
Panoramagipfel mit hohen Ansprüchen
Darf es einmal ein Gipfel sein? Der 2552 Meter hohe Riedkopf im Rätikon über Gargellen ist ein ebenso aussichtsreiches wie forderndes Ziel. Von der Bergstation der Schafbergbahn bietet sich eine mehrstündige, kurzweilige Rundtour an.
Wir fahren ins Montafon bis St. Gallenkirch. Dort führt die Straße hinauf ins bezaubernde Bergdorf Gargellen. Knapp vor dem Ortsende befindet sich die Talstation der Schafbergbahn. In deren Gondeln schweben wir gemütlich empor zum Schafberg Hüsli und sparen damit rund 700 mühsame Aufstiegshöhenmeter. Die Tour dauert dann immer noch beinahe fünf Stunden.
Neben der Bergstation nimmt man den breiten Fahrweg Richtung „Riedkopf“. Die Route leitet zunächst sanft ansteigend durch die Wiesen dahin, die im Winter das Skigebiet bilden. Es dauert freilich nicht lange, bis wir die Liftanlagen hinter uns lassen und in eine einsame Gegend eintauchen.
In rund 2220 Metern Höhe führt der Weg in einer Linkskurve abwärts in einen prachtvollen Almkessel, in dem Kühe und Rösser den Ton angeben. Rechts im Vordergrund präsentiert sich bereits gut sichtbar unser Ziel – der Riedkopf mit seinem markanten Gipfelkreuz.
Wir wechseln in der Folge vom Karrenweg zu einem urtümlichen Steig (2135 Meter, „Riedkopf“). Der zieht gemächlich den Kessel empor zum St.-Antönier-Joch in 2379 Metern Höhe. Die Pfiffe der Murmeltiere begleiten die Wanderer auf diesem Abschnitt der Tour, der zur Schweizer Grenze führt. Am Joch öffnet sich erstmals ein wunderbarer Ausblick zu den Schweizer Bergen.
Den Berg austricksen
Der Normalweg leitet jetzt vorbei an der Unterstandshütte Richtung Norden und direkt am Grat bzw. im Bereich des Grats dahin. Ab nun sind unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Allerdings besteht für jene, die diese Voraussetzungen nicht mitbringen, die Möglichkeit, die Passage quasi auszutricksen.
Dazu orientiert man sich einfach vom Joch Richtung Schweiz hinunter, um auf einem relativ einfachen Steig den Grat – mit leichtem Höhenverlust und zusätzlichem Zeitaufwand von etwa zehn Minuten – zu umgehen. In etwa 2450 Metern Höhe mündet diese Variante wieder in die Normalroute ein. Aber Vorsicht: Die Markierungen lassen hier auf Schweizer Terrain etwas zu wünschen übrig.
Es geht in der Folge – stets das Gipfelkreuz im Visier – recht einfach und praktisch entlang der Staatsgrenze weiter, bis der Steig sein raues Gesicht präsentiert. Ein Schild weist darauf hin, dass die Route ab sofort ungesichert und ohne Markierung verläuft.
Für absolut Trittsichere, die außerdem nicht unter Höhenangst leiden, erhält die Tour damit einen zusätzlichen Reiz. Diejenigen, die eher sanftes Terrain bevorzugen, steigen an der Stelle östlich ins Tal ab („Gargellen“).
Für die letzten, maximal zwanzig Minuten zum Gipfel benötigt man hin und wieder die Hände. Freilich – erfahrene Wanderer werden keine Schwierigkeiten haben und auch die einzig wirklich heikle Passage unmittelbar vor dem Kreuz problemlos meistern.
Die Mühen lohnen sich jedenfalls – allein schon dank des großartigen, länderübergreifenden Panoramas. Im Südosten präsentieren sich die eindrucksvollen Gipfel der Silvretta, im Rätikon zeigen sich unter anderem Sulzfluh, Rätschenhorn und die markanten Drei Türme. Im Westen liegt Graubünden zu Füßen.
