Herbert Motter

Kinderbetreuung im Montafon: Privatinitiativen unerwünscht!

Juli 2016

Der Verein KiMo (Kinderbetreuungsinitiative Montafon) schließt seine Pforten. Der Stand Montafon hat überraschend eine Unterstützung der privaten Initiative abgelehnt. In einem bewegenden Brief nimmt die Initiatorin, Nadine Kaspar, Abschied vom Projekt.

Kaspar wollte etwas tun. Einen Akzent gegen die mangelhafte Kinderbetreuung in der Region setzen. Jetzt musste sie erleben, dass private Vorstöße der dortigen Politik gar nicht schmecken.

„Ich habe lange überlegt, welches die wahren Beweggründe sein könnten. Auf die Erklärung bin ich allerdings noch nicht gestoßen. Vielleicht weil das Projekt nicht vom Stand selbst entwickelt wurde oder die Bürgermeister im Tal das Thema immer noch relativ konservativ sehen?“, ist Kaspar ratlos.  Sie sei nach wie vor davon überzeugt, dass das Angebot „Kinderhaus Montafon“ eine Bereicherung für das Tal und auch eine sinnvolle Überbrückung bis zur Realisierung weiterer Projekte dargestellt hätte. „Wir können mit gutem Gewissen behaupten, unser Bestes versucht zu haben – doch manchmal ist dies leider nicht ausreichend“, macht Kaspar kein Hehl aus ihrer Enttäuschung.

Das Projekt wurde im Februar und März den Bürgermeistern von Vandans, St. Anton und Bartholomäberg vorgestellt. Nach zahlreichen weiteren Gesprächen entschieden sich die Bürgermeister des Standes Montafon nun gegen das Projekt. Im Herbst hätte die ganzjährige, ganztägige und altersoffene Kinderbetreuungsstätte eröffnet werden sollen. Sogar ein Haus im Feriendorf Außerböden stand zur Verfügung.

Scharfe Kritik kommt von den Grünen. Die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Nina Tomaselli: „Bei den Montafoner Bürgermeistern ist offensichtlich noch nicht angekommen, dass verlässliche Kinderbetreuung eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Die gleichen Bürgermeister, die es über Jahre verpasst haben, entsprechende Strukturen zu schaffen, legen nun engagierten Menschen, die sich für den Ausbau der Kinderbetreuung einsetzen wollten, Steine in den Weg, statt sie zu unterstützen.“ Mit derartigen familienfeindlichen Vorgehensweisen werde es den Bürgermeistern nicht gelingen, Familien im Tal zu halten. Qualitative Kinderbetreuung sei, betont Tomaselli, ein Bürgerservice, den sich die Menschen heutzutage erwarten. Ähnlich sieht das auch die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende, Veronika Keck: „Gerade bei uns in der Region, vor allem im Montafon, sind ganzjährige und ganztägig geöffnete Betreuungseinrichtungen für Kinder Mangelware. Ich bin sehr enttäuscht, dass das Projekt des Vereins Kinderbetreuungsinitiative Montafon bei den Bürgermeistern auf taube Ohren gestoßen ist.“

Die Montafoner Landtagsabgeordnete Monika Vonier hingegen verweist auf einen politischen Konsens und ein klares Bekenntnis zu einem verlässlichen, durchgängigen und pädagogisch wertvollen Betreuungsangebot. Was die Pläne zum „Kinderhaus Montafon“ betrifft, so sind diese für Vonier nicht vom Tisch. Sie könne allerdings die Entscheidung der Bürgermeister nachvollziehen, die eine Realisierung bis Herbst 2016 kritisch sehen, da zunächst noch zentrale offene Punkte zum Standort, zu den Kosten und zur Sicherheit geklärt werden müssen. „Erst dann liegt eine solide Entscheidungsgrundlage vor, ob Steuergelder für dieses Projekt zur Verfügung gestellt werden können“, erklärt Vonier.

Kaspar: „Ich finde es sehr schade. Es wird immer wieder davon gesprochen, ,keinen Schnellschuss’ machen zu wollen. Ich frage mich nur, was für ein Schnellschuss bitte? Österreich ist EU-weit Schlusslicht in Sachen Kinderbetreuung, Vorarlberg im Bundesländervergleich und die Strukturen im Montafon sind weitab von Gut und Böse. Eltern sollten nicht länger betteln müssen. Ein qualitatives Angebot soll eine Selbstverständlichkeit darstellen. Leider wird das im Montafon wohl nicht ganz so gesehen. Zugegeben, es tut sich etwas. Weshalb aber ein Projekt, das im Herbst hätte starten können, abgelehnt wurde, ist für uns nicht nachvollziehbar, denn offene Fragen zum Standort hätten wir bereits im März beantworten können.“

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