Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Kanzler wider Willen

März 2023

Kann man in Österreich UND Deutschland Bundeskanzler werden? Ja, wenn man Franz Bummerl heißt, schrullig, komisch und verschlagen ist, und das gar nicht angestrebt hat.

Wie das geht, beschreibt Autor Reinhard Peter in seinem Erstling: Dr. Franz Bummerl, Direktor der Politischen Akademie der österreichischen Vaterlands­partei, die sich aus der vormaligen Volkspartei zurückgebildet hat, wird durch einen Zufall und eine Verwechslung österreichischer Bundeskanzler. Widerwillig fügt er sich und führt fortan ein eigenwilliges Regiment, das von Hoppalas und Skandalen erschüttert, aber nicht aufgelöst wird.

Latein als Pflichtfach
Es menschelt von früh bis spät, trotzdem werden große Reformen eingeführt. Der ehemalige Rechtsanwalt und Altphilologe Bummerl führt unter anderem in der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen Latein als Pflichtfach ein. 
Weil sein Lieblingsessen bei seiner Zimmerwirtin im Heurigenlokal „Weinderl“ das Beuscherl ist, muss er sich gefallen lassen, dass man in Österreich nicht vom Kanzler, sondern vom Beuscherl redet, was ihn gehörig ärgert.
Am Ende seiner Amtszeit 2028 gewinnt er knapp die Wahlen und tritt sofort zurück. 

Lehrer, Studienleiter und Journalist
Reinhard Peter, Jahrgang 1955, hat einen Text verfasst, der – zwar in stark überspitzter Form – mit großer Treffsicherheit die jüngste politische Vergangenheit Österreichs aufarbeitet.
Der Autor will seine Satire als Reaktion auf die Politik der 20er-Jahre dieses Jahrhunderts in Österreich und Deutschland verstanden wissen und blickt in eine fiktive nahe Zukunft. Dr. Bummerl verkörpert den freundlichen und zurückhaltenden, aber mächtigen Mann, der noch autoritärere Züge als seine Vorgänger erkennen lässt, dies aber hinter einer schrulligen und komischen Maske verbirgt. Er will und muss nichts mehr erreichen, also ist die Regierungsarbeit ganz auf Effizienz und sein persönliches Wohlbefinden ausgelegt.
Die Figur des fiktiven Kanzlers verkörpert einen Politikertypus, der nicht gerne im Scheinwerferlicht steht, so Peter. Er wollte ja nicht Kanzler werden. Ausgestattet mit jeweils knapper Mehrheit in verschiedenen Koalitionen, hält er wenig vom politischen Diskurs, sondern setzt seinen Willen durch. Die Methoden sind jedoch mehr als fraglich und von autoritärem Gehabe gekennzeichnet. Die vermeintlich gute Sache wird auch hier mit Mitteln der Täuschung, Nichtinformation und der leichten Erpressung politisch durchgesetzt.

Message Control und „Vox Populi“
Mittel zum Zweck ist die Geheimhaltung interner Kommunikation, was eine Reaktion auf die sogenannte „Message Control“, ihrerseits aber sehr wohl dasselbe ist.
Medien, Stammtische und die „Vox Populi“, die Stimme des Volkes in allen Lebenslagen und Bundesländern, reflektieren in überspitzter Form die Wahrnehmung und Kommentierung von Politik. 
Die Sehnsucht nach einer starken Führung schlägt sich durch und scheint einen Zeitnerv zu streifen oder zu treffen. Das „Wahlvolk“ ist in der Satire nicht von der Realität zu unterscheiden. Sein Verhalten hat sich nicht geändert. Die Menschen nehmen Wahlgeschenke gerne an, ja fordern sie geradezu. Alles, was von der eigenen Wunschvorstellung abweicht, wird mit Spott und Häme überzogen.

Opernball und „Schwarze Kassen“
Daneben nimmt Peter österreichische „heilige Kühe“ wie den Opernball aufs Korn: Am Faschingsdonnerstag, den 4. Februar 2027, findet traditionellerweise der „Staatsball“ statt. Bummerl landet nach einigen Verwicklungen mit der Regierungschefin von Namibia in der Suite eines Ringstraßenhotels. Ein weiteres Thema, das Peter aufgreift, sind „Schwarze Kassen“ und Stiftungen, die dafür sorgen, dass die wichtigen Landeshauptleute ruhiggestellt werden.
Die Idee zu diesem Text kam Peter nach seiner Pensionierung. Der Klassische Philologe und Geograf teilt die Leidenschaft für Latein mit seinem Protagonisten Beuscherl. Peter war neben seiner Unterrichtstätigkeit im Sacré Coeur Riedenburg und an der Formatio in Liechtenstein für diverse Tageszeitungen journalistisch tätig. Daneben fungierte er unter anderem zehn Jahre lang als Studienleiter in der Politische Akademie der ÖVP in Wien. Auch Bummerls Golden Retriever Hündin Kaya, die Personalentscheidungen, wie die der Nationalbankpräsidentin trifft, war im Hause Peter ein wichtiger Bezugspunkt.
Parallelen zu den Vorgängen rund um die türkis-blaue Bundesregierung unter Sebastian Kurz und biographische Anspielungen sind also nicht zufällig und durchaus gewollt, betont der Autor. Message Control und Ibiza 2 mit dem Aufdeckungsjournalisten Ante Popovic finden im Text ebenso ihren Platz wie einige „lebende Legenden“ – Toni Polster und Hermann Maier – , die ihre Zustimmung zur Veröffentlichung gegeben haben.

Fortsetzung folgt?
Der Text war ursprünglich wesentlich umfangreicher und umfasste zahlreiche Anspielungen auf Deutschland, doch im Zuge der Anfrage mit der Bitte um die Rechte zur Veröffentlichung bei betreffenden Personen gestaltete sich nicht ganz einfach, erklärt der Autor. Deshalb habe er die Satire umarbeiten müssen. Nichtsdestotrotz hat der Hohenemser schon Ideen für weitere Publikationen. Die bereits entstandenen Seiten sind ebenso wenig vom Tisch wie eine weitere ironisch-satirische Auseinandersetzung mit Rom und dem Vatikan. 

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