Eine europäische Universität für Vorarlberg
Wie Visionen konkret werden können.
Vorarlberg braucht eine eigene Universität? Vorarlberg hat bereits eine Universität! Sie staunen? Die Vorarlberger Hochschulen sind bereits seit Jahren Teil der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH), sie arbeiten in diesem grenzüberschreitenden Verbund eng mit den Universitäten Konstanz, St. Gallen, Liechtenstein und Zürich sowie insgesamt 30 anderen Hochschulen zusammen. In Forschungs- und Entwicklungsprojekten entwerfen sie in der IBH technologische und soziale Innovationen für die Bodenseeregion und Vorarlberg: Sie vernetzen ihre digitalen Lernfabriken, testen digitale Assistenzsysteme für Gesundheit und Pflege oder entwickeln Apps, um Verkehrsströme besser zu verteilen. Gleichzeitig schafft die IBH grenzüberschreitende Studienangebote und sorgt für eine hohe didaktische Qualität im Zeitalter der Digitalisierung. Damit legt der Hochschulverbund gemeinsam mit einer Vielzahl von Praxispartnern die Grundlagen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung und Attraktivität der Bodenseeregion; sowohl für Studierende und Absolventen als auch für Wirtschaft und Gesellschaft.
Bedenkt man, dass eine eigenständige und vielfältige Vorarlberger Universität viele Jahre und Geld brauchen würde, um einen internationalen Ruf aufzubauen, geschweige denn politisch in Österreich ohnehin kaum durchsetzbar wäre, ist die Vertiefung der Kooperation in der IBH für Vorarlberg die realistischste, beste und klügste Option. Warum sollte Vorarlberg deshalb nicht über die bestehende und bewährte Kooperation in der IBH hinaus ein eigenständiges Hochschulzentrum gemeinsam mit den anderen Bodenseeanrainern aufbauen und damit international noch wettbewerbsfähiger werden?
In diesem grenzüberschreitenden Forschungs- und vor allem Transferzentrum könnte zielgerichtet internationale Sichtbarkeit erreicht werden – die besten Köpfe aus der Region würden mit internationalen Partnern Innovationen für die Herausforderungen der Region erarbeiten. Zudem könnten diese Lösungen auch gleich in der Region praktisch umgesetzt werden und den Bodensee zur Modellregion für Europa machen. Die IBH ist ja jetzt bereits der größte hochschulartenübergreifende Verbund Europas. Gleichzeitig wäre damit ein Ort gefunden, um grenzüberschreitende Lehrangebote aufzubauen. Ein solches Studienangebot erhöht die Attraktivität der Region für junge, gut ausgebildete Menschen noch weiter und bringt sie von überall an den Bodensee.
Eine solche Vision muss natürlich auch die Frage beantworten, was ein solches Universitätszentrum für Vorarlberg bringt. Wir haben bereits jetzt ausgezeichnete Forschung und Lehre in vielen Disziplinen an der Fachhochschule, der Pädagogischen Hochschule und dem Landeskonservatorium. Gleichzeitig gibt es Themenfelder, die derzeit nicht abgedeckt werden. Zudem fehlt zur Weiterentwicklung exzellenter Forschung das Promotionsrecht. Die Universitäten aus der Region könnten neben ihrer Expertise in vielen Bereichen die Möglichkeit kooperativer Promotionen einbringen. Die Vorarlberger Hochschulen und Unternehmen wiederum bringen ihr Wissen und Praxiserfahrungen ein und profitieren gleichzeitig davon, selbst Spitzenkräfte ausbilden und in der Region halten zu können. Zudem, eine gemeinsame Anstrengung der Bodenseeländer macht eine Umsetzung auch finanziell realistisch. Schlussendlich unterstützt die EU mittlerweile grenzüberschreitende Kooperationen von Hochschulen im Rahmen der Europäischen Universitäten-Initiative.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte dies 2017 gefordert: Europäische Universitäten sollten Orte didaktischer Innovationen, der grenzüberschreitenden Forschung und der Exzellenz sein. Am Bodensee könnte sehr konkret und – ganz im Vorarlberger Sinne – pragmatisch eine solche entstehen!
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