Steinböcke als Wegbegleiter
Doch es warten nicht nur landschaftliche und bergsteigerische Highlights während dieser Tour. Mit etwas Glück tauchen im Bereich bzw. unterhalb des Gipfels prächtige Steinböcke auf – typisch für den Kanton Graubünden. Doch Vorsicht: Mit den wuchtigen Tieren sollte man auf einem schmalen Grat nicht spaßen …
Zurück nehmen wir zunächst dieselbe Strecke. Es gilt in dem Abschnitt, aufzupassen, nicht wegen der fehlenden Markierung versehentlich zu weit nach rechts zu geraten. Passiert dies trotzdem, leitet der mitunter schwach erkennbare Steig auf einen kleinen Sattel, von dem es bezeichnet ins schweizerische Partnun ginge. Wem dieses Missgeschick passiert, der hält sich beim Schweizer Wegweiser einfach ein paar Meter nach links und kommt sofort in die richtige Route hinein.
An der Stelle, wo der ungesicherte Steig begonnen hat (dem Wendepunkt für die weniger Trittsicheren), verlassen wir die ursprüngliche Route Richtung Osten („Gargellen“) und wandern im Almgebiet hinunter. Vorbei an kleinen Bergseen bzw. Lachen kommt man über Bergwiesen und entlang eines Hangs auf einen breiten, extrem aussichtsreichen Rücken. Hier bietet sich auf einer Bank eine ideale Gelegenheit für eine Rast.
Der Steig leitet in der Folge in einer Rechtsschleife in steiles Gelände. An einer Streckengabelung wählen wir jene Variante nach Gargellen, die zunächst ein kurzes Stück retour taleinwärts zieht.
Auf dem Fahrweg spaziert man dann abwärts zur Gargellenalpe bzw. Kessl-Hütte (1733 m), wo die Möglichkeit zur Einkehr besteht.
Weiter auf dem Fahrweg („Gargellen“) nehmen wir den Schlussabschnitt der Tour in Angriff, in rund 1550 Metern Höhe wird links zum gut erkennbaren Steig („Gargellen“) gewechselt. Der mündet später abermals in einen breiten Weg, auf dem man in wenigen Minuten den Ausgangspunkt bei der Schafbergbahn erreicht.
Talort: Gargellen (1423 m)
Ausgangspunkt: Bergstation der Schafbergbahn (Schafberg Hüsli, 2130 m) in Gargellen
Strecke: Fahrweg, Karrenweg, (alpiner) Steig
Höhenunterschied: rund 500 Höhenmeter Aufstieg, rund 1200 Höhenmeter Abstieg (Bergstation Schafberg Hüsli – Riedkopf – Gargellenalpe – Gargellen); rund 50 Auf- und Abstiegshöhenmeter und insgesamt gut 30 Minuten weniger Gehzeit ohne den letzten Abschnitt zum Gipfel (Abstieg nach Gargellen beim Beginn des unmarkierten Steigs)
Entfernungskilometer: knapp 10 Kilometer (Bergstation Schafberg Hüsli – Riedkopf – Gargellenalpe – Gargellen)
Gehzeit: rund 2 ¼ Std. Schafberg Hüsli – Riedkopf; rund 2 ½ Std. Riedkopf – Gargellenalpe – Gargellen
Voraussetzung: Kondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Bergerfahrung
Kinder: ab dem Jugendlichenalter
Ausrüstung: Festes Schuhwerk, Teleskopstöcke für Abstieg
Einkehrmöglichkeit: Schafberg Hüsli, Gargellenalpe (Kessl-Hütte); beide Einkehrmöglichkeiten bis 4. Oktober geöffnet (Gargellenalpe eventuell im September ein Ruhetag)
Anreise mit Öffis: Montafonerbahn von Bludenz bis Schruns; Landbuslinie 87 von Schruns nach Gargellen
Infos Schafbergbahn und Gastronomie: www.bergbahnen-gargellen.at; täglich durchgehender Fahrbetrieb bei jeder Witterung bis 4. Oktober (8.30 bis 16.30 Uhr)
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