Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

„Oanser Sudwerk“ – Geheimtipp auf der Fluh

März 2020

Zwei Grabhers, ein Bier – so lässt sich das Tun der beiden Craftbeer-Brauer Matthias und Simon Grabher treffend beschreiben. Beide stehen voll im Berufsleben, beide teilen dieselbe Leidenschaft – das Brauen.

Den Grundstein für ihre Kleinbrauerei haben die beiden Brüder 2008 in der Nacht auf Ostersonntag nach einem Bockbierfest in Bregenz gelegt. In einem „heiteren“ Zustand entdeckten sie in ihrer damaligen Männer-WG ein Buch über das Bierbrauen. Damit war klar: „Wir brauen unser eigenes Bier.“

Brautag Nr. 1 – ein Versuch

Einige Tage später standen die beiden mit einem Holzkochlöffel bewaffnet an einem Einkochtopf und maischten ihren ersten Biersud ein. An ihren ersten Brautag erinnern sich die beiden noch genau: „Es war der 5. März 2008. Ziel war es, ein helles Weizenbier herzustellen.“ Die Brauanleitung? Holten sie sich aus zwei Büchern: „Gutes Bier selbst brauen“ von Hubert Hanghofer und „Bier brauen – das Praxisbuch“ von Udo Krause. Mehr schlecht als recht, wie sie unisono zugeben.
Als Brauutensilien verwendeten die beiden eine Malzmühle, einen Einkochtopf, einen alten Holzkochlöffel aus Mutters Küche, einen Gäreimer mit Sieb und eine Bierwürzespindel zum Messen der Stammwürze. Der Würzekühler? Eine Sitzbadewanne mit Crushed Ice. Als Ergebnis maischten die beiden ihren ersten 20 Liter-Sud in der Küche ihrer WG auf der Fluh ein. „Obwohl aus unserem ersten Biersud noch kein makelloses Weizenbier reifte, erwachte damals in uns die Leidenschaft zum Bierbrauen“, so Matthias.

Bier oder Wein?

Diese Leidenschaft äußerte sich in zahlreichen weiteren Brautagen, die mitunter zu wahren Happenings ausuferten. Was zählte, das war das Zusammensein mit Freunden, das Bier war – noch – Nebensache.
Was denn das Bierbrauen so spannend macht? „Brauen ist ein sehr präziser Vorgang, der gut planbar, weil berechenbar ist. Die Farbe ergibt sich beispielsweise zwingend aus der Malzmischung, der Körper aus der Temperatur beim Maischen und so weiter“, gibt uns Simon Einblick ins Handwerk. Deshalb sei die Einstiegsbarriere bei Wein viel höher als bei Bier, da der Produktionsvorgang von viel mehr unkalkulierbaren Faktoren abhänge. Und: Mit 150 Euro sei man beim Bierbrauen zu Beginn dabei, ergänzt Matthias. Und fügt lachend hinzu: „Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Die Biere werden von Mal zu Mal besser.“

Zahlreiche Preise

2010 schlug dann die Stunde der Grabhers: Durch Zufall erfuhr das Brüderpaar von der Bier-Staatsmeisterschaft in Pöllau in der Steiermark, die auch für Hobbybrauer offen ist. Sie meinten, dass es dort wohl nicht so viel „Freaks wie wir“ geben werde und machten sich kurz entschlossen auf die Reise. Was sie nicht erwartet hatten: In Pöllau wurden in ihrer Kategorie über 100 Biere eingereicht. Damit war der Enthusiasmus auch schon verpufft, aber nur kurzzeitig, denn – man höre und staune – die beiden ergatterten den zweiten Platz.
„Dieser Erfolg war ein echter Kick für uns“, erzählt Matthias. „Die Hinfahrt schien uns ewig, die Rückfahrt verlief wie im Flug“, ergänzt Simon. Und – die Zukunftsplanung war in vollem Gange.
Der Flow der Mini-Brauerei der Grabhers auf der Fluh bei Bregenz ging damit weiter. Immer neue Ideen und Kreationen zeitigten verschiedenste Biere, die auch prämiert wurden: Im darauffolgenden Jahr konnten die beiden mit ihrem „India Pale Ale“ in St. Peter/Hart bei Braunau erneut einen 2. Platz erringen, 2013 folgte ein dritter Platz für das helle Lager. 2014 schließlich räumten sie bei der Staatsmeisterschaft in Ried im Inn­kreis ab: Ein erster Platz für ihr Stoutbier „Black Danger“ und zwei zweite für das helle Weizen „Der weiße Joe“ und das India Pale Ale „Gokhlayeh“ übertrafen alle Erwartungen.
Das Geheimnis ihres Erfolgs? „Beim erstem Mal war viel Glück dabei“, erklären die beiden. Danach seien aber viel intensive Arbeit, zahlreiche Kontakte zu Insidern, u.a. an einem Brauereistammtisch in Deutschland, und noch mehr Versuche Väter des Erfolgs gewesen.
Arbeitsteilung als Erfolgsfaktor
Dass ihre Brauerei ein zeitintensives Hobby ist, geben die beiden gerne zu. Matthias, der im Hauptjob bei den Bregenzer Festspielen für den Vertrieb verantwortlich zeichnet, und Simon, der neben seinem Job bei Hammerl Landbäckerei noch die Familie managen muss, verbringen pro Brautag inklusive Vorbereitung zwischen sechs und acht Stunden im „Oanser Sudwerk“ auf der Fluh. Und das bei ca. 40 Brautagen pro Jahr. „Wir investieren viele Urlaubstage in unser Hobby. Damit das klappt, haben wir eine klare Arbeitsteilung gefunden. Nur so kommt auch die Familie nicht zu kurz“, erklärt Simon.

Zwölf Biersorten

Bis heute haben die beiden zwölf Biersorten gebraut, manche davon nur einmalig. Und der Preis? „Wir wissen, dass wir beim Preis über dem Durchschnitt liegen“, erklärt Matthias. „Aber die Menschen sind bereit, für Regionalität und Qualität zu bezahlen.“ Mehr als 100 Kunden belegen das. Außerdem haben sie zahlreiche Abnehmer aus der Gastronomie, die ihren Gästen etwas Besonderes bieten wollen. 
Regionalität zeigt sich aber nicht nur im Inhalt der Flaschen, sondern auch auf den Etiketten: Sie zeigen die Brüder und weitere Familienmitglieder sowie Motive aus der näheren Umgebung. Übrigens: Das erste Bier der Grabhers ist immer noch ein Dauerbrenner: das „Oanser Sudwerk.“
Die Zukunft? „Einerseits wollen wir wachsen, aber unsere Brauerei soll nach wie vor Leidenschaft bleiben“, so Simon Grabher. Matthias ergänzt: „Um die Zahl unserer Brautage zu erhöhen und um weitere Erfahrungen zu sammeln, ist eine engere Zusammenarbeit mit anderen Craftbeer-Brauereien bei uns derzeit ein Thema. Die Vorteile: Die Fixkosten halten sich in Grenzen und wir können uns mit verschiedenen Braumeistern austauschen.“ Außerdem: Für 2020 sind drei bis vier neue Biere geplant.

www.grabhers.com

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