Sabine Barbisch

Im „Glanzstück“ fällt Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes auf goldenen Boden

April 2017

Der Hittisauerin Christina Fetz-Eberle ist die Entwicklung vom ersten mutigen Schritt in die Selbstständigkeit hin zur etablierten Unternehmerin in nur wenigen Jahren erfolgreich gelungen. Wie sie ihre Nische als Kunsthandwerkerin gefunden hat, was das mit dem Aufleben der Bregenzerwälder Tracht zu tun hat und warum sie in ihrer Schmuckwerkstatt „Glanzstück“ auf die persönliche Beziehung zu ihren Kunden setzt, erzählt sie hier.

Christina Fetz-Eberle entschied sich in ihrer Jugend für eine Doppellehre zur Einzelhandels- und Bürokauffrau in einem Uhren- und Schmuckgeschäft. Schnell weckte aber auch die Arbeit eines Goldschmieds, der regelmäßig Wertvolles im Geschäft vorbeibrachte, ihr Interesse: „Er fertigte neue besondere Schmuckstücke an, reparierte aber auch alte, die ihre glänzendsten Zeiten bis dahin schon hinter sich hatten.“ Inspiriert von diesem Handwerk, setzte sich die junge Bregenzerwälderin fortan intensiv mit diesem Thema auseinander: „Ich lernte viel von besagtem Goldschmied und absolvierte zahlreiche Kurse.“ Doch bei der Theorie sollte es nicht bleiben. Fetz-Eberle zweckentfremdete die Schlosserwerkstatt ihres Vaters für Filigraneres und schuf dort ihre ersten Schmuckmodelle aus Edelstahl. „Da kam mir erstmals der Gedanke, selbst Unternehmerin zu werden und das Handwerkliche mit dem Verkaufen zu verbinden.“ 2008 begann sie dann mit der Umsetzung ihres Konzepts in der alten Schmiede ihres Großvaters in Hittisau. In ihrer Schmuckwerkstatt, dem „Glanzstück“, hat sie sich auf das Kunsthandwerk spezialisiert und fertigt aus veredelten Metallen und nach eigenen Entwürfen oder Kundenwünschen edle Stücke an und hat außerdem Uhren und Accessoires verschiedenster Marken im Angebot.

„Glanzstück“: Fokus auf persönliche Beratung

Vor dem Hintergrund, dass allein der österreichische Internet-Einzelhandel 2016 um vier Prozent gewachsen und der Brutto-Jahresumsatz im vergangenen Jahr um rund 100 Millionen Euro auf etwa 3,4 Milliarden Euro angestiegen ist, setzen auch immer mehr Vorarlberger Händler auf professionelle Internetauftritte und Onlineshops. Christina Fetz-Eberle hat ihren eigenen Weg gefunden, mit dieser Entwicklung umzugehen: „Die ‚Glanzstück’-Homepage und unsere Facebook-Seite werden natürlich regelmäßig mit neuen Inhalten bespielt. Mehr ist in meinem Fall nicht nötig, denn wir punkten als sehr kleines Geschäft in einer speziellen Nische mit einer besonders engen Beziehung zu unseren Kunden. Weil gerade bei Schmuck, der meist zu ganz besonderen Anlässen wie einer Hochzeit, Taufe oder als Zeichen von Liebe und Freundschaft verschenkt wird, die individuelle Beratung maßgeblich ist.“ Der Standort ihrer Schmuckwerkstatt hat zur Entscheidung gegen einen Ausbau des Onlineangebots maßgeblich beigetragen: Die rund 2000 Hittisauer profitieren mit 18 Geschäften von einer in dieser Gemeindegröße fast einzigartigen Infrastruktur und lebendigen Unternehmensszene. Erweitert um die Komponente attraktiver Restaurants, Gasthäuser und Hotels ist Hittisau natürlich auch bei Touristen beliebt, die ihrerseits einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten.

Verborgene Schätze zum Glänzen bringen

Das „Glanzstück“ ist aber nicht nur Anlaufstelle für Urlauber, auch viele Bregenzerwälder kommen mit einem besonderen Anliegen in Christina Fetz-Eberles Geschäft: Mit dem Restaurieren und Aufbereiten von traditionellem Bregenzerwälder Juppenschmuck besetzt sie eine ganz spezielle Nische und hat sich damit einen Namen unter den Trägerinnen der traditionellen Bregenzerwälder Tracht gemacht. „Es sind oft verborgene Schätze aus dem Familienerbe, die so zum Vorschein kommen“, erzählt Fetz-Eberle begeistert. „Ich kann mir genau vorstellen, wie das fertig aufbereitete Schmuckstück am Ende aussehen wird, aber der Blick meiner Kunden, wenn sie die Juppenschnalle wieder abholen, ist unbezahlbar, weil den meisten die Vorstellungskraft fehlt, wie diese in die Jahre gekommenen und matten Schätze wieder so zum Glänzen gebracht werden können.“ Als Kunsthandwerkerin reinigt Fetz-Eberle die edlen Stücke und bereitet sie auf, bei komplizierteren Reparaturen geht ihr ein Goldschmied zur Hand. „Das Schöne an den Juppenschnallen ist, dass sie individuell gestaltet sind. Mir wurde etwa schon ein ganz besonderes Exemplar mit einem eingearbeiteten Hirsch gebracht, welches ein passionierter Jäger für seine Frau anfertigen ließ.“ Weil die Nachfrage immer größer wurde, bietet die Unternehmerin mittlerweile auch passenden dezenten Schmuck und kleine Taschenuhren an, welche zu den obligatorischen Flechtfrisuren der Juppenträgerinnen und aufwendig gearbeiteten Juppenschnallen perfekt kombiniert werden können und verhilft den Trägerinnen der Bregenzerwälder Tracht so zu neuem Glanz und Stolz.

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