Sabine Barbisch

Elena Herburger: „Spanisch ist die erste Sprache, die ich lernte“

Juli 2019

Caracas ist der Geburtsort von Elena Herburger, bis zu ihrem siebten Lebensjahr hat sie in Venezuela gelebt. Was sie in dieser Zeit geprägt hat und wie das mit ihrem Beruf als Professorin in Washington zusammenhängt, hat sie „Thema Vorarlberg“ erzählt.

Zur Welt gekommen ist Elena Herburger in Venezuela, wo sie auch die ersten Jahre ihrer Kindheit verbracht hat: „Meine Eltern haben in Caracas gelebt. Meine Mutter hat bei der österreichischen Außenhandelsstelle gearbeitet, mein Vater beim venezolanischen Forschungsinstitut (IVIC). Sie haben sich dort auf einer Veranstaltung der Botschaft kennengelernt.“ Als die Tochter sieben Jahre alt wird, zieht die Familie nach Hard, wo Elena Herburger die Volksschule besuchte. „Was meine Kindheit in Venezuela betrifft, erinnere ich mich gut ans Meer und an die Strände. Von Hard habe ich natürlich den Bodensee in sehr guter Erinnerung und auch die vielen Wiesen, die es gab, und dass ich überall hingehen konnte – solche Freiheit haben Kinder nicht überall.“ Nach der Matura in Bregenz und dem Studium der Anglistik und Hispanistik in Wien zog es sie für ihr Doktoratsstudium in die Ferne: „Mein Wunsch, in den USA zu studieren, kam während meiner Studienzeit in Wien. Dass ich dann zuerst in Los Angeles war und später in Washington hat sich so ergeben.“ Dort lebt sie nun seit über zwanzig Jahren und ist seit 1997 Professorin an der Universität Georgetown. Herburger unterrichtet sowohl für das Institut für Spanisch und Portugiesisch wie auch für das Institut für Sprachwissenschaft: „Mein Interesse am Spanischen hat damit zu tun, dass es die erste Sprache ist, die ich gelernt habe. An der Universität habe ich unter anderem zur Semantik der Fokussierung und der Negation geforscht. Derzeit schreibe ich über Semantik von Konditionalsätzen.“ Die Daten für ihre Forschungen stammen hauptsächlich aus dem Englischen, dem Spanischen und dem Deutschen – drei Sprachen, die sie perfekt beherrscht. An ihrer Forschungsarbeit schätzt Herburger die Spannung, vor allem dann, wenn sie etwas versteht oder etwas entdeckt, dass zuvor schwer erklärbar war. „Auch das Unterrichten und der Austausch mit Kollegen, die in einem ähnlichen Gebiet arbeiten, empfinde ich als sehr bereichernd“, erzählt die Professorin. 

Zu ihren Aufgaben gehört der Unterricht und die Forschung, aber auch der Austausch mit Studenten und Kollegen ist wichtig, zudem besucht Herburger Fachkonferenzen, auf denen sie sich Vorträge anhört oder selbst als Referentin auftritt: „Bei diesen Gelegenheiten lernt man sehr viel und trifft viele Leute.“ Die zeitliche Gestaltung ihres Berufs ist zwar relativ flexibel, das heißt aber auch, dass sie oft auch am Wochenende arbeitet. „Als Ausgleich betreibe ich ein bisschen Sport, aktuell hat es mir Zumba angetan. Und ich bin kulturell interessiert. Jetzt, wo meine Töchter größer sind, habe ich mehr Zeit dafür als früher. Und ich habe vor, meinen kleinen, aber etwas vernachlässigten Garten künftig ein bisschen zu pflegen“, meint Herburger schmunzelnd. Dieser liegt recht nahe am Stadtzentrum, ihren Arbeitsplatz an der Universität Georgetown kann Elena Herburger zu Fuß erreichen: „Ich lebe schon seit zwanzig Jahren in Washington, in einem gut hundert Jahre alten Reihenhaus. In der Stadt gibt es generell sehr viel alte und schöne Bausubstanz, etwa im Stadtteil Georgetown, wo auch die Universität liegt.“ 

Bei der Frage, nach den größten Herausforderungen am Leben in den USA nennt die Professorin das Sozialsystem, das in Europa viel besser sei, und sie sagt: „Sehr gewöhnungsbedürftig war auch der krasse Unterschied zwischen armen und reichen Menschen und wie anders die Amerikaner das Allgemeinwesen sehen als zum Beispiel die Vorarlberger. Was mir hingegen sehr gut gefällt, ist wie offen die Leute hier sind, wie unvoreingenommen und wie großzügig. Die Internationalität der Menschen, die interessanten Tätigkeiten nachgehen, und die Liberalität schätze ich besonders.“ Ab und an vermisst sie trotzdem den Bodensee und auch die Berglandschaften Vorarlbergs. „Was mir nicht abgeht, ist der Hochnebel im Rheintal – im Winter kann es hier in Washington recht kalt sein, aber oft ist der Himmel blau. Und ich vermisse hier natürlich auch meine Verwandtschaft.“ Deshalb reist sie mindestens einmal im Jahr nach Vorarlberg, um ihre Eltern und Verwandten zu besuchen. Ihre zwei Töchter sind oft dabei. „Die beiden sprechen vor allem Englisch und Spanisch. Meine ältere Tochter Isabel, die in New York studiert, spricht auch recht gut Deutsch – und sogar den Vorarlberger Dialekt. Die jüngere Tochter Sofia besucht aktuell die High-School und versteht zwar so manches, sagt aber nicht viel auf Deutsch.“ 

Die aktuelle politische Situation in den USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump bezeichnet Herburger „zweifellos als schwierig“. Da ein Skandal auf den nächsten folge, seien viele um die Demokratie und den Rechtsstaat besorgt, weiß die Professorin: „Vielleicht sind deshalb die politische Satire, speziell die Late-Night-Shows, zur Zeit besonders gut, wie auch der aufklärende Journalismus.“ Positiv sieht Elena Herburger, dass sich jetzt viele junge Menschen politisch interessieren und aktiv sind: „Ich hoffe jedenfalls, wir nehmen die Jungen ernst und die nächste Regierung bekämpft den Klimawandel stärker und engagiert sich auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die soziale Fairness.“

Lebenslauf

Elena Herburger wurde am 25. Oktober 1966 in Venezuela geboren und ist dort bis zu ihrem siebten Lebensjahr aufgewachsen. Danach zog die Familie nach Hard. Nach der Matura am Gymnasium Gallusstraße in Bregenz hat sie an der Universität Wien Anglistik und Hispanistik studiert und ihr Doktorrat in Sprachwissenschaft an der University of Southern California gemacht. Seit 1997 ist sie Professorin an der Universität Georgetown und unterrichtet Sprachwissenschaft auf Spanisch und Englisch, zudem forscht sie auf dem Gebiet der Semantik. Elena Herburger hat zwei Töchter. 

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