Christian Feurstein

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

Sonnenschutz mit Vorarlberger Wurzeln

Juni 2015

Vor 150 Jahren wurde der Piz Buin zum ersten Mal bestiegen. Weltweite Bekanntheit erlangte der höchste Berggipfel Vorarlbergs jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang: als Synonym für Sonnenschutzprodukte des Unternehmens Greiter.

Der in Lauterach aufgewachsene Franz Greiter lernte während des Zweiten Weltkriegs in Erfurt seine zukünftige Ehefrau Marga kennen, deren Eltern einen Kosmetikbetrieb besaßen. Das junge Paar beabsichtigte, dieses Geschäft weiterzuführen. Doch die nachkriegszeitlichen Verhältnisse bewegten die beiden dazu, sich in Vorarlberg niederzulassen. Im Lauteracher Elternhaus begannen sie, selbst Kosmetikartikel herzustellen. Anfänglich fuhr Franz Greiter mit dem Fahrrad die umliegenden Drogerien ab, um seine Erzeugnisse zu bewerben, während Marga in einem kleinen Kosmetikzimmer ihre Kundinnen betreute.

Der kleine Betrieb wuchs rasch. In der Bregenzer Innenstadt eröffnete Marga Greiter einen Kosmetiksalon, ihr Ehemann wurde alleiniger Eigentümer der Lauteracher Produktion. Dort waren Anfang der 1950er-Jahre bereits über 20 Mitarbeiter beschäftigt. Das Sortiment umfasste verschiedene Kosmetika, darunter eine Gletschercreme für alpine Touren, benannt nach dem höchsten Berg Vorarlbergs, dem Piz Buin. Noch ahnte allerdings niemand, welchen Stellenwert dieser Name für das Unternehmen eines Tages erlangen würde.

Die Expansion des Kosmetikherstellers stand im Zeichen der europäischen Integration. 1954 eröffnete Greiter eine Produktionsniederlassung in Hirschegg im Kleinwalsertal. Die Talschaft zählt aufgrund ihrer Lage zum deutschen Wirtschaftsgebiet. Von hier aus konnte Greiter den deutschen Markt und später den gesamten EWG-Raum zollfrei beliefern. 1966 ging ein weiteres Werk für Sonnenschutzmittel und Kosmetika in der schweizerischen Gemeinde Altstätten in Betrieb, während man in Lauterach fortan Plastikfläschchen für Sonnencremes herstellte. 1976 wurde die Fabrik in Hirschegg geschlossen, weil EWG und EFTA die Zollschranken abgebaut hatten. Getrennte Produktionen in den beiden Wirtschaftsräumen waren nicht mehr notwendig.

Eine zentrale Bedeutung hatte bei Greiter der Bereich Forschung. In den 1950er-Jahren wurde erstmals der sogenannte Sonnenschutzfaktor wissenschaftlich definiert. Darauf aufbauend brachte das Unternehmen 1962 als erster Anbieter Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor auf den Markt. Auch bei der Herstellung wasserfester Sonnencremes und vielen anderen Entwicklungen war man führend. Während andere Kosmetika in den Hintergrund rückten, gewann der Sonnenschutz immer mehr an Bedeutung. Um 1980 erzielte Greiter rund 80 Prozent des Umsatzes mit Piz-Buin-Erzeugnissen für über 40 Länder. Die Belegschaft umfasste etwa 200 Mitarbeiter. Neben den eigenen Standorten in Vorarlberg und der Schweiz erfolgte die Produktion bei zahlreichen Lizenzpartnern auf der ganzen Welt.

