Sabine Barbisch

Im Ausland: James Bond und die Orchideen

November 2022

„Das Leben im Ausland erweitert nicht nur deinen geografischen Horizont, sondern auch deine Denk- und Sichtweise auf das Leben“, ist Axel Jäntsch überzeugt. Für den Lochauer gehört Luxus zum Beruf, denn als „Happy Maker“ betreut er eine millionenschwere Klientel.

Wellness-Urlaub in fernöstlichen Luxus-Tempeln, Shoppen in London, Formel 1-Rennen in Monaco, Dreharbeiten in Südafrika, Schifahren in den Schweizer Alpen, roter Teppich in New York oder ein Helikopterflug während den Filmfestspielen in Cannes auf die Familienyacht an der Côte d’Azur … was nach einem Film klingt, ist für manche Menschen Alltag. Hinter diesen ganzen Reisen und Erlebnissen steckt eine ausgeklügelte Organisation und Logistik. Das ist das Spezialgebiet von Axel Jäntsch: „Egal, ob ich als Privatsekretär, Butler, Direktor oder Geschäftsführer eingestellt werde, am Ende des Tages bin ich ein ‚Happy Maker‘ und das zufriedene und dankbare Lächeln meiner Arbeitgeber zählt. Der Begriff kommt ursprünglich von meinem langjährigen Chef, der mich so nannte, weil ich ihm und seiner Familie das Leben erleichtert und damit auch ein wenig glücklicher gemacht habe.“ Diskretion und Loyalität sind absolute Grundvoraussetzungen für den Beruf; ein breit gefächertes Allgemeinwissen aber ebenso nützlich, wie Organisationstalent, Reisebereitschaft und Sportlichkeit. „Und wenn man auch mal den Kochlöffel schwingen kann, sind das Pluspunkte“, wie der Lochauer aus langjähriger Erfahrung weiß. Gerade am Beginn einer neuen Tätigkeit sei die Sensibilität zwischen unsichtbar und dennoch präsent sein nicht so einfach: „Die vielleicht höchste Kunst ist es, die Wünsche zu erfüllen, ehe diese vom Arbeitgeber ausgesprochen werden“, denn allein schon das Alltägliche dieser Menschen könne äußerst speziell sein und sich von unserem einfachen Leben stark unterscheiden. „Was in der Tat immer wieder eine Herausforderung ist, ist das ‚unsichtbar machen‘ meiner Kunden, die oft in der Öffentlichkeit stehen. Um sie vor Medienwelt und Fotografen zu schützen, wird man im Laufe der Zeit immer kreativer und souveräner. Nur damit meine Arbeitgeber anonym und unbehelligt das machen können, was für unsereins ganz normal ist.“

