Peter Freiberger

Ein Fünfjahresplan mit vielen Hürden

November 2015

Der Dornbirner EC (DEC), Vorarlbergs einziger Vertreter in der grenzüberschreitenden höchsten Eishockeyliga EBEL, verfolgt seit dem Aufstieg einen Fünfjahresplan: ein strukturelles Umfeld zu schaffen, das Profi-Eishockey als Ganzjahressport in Dornbirn möglich macht. Nach drei Jahren gilt es noch viele Hürden zu nehmen.

Lokalaugenschein im heimischen Messestadion: Die – siegreiche – Dornbirner Mannschaft ist erst vor wenigen Stunden von einem Auswärtsmatch zurückgekehrt. Der Blick in die Kabine zeigt, dass ein bisschen mehr Platz für die Spieler nicht schaden könnte. Direkt hinter der Eisfläche stehen Räder auf Rollen zum „Ausradeln“, in dem Bereich haben die Cracks auch die Möglichkeit, in einem Bottich mit sechs Grad kühlem Wasser Verletzungen vorzubeugen. Ein Container daneben dient als Physioraum. Vereinsheim gibt es keines, der Fanshop leidet unter Platzmangel, von einem Lager für das Equipment können die Bulldogs nur träumen.

Eine professionelle Infrastruktur sieht wohl anders aus. „Wir haben in unseren Bemühungen, ein erstklassiges Umfeld für Profisport zu schaffen, aber trotzdem große Fortschritte erzielt“, zieht DEC-Geschäftsführer Alexander Kutzer eine Zwischenbilanz am Beginn der vierten Saison in der EBEL. Das Problem: Die Zeit ist nicht stehen geblieben. „So erhalten wir etwa von der Liga laufend neue Vorgaben“, sagt er. Heuer musste beispielsweise das Kamerasystem in der Halle erweitert werden, in der Gegnerkabine war eine Internetverbindung einzurichten. Zwei Schritte vor, einer zurück.

Solche Investitionen gibt es nicht zum Nulltarif, die haben die Bulldogs selbst zu stemmen – in einer Halle, in der sie selbst nur Gäste, aber nicht wirklich daheim sind, zumal das Messestadion ja der Messegesellschaft gehört. Diese Tatsache erleichtert die Umsetzung des Fünfjahresplans nicht wirklich. Über Wettbewerbsvorteile anderer Klubs jammert jedoch keiner. Gemeinsam mit den Partnern Stadt und Land beschreiten die Bulldogs weiter zielstrebig den eingeschlagenen Weg.

Kreuz und quer durch Europa

Stichwort „Weg“ – der ist zu den Auswärtsspielen oft sehr weit. Wien, Graz, Laibach, Znojmo, Fehervar – dorthin haben es die anderen EBEL-Klubs deutlich näher als das Team westlich des Arlbergs. Zudem brummten die Verantwortlichen der Liga dem DEC vor der aktuellen Saison ohne böse Absicht „Zusatzmeilen“ auf: Der überarbeitete Spielplan schickt die Bulldogs kreuz und quer durch Europa.

„Wir standen deshalb vor Riesenproblemen“, sagt Alexander Kutzer. Eine neue Kooperation mit der heimischen Fluglinie Intersky hat die Situation entschärft – erstmals wird zu Auswärtspartien wie Laibach oder Wien geflogen.

Die Anstrengungen, die nötige Infrastruktur zu entwickeln, zeigen Früchte. So war heuer erstmals eine professionelle Mannschaftsvorbereitung auf die Saison möglich. Und die schlug sich deutlich erkennbar positiv auf die sportlichen Leistungen der Bulldogs im Herbst nieder.

Die Play-offs im Visier

Wie weit nach oben will der DEC 2015/2016 überhaupt? Kutzer: „Natürlich haben wir die Teilnahme an den Play-offs im Auge. Im zweiten Jahr in der EBEL ist uns dies ja gelungen.“ Die Voraussetzungen dafür seien vorhanden, die Risikofaktoren aber ebenfalls. „Sportliche Erfolge lassen sich nicht wirklich planen, zumal Verletzungen ja überhaupt nicht kalkulierbar sind“, betont Kutzer. Das Erreichen eines Champions-League-Platzes hält er jedenfalls für zu hoch gegriffen.

Etwa 4000 Zuschauer fasst das Messestadion. Durchschnittlich besuchen rund 2700 Eishockeyfans die Heimspiele der Bulldogs. Die Partien gegen den KAC, Salzburg, Villach oder Innsbruck weisen Derbycharakter auf, der selbst die eher kühle Heimstätte fast in ein Tollhaus verwandelt. „Es hat sich eine tolle Fankultur entwickelt, die Dornbirner Anhänger werden überall in der Liga gern gesehen“, freut sich der Geschäftsführer.

Die Besucherzahl und der Fan-Andrang sind beachtlich – vor allem vor dem Hintergrund, dass in Sachen erstklassiger Sportvereine im kleinen Vorarlberg enorme Konkurrenz herrscht. Die Fußballer von Altach und die Handballer von Hard und Bregenz buhlen ebenso um zahlende Besucher wie die Bulldogs. Dazu kommen Zweitligaklubs wie Aus­tria Lustenau und VEU Feldkirch.

Und alle zusammen buhlen natürlich um finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Kutzer: „In dem Punkt würden wir uns über ein bisschen mehr Lobby freuen.“ Nach dem Rücktritt von Sportlandesrat Stemer seien außerdem Zusagen des Landes obsolet geworden. Der Geschäftsführer verweist in dem Zusammenhang auf den „Wirtschaftsfaktor DEC“. Dornbirn und Umgebung profitieren mit rund 1200 Übernachtungen pro Ligasaison von den Bulldogs. Die Gästeteams brauchen ja Unterkünfte.

VEU als Erstliga-Bereicherung

Noch mehr Konkurrenz in Sachen Zuschauer könnte eventuell schon in einer der nächsten Erstligasaisonen „drohen“. Denn die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass die traditionsreiche VEU am Aufstieg bastelt. Die Bulldogs sähen die VEU in der Erste Bank Liga freilich als Bereicherung. „Das wäre absolut eine tolle Sache“, meint Kutzer. Und Vorarlberger Derbys auf Erstliga­niveau hätten bestimmt einen besonderen Reiz für die Fans im ganzen Land. Da ginge ordentlich die Post ab.

Doch ob Derby oder nicht – es heißt weiter den Fünfjahresplan verfolgen, um Eishockey in Dornbirn als Ganzjahressport zu etablieren. Sobald dies geglückt ist, will der DEC die Strukturen im Nachwuchsbereich anpassen.

Und dann kann man ja auch die sportlichen Blicke nach oben richten.

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