeit dort gut genutzt und das ganze Land bereist, das sie noch immer fasziniert: „Ich bin überall sehr freundlich aufgenommen worden, und es gab kaum einen Ort, an dem ich nicht zu einem Tee eingeladen oder um ein gemeinsames Foto gebeten wurde.“

Chaotische Großstadt als Kontrastprogramm

2013 hat Lisa Koscak den zweiten Wechsel als stellvertretende Wirtschaftsdelegierte vollzogen. Vom Iran ging es ins südostasiatische Archipel, auf die Philippinen. „Manila ist eine laute, chaotische, bunte, asiatische Großstadt. Der Umstieg auf ein neues Land ist nie einfach und es dauert, bis man sich eingelebt hat.“ Am Anfang jedes Ortswechsels steht als Wirtschaftsdelegierte das Knüpfen und Pflegen neuer Kontakte. „Und das Herausfinden des schnellsten Wegs zur Arbeit und das Finden der besten Geschäfte“, fügt Koscak schmunzelnd hinzu. Für sie bedeutet jedes Land eine neue Chance – „auf neue Erfahrungen, Freundschaften und Perspektiven“. Lisa Koscak nutzt und genießt das in vollen Zügen: „Manila mag für Touristen nicht die spannendste Stadt sein, aber es lebt sich hier sehr angenehm. Es gibt ausgezeichnete Restaurants und Bars, gute Einkaufsmöglichkeiten und mehr als 7000 traumhafte Inseln.“ Und die eignen sich perfekt, um dem anstrengenden Verkehr in Manila zu entkommen. „Auch an das Klima und vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit musste ich mich erst gewöhnen, aber nun genieße ich es, das ganze Jahr ohne Jacke aus dem Haus gehen zu können und den Luxus zu haben, am Wochenende schnell auf eine der vielen Inseln fliegen zu können.“ Koscak hat auf dem südostasiatischen Archipel angefangen zu tauchen und ist „von der vielfältigen Unterwasserwelt total begeistert“. Während der drei Jahre auf den Philippinnen hat sich Koscak auch etwas von der Unbeschwertheit der Filipinos abgeschaut: „Ich bin wohl etwas entspannter geworden“, verrät sie augenzwinkernd und meint: „Manche Dinge kann man hier einfach nicht erzwingen, sondern muss ihnen ihren Lauf lassen.“

Lebenslauf
Am 16. Oktober 1982 wurde Lisa Koscak, die in Feldkirch und Zell am See aufgewachsen ist, geboren. An der Universität Innsbruck hat sie Übersetzen (Englisch und Spanisch) und Jus studiert. Nach Auslandssemestern in Wales und Spanien hat sie das Gerichtsjahr absolviert und schließlich das Traineeprogramm der Außenwirtschaft Austria erfolgreich abgeschlossen. Ihr erster Auslandsaufenthalt als stellvertretende Wirtschaftsdelegierte führte sie von 2010 bis 2013 in den Iran. Seit drei Jahren lebt sie in Manila und ist mit fünf Mitarbeitern zuständig für die Philippinen, Palau und die Asiatische Entwicklungsbank. Lisa Koscak ist verheiratet.

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