Sabine Barbisch

Kian Soltani: „Ich lebe meinen Traum!“

November 2018

Im Alter von vier Jahren hat Kian Soltani begonnen, Cello zu spielen. Heuer, mit 26, hat er sein Debütalbum „Home“ veröffentlicht und ist ein international gefragter Solo-Cellist.
Wie ihn das Aufwachsen in einer persischen Musikerfamilie geprägt hat und er die Spitze seiner Profession erreicht hat, erzählt das Ausnahmentalent im Gespräch mit „Thema Vorarlberg“.

Individualität, Ausdruckstiefe und ein charismatisches Auftreten“, so wird Solo-Cellist Kian Soltani in einschlägigen Medien beschrieben. Der Ausnahmemusiker wurde 1992 in Bregenz in eine persische Musikerfamilie geboren: „Mein Vater spielt Fagott, meine leider schon verstorbene Mutter war Harfenistin. Sie haben am Konservatorium von Teheran begonnen, erhielten zu Zeiten des Schahs ein Stipendium und haben sich in Wien weiter ausbilden lassen. Dann bekamen sie Lehraufträge in der Schweiz und in Vorarlberg, und so ist die Familie hier sesshaft geworden.“ So begann Soltani mit nur vier Jahren, Cello zu spielen und wurde bereits mit zwölf Jahren in die Klasse von Ivan Monighetti an der Hochschule für Musik in Basel aufgenommen. Soltani erinnert sich zurück: „Mein Vater beschäftigte sich viel mit persischer Musik. Jeden Tag spielte er die persische Flöte, die Nay. Und meine Mutter übte, wenn sie uns zu Bett gebracht hatte, Harfe. So hat mich dieses Instrument in meinen Träumen begleitet. Vielleicht bin ich auch so zur klassischen Musik gekommen, da gab es für mich eigentlich nie eine Alternative. Zumal ich schon bald gemerkt habe, dass da wohl irgendein Talent in mir schlummert.“ 
Eine bescheidene Beschreibung angesichts seiner weiteren Karriere: Soltani wurde 2014 Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung und schloss sein Studium im Rahmen des Programms Junge Solisten an der Kronberg Academy ab. Besonders seine Debüts im Wiener Musikverein und bei der Schubertiade Hohenems, aber vor allem sein Gewinn des Internationalen Paulo Cello-Wettbewerbs 2013 in Helsinki machten weltweit auf den jungen Musiker aus Vorarlberg aufmerksam. Im Sommer 2015 war Soltani Solist in Beethovens Tripelkonzert zusammen mit Daniel Barenboim, Guy Braunstein und dem West-Eastern Divan Orchestra in Berlin auf der Waldbühne, bei den Festspielen in Salzburg und Luzern, den BBC Proms in London und im Teatro Colón in Buenos Aires. Im Dezember 2017 folgte der nächste Höhepunkt des jungen Musikers: Er erhielt den Credit Suisse Young Artist Award, eine Initiative des Lucerne Festival, der Wiener Philharmoniker, der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie der Credit Suisse Foundation, die den Preisträgern ein Konzert mit den Wiener Philharmonikern im Rahmen des Lucerne Festival ermöglicht. 

Eine bemerkenswerte Karriere
Und es ging rasant weiter, wie der Cellist erzählt: „Höhepunkte der Saison 2017/18 waren Auftritte in der Alten Oper Frankfurt, der Philharmonie de Paris, der Royal Festival Hall London, der Kölner Philharmonie, im Pierre Boulez Saal in Berlin, im Prinzregententheater in München, im Konzerthaus Oslo und bei der Schubertiade Hohenems sowie Konzerte bei den Festspielen in Salzburg, Verbier, Luzern und Aix-en-Provence.“ Außerdem war er 2017 mit Daniel Barenboim und dem West-Eastern Divan Orchestra mit Strauss’ „Don Quixote“ auf Welttournee. Anfang 2018 wurden dann Soltanis Debütalbum mit dem Titel „Home“ veröffentlicht. Dabei ist nicht nur der Titel „Heimat“ ein Bekenntnis zu Vorarlberg, auch auf dem Cover sieht man Kian Soltani auf der Dornbirner Karrenkante mit Blick auf den Bodensee: „Außerdem war mir wichtig, das wir das Album im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems aufnehmen, in dem ich praktisch meine Kindheit verbracht habe. Und mit Aaron Pilsan am Klavier, den ich seit meiner Kindheit kenne. Das Repertoire vereint dann Östereichisches und Persisches, denn auch das ist für mich mit dieser Region verbunden, weil ich all meine persischen Erfahrungen in Vorarlberg gemacht habe.“ Vier Jahre dauerte es, bis der richtige Zeitpunkt für sein erstes Album kam: „Für mich ist es nun die perfekte Balance zwischen Story und musikalischer Qualität.“ 
Heute, mit 26 Jahren, hat Kian Soltani, der ein Cello der Gebrüder Grancino aus dem Jahre 1680 als Leihgabe des „Merito String Instrument Trust” spielt, die Spitze seiner Profession erreicht: „Ich bin jetzt schon dort, wovon ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich hatte nie das Ziel, Top-Solist zu werden. Ich hatte nur Spaß an der Musik. Der letzte Wettbewerb, den ich 2013 gewonnen habe, hat dann etwas verändert: Mir wurde klar, dass es wirklich möglich ist, diesen Weg zu gehen: Ich lebe meinen Traum!“ Dieser Traum wird im Alltag durch Reisen, Proben und Konzerte strukturiert. „Ich habe eine Wohnung in Zürich, weil ich dort viele Freunde und Projekte habe, es in der Nähe meiner Heimat Koblach liegt, aber im Gegensatz zu Vorarlberg einen Flughafen hat, der für mich sehr wichtig ist, weil ich die meiste Zeit unterwegs bin“, erzählt der Cellist. Ob Zuhause oder auf Reisen, das Musizieren steht im Mittelpunkt seines Lebens: „Als Musiker verschwimmen die Grenzen: die Musik ist nicht nur mein Beruf, Musik würde ich sowieso machen, daher brauche ich keine Freizeit im klassischen Sinn – mein Instrument ist sowieso immer bei mir“, schmunzelt das Ausnahmentalent. 

Lebenslauf

Kian Soltani wurde am 3. Juni 1992 in Bregenz in eine persische Musikerfamilie geboren. Mit vier Jahren begann er Cello zu spielen und mit zwölf wurde er in die Klasse von Ivan Monighetti an der Hochschule für Musik in Basel aufgenommen. 2014 wurde er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung und schloss sein Studium im Rahmen des Programms Junge Solisten an der Kronberg Academy ab. 2017 erhielt er den Credit Suisse Young Artist Award und Anfang 2018 wurde Soltanis Debütalbum „Home“ bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht. 

Veranstaltungs­tipp

Kian Soltani kommt für die  Musiktage in St. Gerold am 16. und 17. November 2018 nach Vorarlberg.

Informationen: www.propstei-stgerold.at/kulturprogramm

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