Die Weite des Meeres 
Seine Laufbahn hat der Lochauer in der Hotellerie begonnen: „Die Entscheidung eine Ausbildung als Hotelfachmann zu machen war für mich das Ticket ins Ausland.“ Später ist er über die Tätigkeit als Steward auf die Sea Goddess und die MS Europa in die Privat-Branche gekommen. In den mittlerweile 22 Jahren seiner Tätigkeit hat er viel von der Welt gesehen, Wirtschaftsmagnaten, Politik-Elite, Musiker und Medienleute, Spitzensportler, Hollywoodschauspieler und einen US-Präsidenten getroffen. „Mein erster Job als Butler brachte mich zum Beispiel zu einer Milliardärin auf die Bahamas, ich war für einen Sänger und Komponisten zuständig. Als ich durch das imposante Einfahrtstor schritt, waren direkt zwei wunderschöne weiße Häuser zu sehen. Es dauerte seine Zeit, bis ich realisierte, dass dort die Security untergebracht war. Das parkähnliche Grundstück war riesig und erst als ich mit dem Golfcart den Palmenhain passiert hatte, kam das beeindruckende Anwesen zum Vorschein: Sechs pastellfarbene Villen, die alle miteinander verbunden waren – an einem weißen Sandstrand mit türkisfarbenem Meer. Ich hatte das Gefühl, dem Paradies dort besonders nahe zu sein.“ Auch die Nachbarschaft war mit der Hennessy Familie und dem Bacardi-Clan eine illustre, Axel Jäntschs Unterkunft grenzte direkt an das Grundstück von Sean Connery und dessen Frau, ein „etwas ungewohnter Anblick ‚James Bond‘ zu sehen, wie er mit liebevoller Hingabe seine Orchideen pflegte. Das war der Beginn meiner faszinierenden beruflichen Reise.“ Ein anderes Schlüsselerlebnis war seine Begegnung mit Lady Diana und ihren Söhnen William und Harry: „Auch wenn man dem königlichen Protokoll folgen musste, haben wir dennoch einen Weg gefunden zu kommunizieren. Wenn ich dann aufgrund meiner Dienstleistung ein Augenzwinkern oder ein dankendes Lächeln von Diana erhielt, war das mehr wert als jeder Gehaltsscheck.“ So sei ihm auch klar geworden, dass man keine Berge versetzen müsse, um eine Freude zu bereiten.
Als wundervollen Ort hat Axel Jäntsch aber auch Lochau in Erinnerung, wo er mit seinem Bruder Uwe am Fuße des Pfänders aufgewachsen ist: „In wenigen Minuten mit dem Fahrrad am See um ins erfrischende Nass zu springen und im Winter hatte man die verschneiten Abhänge direkt vor der Haustür. Auch wenn es mich in die Ferne verschlagen hat, meine Heimat ist dort und das wird auch immer so bleiben.“ Seit seinen Kindheitstagen begleitet ihn die Sehnsucht nach der unendlichen Weite des Meeres und heute an einem solchen Ort zu leben, empfindet er als großes Privileg: „Das Leben im Ausland erweitert nicht nur deinen geografischen Horizont, sondern auch deine Denk- und Sichtweise auf das Leben. Unsere Mama hat meinem Bruder und mir den Blick für verschiedenen Perspektiven schon früh mit auf den Weg gegeben.“
Mit seinen aktuellen Arbeitgebern, der Familie um Michael Schumacher, lebt er auf Mallorca. Das sei zwar nie seine Wunsch-Destination gewesen, seit er dort lebt, schätzt er im Norden Berge und im Süden weiße Strände sowie die sportlichen Möglichkeiten und das Großstadt-Flair in Palma. Mehr verrät er über seinen aktuellen Lebensmittelpunkt allein schon wegen seines Berufskodexes – Verschwiegenheit sogar unter Berufskollegen – nicht.
Und immer wieder hört man im Gespräch mit Axel Jäntsch deutlich heraus, dass er sehr viel von sich selbst in den Beruf einbringt: „Es kann zeitintensiv sein und das Privatleben kommt manchmal auch zu kurz, weil man für die Familie da ist. Ich habe aber auch erfahren, dass das auf Gegenseitigkeit beruht: Wenn es in meinem Leben Unebenheiten gab, dann waren die Familien an meiner Seite und unterstützten mich.“ So hat ihn ein anderer ehemaliger Chef nach einem kleinen medizinischen Eingriff auf Erholung geschickt: „Ich dachte an eine altbackene, verstaubte Rehaklinik irgendwo in Hintertupfingen. Stattdessen ging es mit dem Privatjet nach Korsika auf eine Yacht, mit der wir nach Sardinien schipperten. Mein Chef, der Milliardär, hatte Gefallen daran gefunden, dass er nun der ‚Happy Maker‘ sein durfte. Auch solche Erlebnisse bleiben unvergessen.“ 

Lebenslauf
Axel Philipp Jäntsch, * 9.Juli 1974, ist mit seinem Bruder Uwe in Lochau aufgewachsen. Nach der Hotelfachschule in Bludenz ging es Mitte der 1990er-Jahre in die Hotellerie, über seine Tätigkeit als Steward auf einem Kreuzfahrtschiff kam er vor 22 Jahren in die Privat-Branche.

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