Sabine Barbisch

Von den Anfängen des Buchdrucks in Vorarlberg

Oktober 2016

Im Jahr 1616 nahm in Hohenems die erste Buchdruckerei auf dem Gebiet des heutigen Vorarlberg ihren Betrieb auf. Die Vorarlberger Landesbibliothek und die Stadt Hohenems widmen dem Jubiläum der Geburtsstunde der Vorarlberger Buchdruckgeschichte vom 1. Oktober bis 27. November 2016 eine Ausstellung sowie eine vierteilige Vortragsreihe.

In der Dompropsteigasse, der heutigen Marktstraße, wurde vor vier Jahrhunderten in Hohenems der Grundstein für den Buchdruck in Vorarlberg gelegt. Norbert Schnetzer, Leiter der Abteilung Sondersammlungen in der Vorarlberger Landesbibliothek und Kurator der Ausstellung „1616. Wie entstand das erste Buch Vorarlbergs?“, kennt die Geschichte hinter diesem Meilenstein, der die ganze Region kulturgeschichtlich beeinflussen sollte: „Obwohl der Buchdruck Anfang des 17. Jahrhunderts schon 150 Jahre alt war, stellte er dennoch in manchen ländlichen Gebieten eine relativ neue Methode dar, um Informationen rasch zu verbreiten.“

Politische Visionen und „Malefiz-Zettel“

Mit der Ansiedelung der ersten Druckerei auf dem Gebiet des heutigen Vorarlberg wurden vonseiten des Grafen Kaspar von Hohenems und seines Bruders Markus Sittikus, Fürsterzbischof von Salzburg, gleich mehrere Ziele verfolgt, wie Schnetzer berichtet: „Für die sogenannte Emser Chronik beauftragte der Graf seinen Amtsschreiber Johann Georg Schleh von Rottweil mit einer Beschreibung der Herrschaft von Hohenems. In einer darin abgedruckten Karte wird die politische Vision des Grafen deutlich, der seine Macht durch zusätzliche Gebiete ausweiten und das mithilfe des Buchdrucks manifestieren wollte.“ Daneben gibt es Hinweise auf zahlreiche behördliche Formulare, die damals mit der ersten Druckwerkstatt angefertigt wurden. Dazu gehören auch sogenannte Malefiz-Zettel, bei denen es sich um Steckbriefe, Verbrechens­tafeln oder mit Namen und Delikt versehene Zettel handeln konnte, die den Verurteilten umgehängt wurden. „Solche „Zödeln“ wurden jedenfalls mehrfach in Auftrag gegeben“, weiß Norbert Schnetzer.

Der erste Buchdrucker Vorarlbergs

Neben Graf Kaspar ist vor allem der Name Bartholomäus Schnell eng mit der Geburtsstunde des Buchdrucks in Vorarlberg verbunden. Sein Geburtsdatum ist nicht zweifelsfrei geklärt, aber seine beruflichen Anfänge um 1600 in der Druckerei des Klosters St. Gallen bei den Gebrüdern Straub sind bekannt: „Es gibt einige Drucke, die Bartholomäus Schnell in Rorschach, wo die Druckerei des Klosters stand, erzeugte und die seinen Namen tragen“, berichtet Schnetzer. „Wir wissen, dass er bis 1610 in Rorschach war, dann verliert sich seine Spur und Schnell taucht erst 1616 wieder auf – in Hohenems.“ Die Druckwerkstatt, in der Schnell lernte und arbeitete, war zwischenzeitlich nach Konstanz verkauft worden, wenige Jahre später erwarb sie Graf Kaspar für Hohenems. „Es kann Zufall gewesen sein, dass Schnell und die Druckwerkstatt zur selben Zeit nach Vorarlberg kamen“, meint Kurator Schnetzer, „vielleicht war Schnell aber schon in den Ankauf involviert.“ Klar ist, Schnell arbeitete in Hohenems mit derselben Presse und demselben Setzmaterial wie in Rorschach und stellte sein Können eindrucksvoll unter Beweis.

Das schönste Buch

Die „Emser Chronik“, das erste Buch, das Bartholomäus Schnell 1616 in Hohen­ems druckte, gilt laut Kurator Schnetzer als „schönstes Buch, das er je anfertigte“. Dafür spricht auch, dass es das Werk aus Schnells Werkstatt ist, das sich am häufigsten erhalten hat. Von den über 200 gedruckten Exemplaren der „Emser Chronik“ lassen sich noch 32 Originale nachweisen. Eines davon wird bei der Ausstellung „1616. Wie entstand das erste Buch Vorarlbergs?“ in der Marktstraße 3 in Hohenems zu sehen sein. Ab 1616 arbeitete Bartholomäus Schnell 30 Jahre lang auch als Buchbinder, Buchhändler, Formschneider und Schriftgießer in Hohenems. Neben seinem gleichnamigen Sohn folgten ihm eine Reihe weiterer Drucker nach, bis schließlich um 1730 die Quellen zu dieser ersten Druckerei in Vorarlberg versiegen.

Ausstellung „1616. Wie entstand das erste Buch Vorarlbergs?“

In der Marktstraße 3, Hohenems, im Ladenlokal Kreuzung Marktstraße und Schweizer Straße,
Öffnungszeiten: 1. Oktober bis 27. November 2016 (jeweils Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr),
zusätzliche Öffnungstage am 4., 5., 10. und 11. Oktober, der Eintritt ist frei.

Erster Vortrag der vierteiligen Reihe „die freye khunst des buechtruckhens.

Zu den Anfängen des Buchdrucks in der Grafschaft Hohenems“
In der Öffentlichen Bücherei Hohenems, Marktstraße 1a, am 6. Oktober 2016, 19 Uhr,
mit Kurator Norbert Schnetzer. Eintritt: 7 Euro (Abendkassa),
www.hohenems.at/buchdruck

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