Peter Freiberger

Nur der Hüttenname lässt ein wenig schaudern

Juli 2015

Angsteinflößender Name, aber ein auf kurzweiligem Steig leicht erreichbares Ziel – so kann man die Totalphütte im Rätikon bei Brand charakterisieren. Der prachtvolle Lünersee drückt der Wanderung in wunderbarer Bergkulisse optisch seinen Stempel auf.

Auf einem herrlichen Plateau westlich über dem Lünersee steht in 2381 Metern Höhe die Totalphütte. Sie stellt für viele die Zwischenstation auf dem Normalweg zur Schesaplana dar. So weit zieht es uns freilich nicht hinauf. Die ziemlich genau 400 Höhenmeter von der Bergstation der Lünerseebahn reichen für eine Wanderung, die sich auch für Kleinkinder eignet. Und wer es etwas knackiger liebt, der kann ja bereits bei der Talstation starten und weitere 400 Höhenmeter draufpacken.

Wir fahren jedenfalls von Bludenz ins Brandnertal, durch Brand hindurch und empor zur Talstation der Lünerseebahn. Eigentlich erweist sich bereits die Anreise als Erlebnis, denn die Gebirgs- und Naturkulisse, in der sich die Privatstraße bis in gut 1550 Meter schlängelt, ist atemberaubend. Einziger kleiner Wermutstropfen: Hier herrscht an schönen Wochenenden ordentlich Autoverkehr – daher am besten gleich die erste Parkmöglichkeit nutzen.

Geduld vor der Gondelfahrt

Ein bisschen Zeit gilt es dann einzuplanen für die – an sich kurze – Gondelfahrt zum Lünersee, zumal der Andrang an der Kasse groß sein kann. Will man sich die mögliche Wartezeit sparen und die Tour außerdem um etwa 400 Höhenmeter verlängern, so heißt es, westlich der Talstation den Steig über den „Bösen Tritt“ zu nehmen. Der gereicht seinem Namen insofern zur Ehre, als er in Serpentinen in mitunter ziemlich steilem, der Sonne ausgesetzem Gelände verläuft. Wer diese Variante wählt, sollte schon frühmorgens unterwegs sein. In der Gondel zum Lünersee hinaufzuschweben, ist in jedem Fall bequemer.

Der Stausee in rund 2000 Metern Höhe fügt sich optisch außergewöhnlich gut in den Bergkranz ein, der ihn umgibt. Bloß ein Katzensprung trennt uns hier von den Schweizer Bergen, die südlich des Sees aufragen.
Ein letzter Blick zurück über das Seetal hinaus nach Brand, der Beschilderung „Totalphütte“ folgen und dann praktisch eben am Uferweg westlich des Sees entlang! Anfang Juli ist die Hochblüte wohl bereits etwas vorbei, dennoch erweist sich die Gegend um den See selbst um diese Zeit noch als außergewöhnliches Blumenparadies. Bei all der Blumenpracht darf man freilich nicht übersehen, dass bald rechter Hand der Steig zur  Totalphütte abzweigt.

Alpiner Steig

Die Strecke ändert nun komplett ihren Charakter. Statt des fast ebenen Uferwegs zieht jetzt ein guter, aber alpiner Steig den Hang entlang empor. Mit jedem Schritt und Meter höher wird der Blick zum Lünersee attraktiver, wir begeben uns mehr und mehr in herrliches alpines Gelände. Der Steig leitet in der Folge direkter nach oben, wirklich steile Passagen bleiben jedoch die Ausnahme.

Die Hütte zeigt sich vorerst noch nicht, denn die Einkehr steht auf einem Plateau, zu dem wir uns erst durch den Hang hinaufarbeiten müssen. Stichwort „hinaufarbeiten“: Der Ausdruck ist etwas übertrieben, die Wanderung auch für weniger Geübte problemlos machbar. Lediglich bei der Querung von möglichen Altschneefeldern, die sich bis Anfang Sommer halten können, gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Aber ein Grundmaß an Trittsicherheit sollte man ohnehin mitbringen.
Im Anschluss an die Kuppe zum Plateau rückt die Totalphütte sofort ins Visier. Nur mehr wenige Minuten fehlen bis zum Ziel der feinen und kurzweiligen Tour.

Der Lünersee als i-Tüpfelchen

Eine herrliche Sonnenterrasse und eine ausgezeichnete Küche erwarten uns auf der „Totalp“. Die wunderbare Kulisse der Schesaplana und der Grenzberge garnieren das ganze Erlebnis. Dazu kommt noch der Lünersee als Tüpfelchen auf dem i.
Für das leibliche Wohl sorgen ab dieser Saison übrigens die Wirtsleute, die Bergfexe von der Palüdhütte kennen. Dort sind sie in der warmen Jahreszeit heuer an den Wochenenden. In Sachen Kulinarik und Gastfreundschaft kann damit nichts schiefgehen.
Für den Rückweg zur Seilbahn bietet es sich optional an, den See zu umrunden. Die Gehzeit verlängert sich dann um rund 45 Minuten, auch ein paar zusätzliche Höhenmeter gilt es einzuplanen.
Achtung: Die letzte Talfahrt um 17 Uhr nicht verpassen!

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