Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Sopranistin, Weltmeisterin, Direktorin Porträt einer Persönlichkeit

Juni 2022

Die Villa Liebenstein und Bettina Wechselberger – das matcht. Ist unser Eindruck.
Die Frau, die etwas zu sagen hat, ist zu Hause in den schönen Künsten und fungiert seit etwas mehr als einem Jahr im eindrucksvollen Areal der k.u.k. Villa Liebenstein als Direktorin der Musikschule Bregenz.

Bettina Wechselberger hat viel zu erzählen. Opernsängerin, Direktorin der Musikschule Bregenz, Sportlerin und noch so einiges mehr – die dunkelhaarige Künstlerin verkörpert das Leben pur. Wir haben uns mit ihr getroffen, um uns mit ihr über ihren besonderen Werdegang zu unterhalten.

Zeitenwende in der Villa Liebenstein

17. Mai 2021 – eine Zeitenwende in der Geschichte der Villa Liebenstein. Bettina Wechselberger übernimmt das Zepter in der Musikschule Bregenz von Peter Heiler. Und ist als Direktorin Ansprechperson für über 60 Kolleg:innen und circa 1600 Schüler:innen. „Ich habe ein wohlbestelltes Feld von meinem Vorgänger übernommen“, streut sie ihrem Vorgänger Rosen. Jetzt aber ist ihre Zeit gekommen. Sie ist – neben Mitarbeitenden und Schüler:innen – verantwortlich für die Villa Liebenstein, Haus Grunenthal und drei weitere Außenstellen.
„Unterricht findet in unseren Häusern nicht nur nachmittags statt. Wir sind auch vormittags in den Volksschulen unterwegs, um die Kinder möglichst früh und niederschwellig zur Musik zu bringen“, sagt Wechselberger. In ihrem Team arbeiten 15 Pädagog:innen und Künstler:innen in Vollzeit, angeboten werden 27 Instrumente. Zusätzlich gibt es Unterricht in Tanz und Theorie und vieles mehr. Wechselberger kann auf langjährige pädagogische Erfahrung zurückblicken. Die Sopranistin studierte Gesang und Instrumentalpädagogik in Graz und Lugano und schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab.

Von Österreich in die Welt und retour

Bettina Wechselberger als Unterrichtende ist das eine. Ihre Karriere als Künstlerin das andere. Und damit sind wir bei einer weiteren Facette ihrer Person: „Ich habe immer auch meine künstlerische Karriere verfolgt.“ So sang sie im Steinbruch in St. Margarethen im Burgenland im „Rigoletto“ und in „La Traviata“, war an den Opernhäusern Aschaffenburg und Frankfurt tätig, wo sie im Wildschütz als Gretchen und Baronin ihr Können bewies. Weitere Highlights ihrer Karriere: Operettenproduktionen wie „Victoria und ihr Husar“, „Land des Lächelns“, „Der Opernball“ und „Wiener Blut“ sowie eine Uraufführung bei Wien modern. Ihre rege Konzerttätigkeit führte Bettina Wechselberger außerdem mit verschiedensten Orchestern nach Asien, Amerika und Südafrika. 
Doch auch sie hat die Coronakrise getroffen. Zwar nicht so sehr wie viele ihrer Kolleg:innen, da sie sich ihrer pädagogischen Aufgabe widmen konnte, aber trotzdem mussten viele Auftritte abgesagt werden. „Viele suchten sich in der Zeit der Krise etwas Neues. Einige von ihnen sind leider nicht mehr zurückgekommen“, meint sie bedauernd. Trotzdem blickt sie zuversichtlich in die Zukunft. Eines ihrer großen Ziele: ein Neujahrskonzert mit den Wiener Symphonikern, das 2024 in Wien und der Steiermark stattfinden soll.

