Peter Freiberger

Carbon, Kondition und Olympia im Visier

Dezember 2017

Ein Hauch von Nichts an den Füßen und im Höllentempo im alpinen Gelände bergauf und bergab: Skibergsteigen erfreut sich in Vorarlberg immer größerer Beliebtheit, zum achten Mal geht 2017/2018 der Vorarlberger Skitourencup über die Bühne.

Ein Ski samt Bindung wiegt durchschnittlich gerade einmal rund 900 Gramm, ein aus Carbon gefertigter Tourenskischuh bringt etwa 600 Gramm auf die Waage. Das Highend- beziehungsweise Hightechmaterial, mit dem die Mitglieder des Clubs Skibergsteigen Vorarlberg (CSV) unterwegs sind, wird mittlerweile von namhaften Herstellern gefertigt und im Sportfachhandel vertrieben. Für Otto Normalverbraucher ist es keine Option.

Die klassischen Skitourengeher und die Skibergsteiger betreiben ein unterschiedliches Metier, es vereint sie allerdings die große Affinität zu den Bergen. Beim Skibergsteigen handelt es sich um eine seit drei Jahren offiziell anerkannte Wettkampfsportart. „Wir gehören inzwischen wie die Alpinen oder Nordischen zum Vorarlberger Skiverband“, sagt der Dornbirner Klaus Drexel.

Drexel, jahrelang Mitorganisator des traditionellen Guntenlaufs in Dornbirn, zählt zu jenen treibenden Kräften, die Skitourenrennen in Vorarlberg salonfähig gemacht haben. Der 44-Jährige zieht die Fäden des Vorarlberger Skitourencups. Vier Bewerbe werden in der kommenden Saison in Vorarlberg beziehungsweise der grenznahen Schweiz im Rahmen dieses Bewerbs gewertet.

Der bekannteste Vorarlberger Skibergsteiger kommt aus St. Gallenkirch. Daniel Zugg (24) betreibt den Sport inzwischen professionell und gehört der österreichischen Nationalmannschaft an. Seit Beginn des Gletschertrainings im heurigen Herbst haben die Mitglieder des Nationalteams bereits rund 50.000 bis 60.000 Höhenmeter auf dem Buckel.

„Bergläufe, Mountainbike- und Rennradtouren gehören zum Standard­repertoire in der Sommervorbereitung für uns Skibergsteiger“, informiert Klaus Drexel. Was nützt jedoch das beste Training, wenn das Material nicht passt? Nicht passen heißt im konkreten Zusammenhang vor allem, „wenn es zu viel Gewicht hat“. Für die Skispringer gilt: Wer leichter ist, fliegt weiter. Für die Skibergsteiger lautet das Erfolgsmotto: Wer leichter ist, kommt schneller ins Ziel.

Mindestlänge und Mindestgewicht

Da es sich beim Skibergsteigen um eine offiziell anerkannte Sportart handelt, haben die Aktiven ein strenges Reglement einzuhalten – auch und besonders, was das Material betrifft. Ein Herrenski darf nicht kürzer als 1,60 Meter sein, ein Damenski nicht kürzer als 1,50 Meter. Das Mindestgewicht von Ski inklusive Bindung darf 750 Gramm nicht unterschreiten. Auch eine persönliche Sicherheitsausrüstung ist zwingend vorgeschrieben.

Drei Disziplinen umfasst das Skibergsteigen: Verticals, Individuals und Sprints. Bei den Verticals geht es ausschließlich bergauf. Die Individuals beinhalten Aufstiegs- und Abfahrtspassagen. Und die sogenannten Sprints bereiten ihrem Namen alle Ehre: Tragepassagen, Aufstiege und kurze Abfahrten bei einer Gesamtdauer von ungefähr drei Minuten je Runde (zwei bis drei Runden sind vorgesehen).

Bei den Höhendifferenzen reden wir nicht von „Peanuts“. Zum Auftakt des Vorarlberger Skitourencups am 14. Jänner 2018 auf der Niedere in Andelsbuch warten mehr Höhenmeter- und Entfernungskilometer, als man mit dem – die Wälder mögen es einem Tiroler verzeihen – größeren Hügel in Verbindung bringen würde. Die Streckenführung macht 16,5 Kilometer und 2000 Höhenmeter möglich. Es folgen zwei Wettkämpfe in Davos beziehungsweise im Sarganserland (Pizol Altiski) sowie der abschließende Tannberglauf am 24. März in Warth. Alle vier Bewerbe gehen als Individuals über die Bühne. Es wird gelaufen – mit Skiern an den Füßen oder auf dem Rücken –, geklettert und abgefahren. Kein Wunder, dass es neben Kondition und exzellentem Material ebenfalls auf eine ausgezeichnete Technik ankommt.

Stichwort Material: Hier fand in den vergangenen 20 Jahren ein Quantensprung statt. Klaus Drexel erinnert sich an die Zeiten aus den Anfängen des Guntenlaufs. „Damals benötigten die Schlussläufer für die 17 Entfernungskilometer und 2000 Höhenmeter knapp sieben Stunden. Bei der letzten Veranstaltung im Jänner 2017 waren die Langsamsten lediglich rund viereinhalb Stunden unterwegs.“ Diese Entwicklung führt er überwiegend auf die Materialrevolution zurück.

Skibergsteigen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits einmal olympische Disziplin. In diese Richtung wird sich der Sport wohl auch wieder in Zukunft entwickeln. Einen ersten Schritt dorthin gibt es jedenfalls im Rahmen der dritten Olympischen Jugend-Winterspiele 2020 in Lausanne, wo Skibergsteigen eine der Sportarten sein wird.

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