Angelika Schwarz

* 1975 in Feldkirch, ist Journalistin, studierte Germanistin und Anglistin, langjährige ORF-Redakteurin und -Moderatorin (Radio und Fernsehen). Angelika Schwarz arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Landeskrankenhäuser Vorarlberg.

Eine gewichtige Säule im Gesundheitswesen

Mai 2023

Wie sehr Gesundheit und Ernährung zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen, merken wir – im harm­losen Fall – spätestens dann, wenn sich Magen, Darm oder auch die Haut nach einer Mahlzeit entrüstet bemerkbar machen. Dass eine richtige und angepasste Ernährung umgekehrt beim Gesundwerden helfen kann, davon können vor allem jene berichten, die sich das beruflich zunutze machen: Diätologen und Diätologinnen sind eigens dafür ausgebildet, nicht nur gesunde, sondern auch kranke Menschen ernährungstherapeutisch zu beraten beziehungsweise zu behandeln. An den Vorarlberger Landeskrankenhäusern sind derzeit insgesamt 18 dieser Fachleute im Einsatz. Sie unterstützen die Patienten mit ihrem Wissen beim Gesundwerden und -bleiben und sind daher in vielen Fachbereichen eine bedeutende Stütze im Behandlungsablauf. Das Spektrum jener Probleme und Erkrankungen, die mit der Ernährung in Zusammenhang stehen, ist sehr breit. Umso breiter, als dass ein Faktum unumstößlich ist: Jeder Mensch muss essen und trinken. Egal, ob gesund oder krank. Ohne Ausnahme. 
„Diätologe und Diätologin“ ist in Österreich ein geschützter Berufsbegriff, hinter dem ein dreijähriges Bachelor-Studium an einer Fachhochschule steht. Diese Ausbildung wird vorausgesetzt, um auch kranke Menschen im Bereich der Ernährung beraten zu dürfen. „Das macht das Fachgebiet so spannend, aber gleichzeitig auch sensibel. Es betrifft einen ganz privaten, intimen Bereich – da ist Feingefühl gefragt! Kommunikation ist daher bereits im Studium ein eigener Schwerpunkt“, erklärt Julia Pirker, Diätologin am Landeskrankenhaus Hohen­ems. Die Jobmöglichkeiten nach der Ausbildung sind facettenreich: Einige Fachkräfte arbeiten in Krankenhäusern, andere in Reha-Kliniken und Gemeinschaftspraxen. Wieder andere haben sich selbstständig gemacht oder sind beratend in medizinischen Einrichtungen tätig. Einige arbeiten auch in Bereichen, die sich um die wissenschaftliche Weiterentwicklung künstlicher Ernährung und Sondennahrung bemühen.

Vom Säugling bis zum Hochbetagten 
Auch innerhalb eines Krankenhauses ist das entsprechende Arbeitsfeld breit gefächert. Hauptaugenmerk der Spitals- Diätologen liegt nicht nur im Bereich der Prävention durch gesunde Ernährung, sondern vor allem auch auf der Nahrung als Teil des Genesungsprozesses. Die Zuweisungen erfolgen durch das medizinische Personal: „Wir sind in vielen Bereichen und auf den unterschiedlichsten Stationen aktiv. Wir arbeiten mit Neugeborenen genauso wie mit sehr kranken und hochbetagten Menschen“, betont Julia Pirker: „In allen Fällen ist der Austausch zwischen den einzelnen Berufsgruppen essenziell. Denn Ernährung spielt in so gut wie jeden Gesundheitsbereich hinein. Ärzte, Logopäden, Ergotherapeuten, diverse medizinisch-technische Dienste und vor allem das Pflegepersonal sind unsere Ansprechpartner. Letztere sind ganz wichtig für uns, denn sie können zumeist rasch Auskunft über die Ernährungsprobleme der Patienten im Krankenhausalltag geben.“
Bei den Krankheitsbildern, mit denen es Diätologen im Arbeitsalltag zu tun haben, gibt es so gut wie keine Begrenzungen. „Wir arbeiten mit den Teams der Inneren Abteilungen und der Chirurgie zusammen und wirken vor allem auch bei der künstlichen Ernährung und in der Onkologie, in der Diabetologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie usw. mit.“ Wichtige Arbeitsschwerpunkte liegen bei Patienten mit onkologischen, gastroenterologischen, endokrinologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Aber auch überall dort, wo die Nahrungsaufnahme aus diversen Gründen individuell angepasst werden muss, sind die Spezialisten im Einsatz.
Rund 35 Prozent aller Patienten im Spital sind krankheits- oder altersbedingt mangelernährt. Für weitere 45 Prozent ist das Risiko hoch, aufgrund ihres Gesundheitszustandes eine Mangelernährung zu entwickeln. Umso wichtiger ist es, dies zu erkennen und als Diagnose wahrzunehmen. So wurde in vielen Studien bereits bestätigt, dass eine bedarfsdeckende Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus reduzieren kann.

Fehlernährung kann Gesundheit schaden 
Nicht nur im Spitalsalltag, also bei kranken Menschen, beobachtet Julia Pirker, dass das Thema „Fehlernährung“ stark an Bedeutung zunimmt: „Wir können aus dem Vollen schöpfen. Und zwar überall. Wir haben heute einen nahezu unbegrenzten Zugriff nicht nur auf Obst und Gemüse, sondern auch auf Fertig- und Weißmehlprodukte, auf Lebensmittel mit verarbeitetem Zucker und auf Produkte, die reich an diversen Konservierungsstoffen sind. Umso wichtiger ist das Wissen um eine gesunde und angepasste Ernährung.“ Eine Fehlernährung kann ab einem bestimmten Maß und auf Dauer schädlich für die Gesundheit sein.
Ein großes Problem sieht die Diätologin nicht nur in der Vielfalt des Nahrungsangebotes, sondern vielmehr darin, dass die Kenntnis über die individuell richtige Ernährung allzu häufig fehlt. „Es geht vor allem darum, wie ich aus der Fülle an Angeboten das richtige auswähle und verwende. All das müsste eigentlich schon im Kindesalter vermittelt werden. Leider sind auch wir Erwachsene da allzu oft kein großes Vorbild. Und wie sollen es die Kleinen lernen, wenn die Großen an fundiertem Wissen vorbei essen? Hier können wir Diätologinnen aufklären und therapeutisch wirken“, erklärt Julia Pirker.

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