Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Ollie mit 40 Tonnen

April 2022

So viel Druck braucht eine Presse, um ein Skateboard zu formen, das viele Ollies gut übersteht. Ollies? Bezeichnen das Hochspringen mit dem Board unter Einsatz einer bestimmten Fußtechnik. Und: Der Ollie ist die Basis für alle anderen Sprungtricks.

Wieder etwas gelernt. Unser Lehrmeister: Julius Morik, 34 Jahre jung und Inhaber des EPUs JMS (Julius Morik Skateboards). Das Besondere: Julius baut individualisierte Decks für Menschen, die weg von Massenware hin zu Qualität und Einzigartigkeit streben. Produkte, die das Prädikat „Handcrafted“ auch wirklich verdienen. Und das alles noch regional, weil in Bregenz gefertigt.

Julius Morik, ein Mann der Tat

Julius Morik ist ein Mensch, der mit seinen Händen arbeitet. Der produziert. Der am Ende des Tages auf das, was er geleistet hat, blicken will. Das hat er früh erkannt. Zur Schule geht Julius in der Mehrerau, wo er das Gymnasium absolviert. Noch heute hat er die altehrwürdige Abtei in guter Erinnerung, vor allem die Freundschaften, die er dort geschlossen hat. Doch bereits in der Oberstufe erfasst ihn das Interesse für Motoren. Ob Auto oder Motorrad, er will wissen, wie es geht. Will hinter die Kulissen blicken. Ist neugierig. 
Nach dem „Dienst am Vaterland“, einer Zeit mit gemischten Erinnerungen, verschlägt es ihn nach Wien, wo er das Studium der Juristerei in Angriff nimmt. Das ihn aber nicht so mit Freude und Interesse erfüllt, wie er sich das erhofft hat. Schnell erkennt Julius, dass seine Interessen auf ganz anderen Gebieten liegen, und so kehrt er der Bundeshauptstadt den Rücken, um sein Glück im Ländle zu finden.

Lehre als Digitaldrucker

Das Kaufmännische Kolleg ist nur ein kurzes Intermezzo, bis er seine wahre Berufung findet. Und auch dabei spielen Glück, Zufall und Freunde eine gewichtige Rolle: Wolfgang Mader von Mader Werbetechnik in Lauterach kommt mit Julius ins Gespräch. Mader ist zu dieser Zeit auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitenden, Julius nach einem erfüllenden Job.
Wolfgang, übrigens gut bekannt mit Julius, erklärt ihm das Portfolio seines Unternehmens. Julius hört interessiert zu, schnuppert am ersten Tag und entscheidet am nächsten, die Lehre als Digitaldrucker zu beginnen. Aufgrund seiner Vorbildung kann er bereits nach zwei Jahren seinen Lehrabschluss verbuchen und ist heute seit beinahe zehn Jahren Mitglied des Teams von Mader Werbetechnik.
Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte: Julius hat in all den Jahren seiner Ausbildung gelernt, auf sich zu hören, seine Begabungen zu pflegen. Da ist zum einen seine Begeisterung für Motorräder:

Norton Dominator 1960

Wie erwähnt hat sich Julius bereits in jungen Jahren mit Technik beschäftigt. Daraus ist eine Norton Dominator, Baujahr 1960, entstanden, die in seiner Garage steht. Wie er zu diesem Teil gekommen ist? „Wir waren in einer Bar in der Belruptstraße in Bregenz, als plötzlich ein Freund mit einem Motorrad aufgetaucht ist.“ Dabei handelt es sich um eine Norton mit nicht eben leisen Motorgeräuschen. Julius ist sofort fasziniert. Auf die Frage, woher dieses Schmuckstück stamme, gibt ihm der Freund einen Tipp: „Der Mann, der für diese Maschine verantwortlich ist, baut gerade bei sich zu Hause um. Einen Zwischenstock für seine Motorräder. Er braucht Hilfe.“ Julius meldet sich. Hilft auf der Baustelle. Kostenlos, was sich bezahlt machen sollte. Als Lohn erhält er Support für den Aufbau seiner eigenen Norton. Zeitlich unbegrenzt. Das war 2013. Knapp drei Jahre und sechs Monate später steht die Norton Dominator 1960 in neuem Glanze da. Seine Beharrlichkeit hat ihn ans Ziel gebracht. 
Doch wer glaubt, ein Motorrad wäre das Ende der Fahnenstange, der mag wohl irren: Das nächste Projekt ist eine Norton Commando 1971 für seine Freundin. Aktueller Status: beinahe fertig. Und ein Folgeprojekt steht auch schon an: eine Norton 16H, Baujahr 1939. Für Beschäftigung ist also gesorgt.

JMS – Julius Morik Skateboards

Diese Beharrlichkeit hat Julius eines gelehrt: Projekte, scheinen sie auch noch so groß, sind da, um umgesetzt zu werden. Und so entsteht 2018 die nächste Idee: Er baut sich sein eigenes Skateboard. Bereits in früher Jugend packt ihn das Boarder-Fieber, das mit 18 abflaut. Dann, 2018, die neuerliche Infektion: Erneut hat ein Freund seine Finger im Spiel, als er ihn zu einem Contest mitnimmt. Jetzt will es Julius wissen: Er beginnt mit dem Bau seines eigenen Brettes: Sein Anspruch: individualisiert und lange haltbar. 
Erster Versuch: „Ich baute mit ein Brett, bei dem von den sieben Schichten schlussendlich nur mehr fünf übrig waren.“ Das Geheimnis: „Ein stabiles Brett benötigt bei der Herstellung auf allen Stellen denselben Druck.“ Und hier habe er zu ungenau gearbeitet. Zweiter Versuch: „Ich setzte eine Vakuumpresse ein. Das Experiment verlief zuerst vielversprechend.“ Doch auch jetzt stellt sich heraus: Der Druck, unter dem das Brett gepresst worden ist, ist zu gering. „Es hatte für meine Ollies zu wenig Steifigkeit“, ist sein Fazit.

40 Tonnen-Presse, made by Julius

Jetzt fährt Julius die stärksten Geschütze auf: Er baut sich seine eigene Presse. Die Holzform lässt er sich aus Kalifornien, der Heimat des Skateboardens, kommen. Jetzt ist seine Arbeit von Erfolg gekrönt: Sein eigenes Board ist fertig. Auf die Frage, wie lange Interessenten auf ihr Board warten müssen, erklärt er: „Circa zwei Wochen: Zuerst muss das Furnier geschliffen werden, um im Digitaldruck bedruckt zu werden.“ Und auch das ist eine Besonderheit an den Morik-Boards: „Durch den Druck dringt die Farbe tief ins Holz, das Design bleibt länger erhalten.“ Bei den Decks von der Stange wird eine Folie aufgebracht, die schon nach kurzem Gebrauch beschädigt ist.
Nach dem Bedrucken werden die sieben Lagen verleimt, über Nacht gepresst und für 24 Stunden in den Trockenraum gebracht. Danach benötigen die Bretter einen weiteren Tag „Ruhe“. Im Anschluss wird das Brett angezeichnet, ausgeschnitten, geschliffen und gefräst. Und das Wunsch-Deck ist fertig. Wie Julius seine Zukunft sieht? „Ich muss mir überlegen, wie ich an meine Zielgruppe komme.“ Stichwort Online-Marketing, Webseite etc. Und natürlich steht auch hier wieder die große Zahl von Freunden, die den erfinderischen Unternehmer weitertragen werden, parat.

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