Sabine Barbisch

Ein Herz für Start-ups

September 2022

Katharina Schneider ist dem TV-Publikum als Investorin einer bekannten Start-up-Show bekannt. Ihre eigene Geschichte als Gründerin ist aber ebenso interessant wie vielfältig – und beginnt mit einem „Klamotten-Flohmarkt“ und einer „Straßen-Bar“ bereits in ihrer Kindheit.

Im Dezember des vorigen Jahres hat Katharina Schneider die operative Geschäftsführung bei MediaShop zurückgelegt, als Gesellschafterin und Beirätin bleibt sie weiter an Bord und seit April 2022 widmet sie sich hauptberuflich ihrer Passion für junge Unternehmen und Start-ups: „Ich baue selbst Unternehmen auf, ich investiere in Start-ups, berate und coache Gründer:innen.“ Dabei kann sie aus dem Vollen schöpfen, denn Katharina Schneider ist eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Österreichs. „Wenn ich mein bisheriges Leben Revue passieren lasse, würde ich mich als neugierig und wissbegierig beschreiben. Ich lerne sehr gerne Neues dazu, seien es innovative Bereiche oder neue Themen – ich bilde mich laufend weiter.“ Die Lust, Neues auszuprobieren trat schon in Schneiders Kindheit zutage: „Im Nachhinein reflektiert man natürlich anders und sieht gewisse Dinge aus einem anderem Blickwinkel. Ich war jedenfalls als Kind schon anders als alle anderen und Dinge wie Puppenspielen interessierten mich nicht.“ Stattdessen habe sie bei einem „Klamotten-Flohmarkt“ Kleidung ihrer Mutter verkauft. Wohl recht erfolgreich, denn als die Mutter einen ihrer Hüte bei der Nachbarin (wieder-)entdeckte, musste die verkaufstüchtige Tochter die Geschäfte rückabwickeln. „Das hat mich aber nicht abgehalten, später habe ich eine Bar auf der Straße aufgebaut und Getränke aus der Hausbar und den selbstgebrannten Schnaps meiner Oma verkauft. Mir ging es dabei aber nicht darum, Geld zu verdienen, das Verkaufen machte mir Freude.“ Eine gewisse „unternehmerische DNA“ sei bei ihr wohl schon als Kind zutage getreten, lacht Katharina Schneider.

