Schein und Sein

Es soll ja noch Menschen geben, die Spitzenpolitikern einen gewissen Idealismus in der Sache bescheinigen, naiv scheint diese Annahme zu sein, angesichts dessen, was Gerald Fleischmann in seinem Buch „Message Control“ recht freimütig berichtet. Dort schreibt der von der Volkspartei wieder engagierte Kommunikationsprofi, mit welchen Mitteln Politiker ihre Themen in den Medien unterbringen können und mit welchen Mitteln Journalisten dazu gebracht werden, im gewünschten Sinne zu berichten. Ein Zitat aus dem Buch? „Wenn man möchte, dass die eigene subjektive Wahrheit zur objektiven Wahrheit für alle wird, sollte man dafür sorgen, dass die eigene Wahrheit auch in der Zeitung steht.“ Und wenn sich ein Politiker für eine Positionsänderung entscheiden will, dann sollte er dem einstigen Strategen von Alt-Kanzler Kurz zufolge folgendes tun: „Stellen Sie sich als einsichtig dar, als zutiefst menschlich, als jemand, der die Menschen versteht und bereit ist, das Richtige zu tun.“ Stellen Sie sich als zutiefst menschlich dar! Ein netter Satz. Politik ist also bestätigtermaßen viel Schein und wenig Sein; Fleischmanns Worte sind in Summe desillusionierend für die Wenigen, die überhaupt noch eine Illusion guter Politik hatten.