Herbert Motter

Weg vom Einheitsbrei der anderen

März 2018

Herausragende Arbeitsplatzkultur sichtbar machen: Die Vorarlberger Tourismusbranche stellt den Menschen komplett in den Mittelpunkt und will sich als herausragende Arbeitgeberbranche präsentieren.

Die Tourismusarbeitgeber ergreifen mit neuen Strategien die große Chance, im Wettbewerb der Tourismusdestinationen die Nase vorn zu haben, denn der saisonbedingte Fachkräftemangel und eine schwächer werdende Mobilitätsbereitschaft auf dem europäischen Arbeitsmarkt zwingt die Vorarlberger Tourismusbranche zum Handeln.

„Der Tourismus hat übers Jahr betrachtet im Vergleich zwar kein größeres Mitarbeiter- und Fachkräfteproblem als andere Branchen, aber eine große Besonderheit, die ihn von allen anderen unterscheidet: Der Tourismus hat Saisonen“, erklärt Harald Furtner, Spartengeschäftsführer Tourismus in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Vorarlbergs Tourismusbetriebe benötigen im Winter knapp 3000 Mitarbeiter mehr als im Sommer. „Diese Mitarbeiter müssen jedes Jahr auf den internationalen Arbeitsmärkten gesucht und abgeholt werden. Dabei herrscht ein großes Gerangel zwischen allen anderen Winterdestinationen des Alpenraums“, sagt Furtner.
Was schwer wiegt: Der europäische Arbeitsmarkt für touristische Arbeitskräfte gerade für die Wintersaison trocknet immer mehr aus. Die Mobilitätsbereitschaft auch in den jüngeren östlichen EU-Ländern lässt mehr und mehr nach. „Das Lohnniveau und der Lebensstandard in diesen Ländern, in denen noch vor wenigen Jahren Mitarbeiter rekrutierbar waren, sind gestiegen. Zudem hat sich der Tourismus dort weiterentwickelt und die Mitarbeiter werden daher vor Ort gebraucht.“

Von der Gast- zur Mitarbeiterfreundschaft

„Die Frage ist, was hebt uns ab von den anderen Alpenregionen? Daher wollen und müssen wir Arbeiten im Vorarlberger Tourismus zu einer Marke entwickeln“, betont der Spartengeschäftsführer Tourismus in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, und erklärt weiter: „Arbeitgeber auf Vorarlberger Art sollen die beste Wahl für touristische Mitarbeiter sein. Neben der Konzentration auf Regionen und Gästemarken setzen wir die Vision ,von der Gastfreundschaft zur Mitarbeiterfreundschaft’ mit zahlreichen konkreten Maßnahmen um. Alle Investitionen, die wir heute in unsere Mitarbeiter tätigen, sind Investitionen in die Dienstleistungsqualität am Gast von morgen. Nur die besten Mitarbeiter werden uns helfen, unseren Qualitätstourismus langfristig abzusichern.“

Es gehe darum, die Mitarbeiterin beziehungsweise den Mitarbeiter wertschätzend zu behandeln, unter anderem durch entsprechende Empfangssituationen, Anlaufstellen oder Vergünstigungen wie sie bisher nur den Gästen vorbehalten waren. Oft fehle eine entsprechende Willkommens- und Abschiedskultur für die Saisonangestellten. „Mit identitätsstiftenden Maßnahmen soll es nun gelingen, die heimischen und ausländischen Fachkräfte noch besser und über längere Sicht an den Betrieb zu binden. Ähnlich wie jeder gute Hotel- und Gastronomiebetrieb versucht, Stammgäste zu gewinnen. Wir können uns damit einen Wettbewerbsvorteil im ständigen Bemühen um die besten Mitarbeiter schaffen, der nicht leicht kopierbar sein wird“, betont Harald Furtner. An erster Stelle steht jedoch: Eine neue und messbare Qualität unserer Arbeitsplätze. In enger Zusammenarbeit mit „Great place to work“, dem wohl renommiertesten Institut, wenn es um die Bewertung von Arbeitsplätzen und Arbeitsgeberqualität geht. Die ersten Vorarlberger Betriebe wurden nun zertifiziert.

Je mehr sich jemand angenommen, geschätzt und gefördert fühlt, umso mehr wächst die Freude und das Engagement am Arbeitsplatz. Begeisterte Mitarbeiter sind die besten Markenbotschafter“, sagt Doris Palz, Geschäftsführerin von „Great Place to Work“ Österreich.

Neue Wege in der Akquisition

Doch das allein wird nicht genügen. Jobbörsen in ganz Europa müssen ausgebaut und neue Wege in der Mitarbeiterakquisition beschritten werden. Ein Jobscoutsystem ist im Aufbau begriffen und die Zusammenarbeit mit privaten Mitarbeiteragenturen in ganz Europa soll weiter ausgebaut werden. „Besonders der persönliche Kontakt zu Mitarbeitern auch in den Zwischensaisonen, wenn sie zu Hause sind, ist besonders wichtig und soll gepflegt werden. Dadurch entsteht Mitarbeiterbindung und Nähe. Ein digitales Netzwerk ist dafür die Voraussetzung“, sagt Furtner.

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