Vielfältige Selbstständigkeit
Parallel zu diesen ersten unternehmerischen Feldversuchen schloss sie die Schule ab, studierte die Fächer Deutsche Philologie, Leibeserziehungen und Sportwissenschaften auf Lehramt, um damit dem Wunsch ihrer Mutter, die auch Lehrerin war, zu entsprechen. Dass sie später einen anderen Weg einschlagen würde, bahnte sich aber schon ab der 7. Klasse – und spätestens während des Studiums an – als sie bereits in verschiedenen Bereichen arbeitete und erste selbstständige Projekte umsetzte. Der Start ins Berufsleben für Katharina Schneider also keine wirkliche Umstellung, auch wenn sie nie an einer Schule als Lehrerin arbeiten sollte: „Ich war Angestellte, merkte aber rasch, dass ich immer mehr an Grenzen stieß. Ich hatte immer das Gefühl, dass da noch mehr geht, ich hatte neue, andere Ideen, und fühlte einfach, dass da noch ein Potenzial in mir ist, das ich zu diesem Zeitpunkt aus verschiedenen Gründen aber noch nicht ganz heben konnte.“ Im Jahr 2002 hat sie sich mit der Embers Call Center GmbH selbstständig gemacht: Ihr erstes Start-up war ein Callcenter mit „work at home-Arbeitsplätzen“. Die damals sehr innovative Geschäftsidee sollte das Problem lösen, dass es in Callcentern durch die Bestellungen per Telefon kurzfristig ein extrem hohes Aufkommen an Telefonaten gab, kurze Zeit später kehrte allerdings wieder Ruhe ein – ein schwieriges Thema für die Personalplanung. „Meine Überlegung dazu war, Arbeitsplätze zu schaffen, die das ausgleichen und zwar durch Menschen, die von Zuhause aus arbeiten. Ich begann das Geschäft aufzubauen mit einer umfassenden technischen Infrastruktur, habe Lern- und Anreizmodelle für die Mitarbeitenden entwickelt. Und die Geschäftsidee hat sich sehr gut entwickelt, das Callcenter gibt es bis heute, seit vielen Jahren wird es von Christian Lang als Geschäftsführer erfolgreich geleitet.“
Vier Jahre später investierte die Geschäftsfrau mit ihrem ExMann Dieter Schneider in MediaShop, das damals ein kleines Unternehmen im „oldfashioned“ Teleshopping-Bereich war. „Mein Sohn wurde zu der Zeit geboren und mein Plan war, das Callcenter weiterzuführen, aber wie so oft, kam es ganz anders als geplant“, erinnert sich Schneider an die turbulente Zeit zurück, die das Unternehmen zeitweise an der Insolvenz vorbeischrammen ließ. Sie entschied sich also, operativ in das Geschäft einzusteigen. Nach einer sehr herausfordernden Zeit entwickelte das Team eine Strategie, der es bis heute treu geblieben ist. „In den folgenden Jahren haben wir MediaShop zu einem modernen Multichannel-Unternehmen entwickelt, mit dem wir im vergangenen Jahr rund 250 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet haben. Aktuell sind bei MediaShop rund 500 Mitarbeiter:innen an acht Standorten beschäftigt und wir sind in mehr als zehn europäischen Ländern vertreten“, gibt die ehemalige Geschäftsführerin einen Überblick über ihr größtes Unternehmen; denn wie eingangs erwähnt, hat Katharina Schneider im Frühling 2022 eine neue Firma gegründet. Seit rund fünf Jahren stellt sie sich auch einer neuen persönlichen Herausforderung – als Investorin bei „2 Minuten, 2 Millionen“, der Start-up-Show des TV-Senders Puls4. „Es war wieder so ein Zeitpunkt, an dem mich etwas Neues interessiert hat. Für mich war es damals unvorstellbar, im Rahmen einer Fernsehsendung an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich würde sogar sagen, dass es ein No-go für mich war!“ Aber auch hier kam es anders, Schneider wollte ihre persönlichen Grenzen austesten, Neues lernen – und nicht zuletzt sehr innovative Erfinder:innen und deren Produkte für MediaShop gewinnen. „Ich habe mich also überwunden und selbst herausgefordert: Jetzt mache das seit fünf Jahren und bin bis heute sehr glücklich mit meiner damaligen Entscheidung.“ 

Ein Herz für Start-ups
Für Katharina Schneider geht es immer um Personen und Geschichten: „Hinter jedem Unternehmen steht ein Team oder eine Person – und genau darum geht es: Ein Start-up kann nur so erfolgreich sein, wie die Menschen, die dahinterstehen.“ Und was bedeutet Erfolg in diesem Zusammenhang überhaupt? „Für mich selbst bedeutet Erfolg, das zu machen, was ich gern machen möchte, also selbstbestimmt zu leben. Ich freue mich jeden Morgen, auf das was kommt. Wenn ich merke, wie die Menschen, die ich – in welcher Form auch immer – unterstütze, wenn ich sehe, wie sie über sich selbst hinauswachsen und was sie leisten, dann empfinde ich das als Erfolg.“ Dabei liegt ihr Fokus nicht auf sogenannten „Unicorns“, diesen Status würde ein Start-up erhalten, wenn die Firmenbewertung von Investoren bei mindestens einer Milliarde US-Dollar läge, Börsengängen oder Exits – „das können bestimmt viele besser als ich“. Katharina Schneider will Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen: „Ich erlebe immer wieder, dass in Menschen tolle Produktideen und Erfindungen schlummern und aus verschiedensten Gründen nicht zum Leben erweckt werden. Meistens scheitert es an einer entsprechenden Finanzierungs- und Vermarktungsmöglichkeit. Genau hier möchte ich ansetzen und diesen Erfindergeistern eine Plattform bieten: Denn nicht alle Gründer:innen müssen ein börsennotiertes Unternehmen werden, es reicht wenn du dich selbstständig machst, Spaß hast an dem was du tust und davon leben kannst!“

Veranstaltungs-Tipp: Am 13. Oktober 2022 kommt Katharina Schneider zur „Ladies Lounge“ von Frau in der Wirtschaft ins Casino Bregenz. Details und Anmeldung unter wkv.at/events/LadiesLounge2022.

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