Teresa Egle

Wälder bauen in Hannover Holzcontainer für Flüchtlinge

September 2015

Die Zeit drängt – die kalten Wintermonate nahen, und nach wie vor gestaltet sich die Suche nach Flüchtlingsunterkünften schwierig. Die Stadt Hannover setzt nun auf Know-how aus dem Bregenzerwald: Kaufmann Bausysteme hat einen Großauftrag im Wert von sieben Millionen Euro für zwei Flüchtlingsheime aus 80 Holzmodulen erhalten. Die Holzcontainer überzeugen mit Wirtschaftlichkeit und sind vor allem rasch umsetzbar.

Die Stadt Hannover suchte in einer europaweiten Ausschreibung nach System-offenen Wohnheimen für Flüchtlinge – sowohl Stahlcontainer als auch Holzmodule durften dabei angeboten werden. Kaufmann Bausysteme konnte sich aufgrund der gewünschten Holz­oberflächen in den Innenräumen und den hohen bauphysikalischen Anforderungen mit ihrer komplett aus Holz bestehenden Konstruktion klar gegen die Mitbewerber durchsetzen. Bis voraussichtlich Dezember liefern die Vorarlberger nun insgesamt 180 Module, die je 12 Meter lang und 2,70 Meter breit sind. In der Fertigungshalle in Reuthe produzieren die Modulbau-Spezialisten komplett ausgestattete Zimmer für 250 Asylsuchende – fertige Oberflächen, Bodenbeläge sowie sämtliche Sanitär- und Elektroinstallationen inklusive.

Erfolgskonzept aus dem Bregenzerwald

Bereits seit mehreren Jahren arbeiten die Bregenzerwälder an der Entwicklung einer Systemlösung für modulare Bauten. Geschäftsführer Christian Kaufmann berichtet: „Dass unser System auch für Flüchtlingsunterkünfte eingesetzt werden kann, war für uns eigentlich naheliegend.“ Wesentlicher Vorteil der Modulbauweise ist laut Kaufmann die Möglichkeit, dass die Gebäude später in anderer Zusammensetzung weiterverwendet werden können, beispielsweise als Studentenheime oder sogar als Einfamilienhäuser.

Längerfristige Lösung erforderlich

Der Herbst naht und die Temperaturen sinken. Gemeinden und Länder sind auf der Suche nach Asylwerber-Unterkünften, die auch für den Winter geeignet sind. Bei der Wahl der Unterkünfte zeichnet sich zunehmend ein Trend zu Holzbauten ab. Kaufmann begründet diese Tendenz folgendermaßen: „Holz ist ein lebendiger und nachwachsender Rohstoff, der für ein angenehmes Raumklima sorgt.“ Zudem seien die Standards der Holzmodule mit Ausnahme der simplen Einrichtung mit einem normalen Wohnhaus vergleichbar. Auch in puncto Kosten erweisen sich die Container aufgrund der Vorfertigung direkt im Werk und der kurzen Montagezeiten vor Ort als besonders wirtschaftlich. „Deshalb ist es für mich auch unverständlich, dass so viele Flüchtlinge immer noch in Zelten untergebracht werden“, ergänzt Kaufmann.

Option für Vorarlberg

Die Bundesregierung hat eine Taskforce für eine effizientere Lösung der Quartiersengpässe gestartet, seit Kurzem gibt es einen österreichischen Flüchtlingskoordinator. Die Prognosen sprechen von bis zu 80.000 Menschen, die im Jahr 2015 nach Österreich flüchten werden. Auch Vorarlberg benötigt dringend mehr Unterkünfte für Schutzsuchende. Für Kaufmann sind seine Holzcontainer die optimale Lösung: „Wenn wir in Vorarlberg so ein Projekt realisieren, hätten wir 100 Prozent Wertschöpfung im Land.“ Sämtliche Partner und Zulieferer von Kaufmann Bausysteme kommen aus Vorarlberg.

Derzeit liegt bei Kaufmann noch keine Anfrage seitens des Landes Vorarlberg vor. Landeshauptmann Markus Wallner schließt angesichts des starken Flüchtlingszustroms der letzten Monate eine Container­lösung aber nicht aus.

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