Bettina, die Weltmeisterin

Aber Bettina wäre nicht sie selbst, wenn es da nicht noch eine dritte Facette gäbe: Sie ist eine begeisterte Sportlerin. Das klingt zuerst einmal nicht so außergewöhnlich, zugegeben. Aber wenn man weiterfragt, so kommt man doch ins Staunen: Bettina Wechselberger ist eine waschechte Triathletin. Und wenn wir von Triathletin sprechen, meinen wir Ultra-Triathletin.
Was ein Triathlon ist, brauchen wir nicht zu erklären: 3,862 Kilometer Schwimmen, 180,25 Kilometer Radfahren, 42,20 Kilometer Laufen – das sind die klassischen Eckdaten des Ironman. Klingt anstrengend, ist es auch. Doch Bettina hat sich damit nicht zufriedengegeben. Sie absolvierte den Triple Ultratriathlon, also die dreifachen Distanzen. Und das mehrere Male. Wie man dazu kommt, wollen wir wissen. Mit erfrischender Offenheit antwortet sie: „Ich habe immer alle drei Sportarten, die zum Triathlon gehören, gerne ausgeübt. Und an einzelnen Bewerben teilgenommen. Irgendwann wusste ich: Viel schneller wirst du nicht mehr. Also verlängerte ich die Distanzen.“ Das Ergebnis: besagte Triple Ultra Triathlons. Und um das Ganze zu toppen, darf sich Bettina Wechselberger sogar Weltmeisterin nennen. Und zwar in der Mixed-Staffel. Warum gerade Ultra- und Mehrfachtriathlon? „Diese Leidenschaft hat ihren Ursprung in Bad Blumau“, erzählt sie. Und: „Als Mitglied des MSC Rogner Bad Blumau war ich in die Organisation des Triple Ultra Triathlon eingebunden. So ergab das eine das andere und ich startete selbst 2016 bis 2019.“ Das Ergebnis ist bekannt.
Und damit stellt sich die nächste Frage: Wie lassen sich diese drei Dinge zeitlich unter einen Hut bringen? „Das ist zugegebenermaßen nicht so einfach“, erklärt sie lächelnd. So legt sie ihre Gesangsproben schon einmal in die Mittagspause oder in den Abend. Sofern es ihre Agenden als Direktorin erlauben. Sport betreibt sie momentan als Ausgleich: „Beim Laufen und bei der Bewegung kommen mir viele Ideen. Dabei kann ich besser nachdenken, als drei Stunden am Schreibtisch zu sitzen und auf eine Idee zu warten.“

Von Graz ins Ländle

Die Umstellung von ihrem vorigen Lebensmittelpunkt Graz nach Bregenz habe sie gut geschafft. Bregenz sei ja durchaus eine kunstaffine Stadt. „Und: Künstler:innen kennen sich untereinander. Jetzt trifft man sich eben am anderen Ende von Österreich“, gewinnt sie dem Wechsel ins Ländle viel Positives ab. Und ergänzt: „Ich möchte auch künstlerisch in Vorarlberg Fuß fassen. Deshalb freue ich mich, viele heimische Künstler:innen kennenzulernen.“ Ihre Ziele als Direktorin der Musikschule Bregenz? „Da gibt es viele“, erklärt sie. „Die vordergründigen: Ich möchte Kinder und Schüler:innen, aber auch Lehrende gleichermaßen für Musik begeistern. Musik soll sie ihr ganzes Leben begleiten.“ Weiters liegen ihr die Vorarlberger Chöre und deren Nachwuchsförderung am Herzen. Ihre Idee: die Installation eines Kinderchores. Auch der Support für die drei Bregenzer Blaskapellen sind ihr ein großes Anliegen. 
Doch auch gesellschaftsrelevante Themen sind ihr wichtig: Inklusion und Integration: „Zum einen wollen wir unsere Musik vermehrt unter anderem in Seniorenheime tragen. Zum anderen können wir Musik über Kinder auch in Familien mit migrantischem Hintergrund bringen.“ So trat der Superarchor der Musikschule Bregenz bei der Eröffnung des Bregenzer Rathauses auf. „Im Publikum waren Eltern von Kindern, die sonst den Weg zu einer solchen Veranstaltung vermutlich nicht gefunden hätten“, erklärt Wechselberger. Damit ist klar: Bettina Wechselberger hat einiges vor in Bregenz. „Geht nicht? Gibt’s nicht“, ist ihr Schlusswort.

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