Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Ressourcen sparen, Geld verdienen

April 2019

Von der Stadt Graz Anfang der 1990er-Jahre entwickelt, wird das „ökologische Projekt für integrierte Umwelt-Technik“ – kurz: Ökoprofit – heute in mehreren Staaten praktiziert, in- und außerhalb Europas. In Vorarlberg kommt das System seit 1996 zum Einsatz, 177 Betriebe sind aktuell mit dabei, das Land Vorarlberg lässt sich seit 21 Jahren zertifizieren. Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser sagt: „Durch die ressourcensparende Produktion wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch den Unternehmen geholfen, Kosten einzusparen und betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein.“ Soll heißen? Ökoprofit ist ein System, das Betrieben hilft, eingesetzte Ressourcen und damit bares Geld zu sparen – indem, unterstützt von Fachleuten, in Betrieben zunächst die Stoffströme analysiert und, darauf aufbauend, Produkte und Prozesse verbessert werden. Ressourcen sparen, Umwelt schützen, Geld verdienen, so ließe sich die Sache auch zusammenfassen.

Mit dabei, Geld gespart

Zu den 177 Betrieben, die aktuell zertifiziert sind, zählen kleine Handwerksbetriebe und große Industrieunternehmen. Schulen sind mit dabei und Banken auch. Seit 2012 lässt sich die Dornbirner Sparkasse zertifizieren. Man sei 2011 auf das Projekt gestoßen, sagt Markus Leiner, Leiter des betrieblichen Umweltmanagements bei der Bank: „Wir waren uns aber nicht sicher, ob die Zertifizierung auch für einen nichtproduzierenden Betrieb sinnvoll ist. Wir haben uns auch gefragt, ob sich der damit verbundene Aufwand auszahlt.“ Die Antwort, sieben Jahre später: „Wir sind überzeugte Ökoprofit’ler geworden.“ Seit 2012 habe man den Stromverbrauch um etwa 23 Prozent reduzieren und auch mit anderen Maßnahmen weitere, wesentliche Einsparungen erzielen können. Konkrete Zahlen gibt’s auch: Nach eigenen Angaben spart die Bank mit ihren 14 Filialen dank Ökoprofit pro Jahr 40.000 Euro Stromkosten (!) und 6000 Euro Treibstoffkosten ein. Fußenegger Holzbau ließ sich heuer das erste Mal zertifizieren: „Ökoprofit hat uns geholfen, mehr Struktur und Transparenz in unseren Betrieb zu bringen. Wir haben unter anderem unseren Abfallbereich und das Gefahrstofflager komplett umstrukturiert und umorganisiert und sparen auch dadurch Kosten.“ Noch zwei Statements? „Wir haben früher rund 50.000 Euro für Abfälle bezahlt, heute erwirtschaften wir rund 400.000 Euro mit Abfällen“ – das sagt Wolfgang Natter, Umweltbeauftragter bei der Zumtobel Lighting GmbH. Micheli Transporte? Hat nach eigenen Angaben dank Ökoprofit 25.000 Euro Treibstoffkosten eingespart: „Wir wissen nun, an welchen Schrauben wir drehen müssen.“
Der Trend zur Selbstoptimierung werde immer stärker, sagt Projekt-Koordinatorin Verena Lässer-Kemple: „Und wenn man durch strukturiertes Herangehen Ressourcen spart und gleichzeitig Nutzen stiftet, etwa für Gesundheit und Umwelt, dann kann das schon was.“ Die regelmäßige Erfassung, Überprüfung und Planung – die Zertifizierung erfolgt jedes Jahr aufs Neue – bringe über die Jahre hinweg eine beträchtliche Optimierung: „Gerade im betrieblichen Bereich ist das Potenzial enorm.“ Lässer-Kemple zufolge ist das System recht einfach und wenig bürokratisch. Die 177 Betriebe beschäftigen 25.000 Mitarbeiter. Es ist ein Netzwerk entstanden, bei dessen Betreuung die Koordinationsstelle bei der Landesregierung seit ein paar Jahren auch durch einen Verein Unterstützung erfährt Statthalter Rüdisser erklärt: „Vertrauensvolle Kooperationen werden immer mehr zu einem Schlüsselfaktor für erfolgreiche Unternehmen.“
Übrigens: Bei zwei Dritteln der von Vorarlberger Gemeinden vergebenen Aufträge wird Ökoprofit mittlerweile berücksichtigt, auch im Hochbau kann Ökoprofit bei Ausschreibungen Extra-Punkte generieren. Laut Wikipedia sind allein in Hamburg bis 2016 mehr als 300 Betriebe zertifiziert worden. Unternehmen in München, Hannover, Göttingen, Frankfurt und in vielen weiteren deutschen Städten sind ebenfalls mit dabei. Im Online-Lexikon steht: „Zu den Hochburgen in Österreich gehört Vorarlberg.“ Wie eingangs gesagt: Ressourcen sparen, Umwelt schützen, Geld verdienen. Ökonomie und Ökologie muss nicht zwingend ein Gegensatz sein.

Informationen: https://oekoprofit-vorarlberg.at
Ein neues Basisprogramm startet im Mai.

 

Zur Person

Verena Lässer–Kemple Ökoprofit-Koordinatorin am Amt der Vorarlberger Landes­regierung.

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