Peter Freiberger

Trumpfass Regionalität

Oktober 2014

Regionalität wird im Rahmen der Tourismusstrategie 2020 großgeschrieben, die Gastronomie richtet sich mit großem Engagement danach aus. Davon profitiert nicht nur der Urlaubsgast, sondern ebenso die heimische Bevölkerung.

Zwischen der heimischen Gastronomie und der Landwirtschaft klaffte lange Zeit eine beträchtliche Lücke. Die Gastronomen wollten regionale Produkte verwenden, von denen die Bauern viele im Angebot hatten. Es fehlte freilich die logistische Schnittstelle, damit den Gästen tatsächlich Speisen aus heimischen und regionalen Produkten frisch zubereitet serviert werden konnten – ein Manko, das nicht in Einklang mit der Tourismusstrategie 2020 zu bringen war. Die hat ja zum Ziel, Vorarlberg bis zum Jahr 2020 zur Nummer eins in Europa zu machen in Sachen Gastfreundschaft, Nachhaltigkeit und eben Regionalität. Die Lösung des Logistikproblems stellte einen der ersten Schritte in diese Richtung dar.

„LandGut“ heißt das Logistikprojekt, das die heimischen Touristiker ins Leben gerufen haben. „Die Pilotphase, die rund ein Jahr gedauert hat, liegt hinter uns, der Startschuss zum Projekt ist gelungen“, freut sich Hans-Peter Metzler, Spartenobmann Tourismus in der WKV. Rund 25 Landwirte und 60 Gastronomiebetriebe haben an dem Projekt teilgenommen.

Und so funktioniert „LandGut“: Ein Logistikunternehmen stellt den Kontakt zwischen Vorarlberger Produzenten und Abnehmern in der Gastronomie und Hotellerie her. Ein Transportlogistiker bringt Produkte dorthin, wo sie im Land gebraucht werden. So haben die Gastronomen die Möglichkeit, in erster Linie solche Produkte zu verwerten, die in regionaler, heimischer Landwirtschaft hergestellt worden sind. Diese Regionalität – selbstverständlich frisch zubereitet – schmeckt der Gast.

In Zukunft soll die Palette an landwirtschaftlichen Produkten, die in der heimischen Gastronomie landen, noch erweitert werden. Die Landwirte wissen inzwischen, was die Gastronomen möchten, und können ihr Angebotsspektrum danach ausrichten. Andererseits haben wiederum die Bauern die Gelegenheit, Ideen umzusetzen. „LandGut“ demons­triert jedenfalls, dass die landwirtschaftlichen Strukturen in Vorarlberg enorme Chancen besitzen. Die Zahl der teilnehmenden Betriebe auf beiden Seiten wächst inzwischen beständig.

In die Kerbe Regionalität schlägt außerdem das AMA Gastrosiegel. Betriebe, die es tragen dürfen, legen Wert auf das kulinarische Erbe ihrer Region. Gekennzeichnete Nachhaltigkeit steht dort auf der Speisekarte, es wird frisch gekocht. Natürlich sind auch zahlreiche Vorarlberger Gastronomiebetriebe mit diesem Zertifikat ausgestattet.

Wer die Nummer eins in Sachen Re­gio­nalität auf seine Fahnen geschrieben hat, muss freilich noch einen Schritt weiter gehen. Deshalb haben sich rund 75 Vorarlberger Betriebe zur Einhaltung noch strengerer Regeln verpflichtet. Sie dürfen das AMA Gastrosiegel Vorarlberg führen, das die Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) in Zusammenarbeit mit der Agrarmarkt Austria entwickelt hat. Zusätzlich zu den Kriterien für das nationale Siegel sind Milch- und Milchprodukte, Eier, Berg- und Alpkäse sowie weitere, innovative landwirtschaftliche Produkte ausschließlich aus Vorarlberg zu beziehen.

„Wir bemühen uns, im Sinne der Tourismusstrategie möglichst viele Betriebe zu gewinnen, die die Kriterien für das Gastrosiegel Vorarlberg erfüllen“, sagt Harald Furtner, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKV.

Das Gastrosiegel und „LandGut“ sind auch eingebunden in die Qualitätsinitiative „Vorarlberg isst …“ der Fachgruppen Gastronomie und Hotellerie in der WKV. Die hebt seit heuer die kulinarische Regionalität noch einmal stärker hervor und geht noch tiefer in die Themen regio­nale Lebensmittel, Saisonalität und Frische. Erlebnistester haben wieder ausgewählte Betriebe genau unter die Lupe genommen. Die Bewertungen lassen sich in der bereits vierten Auflage des Genuss- und Erlebnisguides „Vorarlberg isst …“ nachlesen, der im Herbst erscheint.

Auf Regionalität wird zudem bei den sogenannten Kochwerkstätten von „Vorarlberg isst …“ gebaut, in deren Rahmen heimische Köche nach den Kriterien des Projekts aufkochen und sich dabei über die Schultern schauen lassen.

„Frisch und regional gekocht“ lautet das neue Motto der Vorarlberger Gastronomie.

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