1985 erlag Franz Greiter knapp 66-jährig einem Herzinfarkt. Für den Fortbestand seines Unternehmens hatte er vorgesorgt. Nachdem sich der Unternehmer in den 1960er-Jahren von seiner ersten Ehefrau getrennt und ein zweites Mal geheiratet hatte, gingen die Anteile an seine Kinder aus beiden Ehen. Für die Geschäftsführung hatte Franz Greiter ein professionelles Management vorgesehen. Dennoch entschieden sich die Mehrheitseigentümer 1989 für einen Verkauf an den amerikanischen Weltkonzern Johnson & Johnson. Dieser legte in den darauffolgenden Jahren die Betriebsstandorte in Lauterach und Altstätten still. Die Marke Piz Buin ist aber bis heute ein Inbegriff für Sonnenschutz. Und in der Bregenzer Kirchstraße erinnert der Kosmetiksalon Marga Greiter an frühere Zeiten.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.
Hat mir geholfen mehr ueber meinen Ancestral hintergrund zu erfahren, guter artikel Heinz Greiter Pensacola, Fl.
Interessant zu lesen. Hatte 13 Jahre die Ehre, dieses Topprodukt verkaufen zu dürfen. Ich weiß nicht wer das jetzt liest, aber ich möchte mich auf diesem Weg nochmals bei dem leider so früh verstorbenen Dr.Franz Greiter bedanken. Bedanken dafür, dass er uns immer nur die besten und innovativsten Produkte zur Verfügung gestellt hat. Es war eine wunderschöne Zeit in der Greiter "Familie". Danke an Jörg, Knut, Hannelore, Fritz ........Gruß aus Salzburg Robert Wernik
Grüß Gott Herr Wernik, in meinem Urlaub in Bregenz habe ich im Internet gestöbert und bin auf obigen Artikel gestoßen. Meine Mutter Waltraud Bobleter hat ungefähr 1967 in Lauterach angefangen bei Greiter zu arbeiten, dort in der Bundesstrasse, wo die Geschäftsstelle war. Sie war im Büro angestellt und arbeitete dort ungefähr bis Mitte der 80iger Jahre. Sie dorthon gezogen nach der Scheidung von meinem Vater. Ich war damals fünf Jahre alt und habe meine Mutter in all den Jahrzehnten besucht und dort auch Urlaub gemacht. In der Geschäftstelle in der Bundesstr. wohnte oben im Haus noch lange die die Mutter von Franz Greiter. Sie schreiben von eingigen Namen die meine Mutter die 2008 verstorben ist auch immer erwähnte. Der Jörg war wohl der Juniorchef. und der Fritz war wohl der, der für die Zollabfertigung zuständig war. Der Fritz ( Bichler ) hat zur gleichen Zeit wie meine Mutter in Lauterach angefangen sein Haus zu bauen, die Bauplätze und spätere Wohnorte waren gleich gegenüber. Herr Bichler hat mich als ich noch klein war immer zum Bahnhof gebracht nach meinen Urlauben, weil ich bei meinem Vater groß wurde. Leider ist er im Jahr 2000 im Alter von 73 Jahren plötzlich verstorben. Ich besuche noch manchmal sein Grab, er war ein feiner Kerl. Außerdem gab es in der Bundestrasse noch die Inge, die ich vor vielen Jahren nach dem Tode meiner Mutter nochmal traf. Lauterach und die Gegend ist auch zu meiner Heimat geworden, leider muss ich beruflich in der Nähe von Erlangen in Deutschland arbeiten, aber meine ralube verbringe ich sehr oft dort. Und auf meinen Wegen bin ich auch PIZ BUIN nachgegangen und stieß in der Kirchstr. auf den kleinen Laden, in dessen Schaufenster noch ein Bild von Marga Greiter steht. Ich weiss noach, dass meine Mutter gelegentlich einen Austausch mit ihr hatte, über zerbrochene Ehen, und mein Bruder durfte mal mit einem Freund auf dem Bodensee mit zum Wasserski mit Greiters Bott, dass war alles sehr normal dieser kleine Familienbetrieb dort. In dem Buch " Mythos PIZ BUIN von Michel Kasper ist ein Kapitel von Christian Feurstein über Prof. Greiter geschrieben und auch ein Bild von dem Haus in der Bundessstr. welches ja das Geburtshaus von Franz Greiter ist.Leider verfällt dieses Haus zusehens, ich bin gespannt ob es irgendwann abgerissen wird. Ja, das waren noch bessere Zeiten. Ich selbst bin jetzt 63 Jahre alt, aber vergessen habe ich die Menschen die da waren auch nicht- ehrlich, fleissig, kollegial. Schön, dass wir angenehme Erinnerungen in die Welt tragen können. Mit freundlichem Gruß Helga Wittekind