Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Pharmazie, Gitarrenriffs und lange Haare

Mai 2019

Er steht in der Martin-Apotheke in Lochau. Er trägt einen weißen Kittel. Er hört seinen Kunden geduldig zu, erklärt, wie sie ihre Medikamente einzunehmen haben. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Und – er spielt mit einer unglaublichen Hingabe E-Gitarre und hat lange Haare. Die Rede ist von Klaus Michler, Apotheker und passionierter Musiker.

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ Dieses Zitat aus Goethes Faust ist charakteristisch für Klaus Michler, den ehemaligen Präsidenten der Vorarlberger Apothekerkammer und den frischgebackenen Tonträger-Herausgeber. Kryptisch ist der Titel: „km special fusion project 1“. Bei dieser Produktion wurden ausschließlich Stücke aus der Feder von Klaus –„km special“– Michler eingespielt. „Es ist aber keineswegs eine Solo-CD, sondern ich habe eine Band zusammengestellt, die meine Musik – eine Fusion von Jazz, Rock und Funk – spielt“, erklärt Michler. Deren Zusammenstellung hat sich „km special“ keineswegs leicht gemacht. Bis er seine internationale Besetzung – Adrian Mears (Trombone), Andi Steirer (Percussion), Peter Madsen (Keyboard), Robert Riegler (Bass) und Tommy Böröcz (Drums) beieinander hatte, spielten auch ein paar Zufälle eine Rolle. 
Der Anfang war leicht: Mit Andi Steirer von der Band Ostinato holte sich Michler einen alten Freund aus Wiener Zeiten ins Boot. Auch mit Peter Madsen wurde er sich schnell einig, als er ihm bei einem Workshop am Jazzseminar von dem Projekt erzählte. Auf die Frage, ob er einen passenden Keyborder kenne, besiegelte ein „Oh, I could play“ die Zusammenarbeit. Madsen stellte auch den Kontakt zum Australier Adrian Mears her, damit war die Band schnell komplett. Im September 2018 ging es dann ins Studio „TonZoo“ zu Teddy Maier nach Dornbirn, wo die Scheibe eingespielt wurde. Der Rest ist Geschichte.

Knabenchor und E-Gitarre

Woher aber kommt „km specials“ Liebe zur Musik? Klaus war dereinst begeisterter Sänger im Lochauer Knabenchor, den sein Vater Egon Michler gegründet und geleitet hatte, bis die natürliche Entwicklung – der Stimmbruch – dem ambitionierten Jungmusiker einen Strich durch die Rechnung machte. Doch die „musikale“ Leidenschaft sollte ihn von da an nicht mehr loslassen. Er stieg auf die E-Gitarre um, seine ersten Influencer waren – wen wundert’s – Deep Purple, später ließ sich Klaus mehr und mehr von John Mc Laughlin gefangen nehmen. Bereits in seinen jungen Jahren war Klaus mit – späteren – lokalen Musikgrößen unterwegs, er spielte in der Band Paranoia von Raimund „Tschako“ Jäger und jammte im elterlichen Keller mit Alexander Swete. 
Nach der Matura wollte Michler seinen Traum vom Berufsmusiker verwirklichen und versuchte sich als Student an der Hochschule in Graz, wo er die Aufnahmeprüfung jedoch nicht bestand. „Wäre heute wohl keine große Hürde mehr“, meint Klaus lapidar. Der nächste Gedanke: Ich studiere Klassische Philologie/Latein und Philosophie und kann mich für den Rest der Zeit meiner geliebten Musik widmen. Doch es sollte anders kommen, Michler beschritt in Wien den Weg der Pharmazie, heute leitet er die Martin-Apotheke in Lochau.
„Ich lege großen Wert auf Sicherheit, das ist wohl Teil meiner DNA. Heute habe ich eine Familie zu versorgen, ich möchte meinen drei Kindern die Möglichkeit einer universitären Ausbildung bieten, deshalb werde ich wohl noch einige Jahre in der Apotheke stehen“, meint Michler. Das hindert ihn aber nicht, in jeder freien Minute die Gitarre in die Hand zu nehmen, um zu spielen.

Üben, proben, jammen

„Der Übungsaufwand, den ich betreibe, ist tatsächlich enorm“, erzählt er. Und: „Ich habe in meinem Leben schon richtig viel geprobt. Das macht sich heute bezahlt. Was du einmal verinnerlicht hast, geht nicht mehr so schnell verloren.“ 
In Spitzenzeiten in der Apotheke kommt er mitunter längere Zeit nicht dazu, Riffs auf der Gitarre zu spielen, da auch die Familie ihr Recht fordert und verdient. „Aber das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sinniert er. „Es gab Zeiten im Studium, in denen mich das Lernen vom Spielen abhielt.“ Nachdem Michler wieder in Vorarlberg sesshaft geworden war, das war 1999, fungierte er von 2002 bis 2007 als Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer. „Zu Beginn meiner Präsidentschaft ließ ich mir einen Stempel fertigen, auf dem ich als Berufsbezeichnung „Apotheker und Musiker“ angab, bis ihn ein Anruf aus Wien erreichte. Der Inhalt war: Diese Kombination gehe einfach nicht. Als Apotheker und Präsident der Kammer könne man nicht auch noch Musiker sein. Das sei mehr als ein Fulltime-Job. Der Amtsschimmel lässt grüßen. Und die langen Haare! Die Lösung: „Ich strich das Wort „Musiker“ mit Edding durch.“
In zahlreichen privaten Schulen und Kursen hat er sein Spiel perfektioniert, sich immer wieder eine Auszeit genommen, um seiner Leidenschaft Schliff zu geben. „Das sind wichtige Momente in meiner „persönlichen“ Musikwelt. Und wenn die Zeit das Proben wieder einmal nicht zulässt, zehre ich von diesen Stunden“, begeistert sich Michler. Auch 2012/13 gab es solche Tage: Im MGI (Münchner Gitarren Institut) verfeinerte er an einem Tag in der Woche von 11 bis 17 Uhr sein Gitarrenspiel. 

Duale Zwickmühle

Seine Zukunft sieht Klaus Michler weiterhin in der „dualen Zwickmühle“ – oder Ergänzung –, wie man das bewerten möchte. Seinen Beruf möchte er noch einige Jahre ausüben, die Musik werde ihn aber bis an die Bahre begleiten, da ist sich der Vollblutmusiker sicher. Die Veranstaltung „Ferry Jam“ in Lochau möchte er unbedingt weiterführen. 
Weiters möchte Michler für sein „km special fusion project“ Veranstalter finden, die bereit sind, für die Performance zu bezahlen. „Zumindest kein „Draufzahler“ sollte es sein“, meint er. Denn bis jetzt habe er alles aus eigener Tasche finanziert. Daneben möchte er weiter komponieren, vielleicht auch in andere Musikrichtungen schnuppern. Darf es ein bisschen Blues sein? Und die Zeit dafür? „Das ist natürlich nicht so einfach, durch meine berufliche Tätigkeit kann ich nicht heute hier, morgen dort auftreten.“ Da wären wir wieder beim früher erwähnten Dilemma. Doch wo ein Wille, da ist ein Weg. Und wenn jemand so akribisch seinem Weg treu bleibt, dann sollte auch hier eine Lösung zu finden sein. Denn eines treibt Klaus Michler an: „Ich möchte besser, besser, besser werden.“ Der Stoff, aus dem Helden sind.

CD-Tipp

Die CD „km special fusion project 1“ ist in der Martin-Apotheke in Lochau erhältlich.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.