Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

TTT – Toms Traum „Tokio2020“

November 2018

Tennisspielen ist das eine. Wer kann schon von sich behaupten, ein guter Tennisspieler zu sein. Sich im Rollstuhl fortzubewegen, ist das andere. Schon mal versucht? Keine ganz einfache Angelegenheit. Aber im Rollstuhl Tennis zu spielen, ist noch einmal eine andere Kategorie. Da wird’s dann richtig heikel.

Einer, der das auf professionellem Niveau beherrscht, ist Thomas Flax. Zurzeit ist er unter den Top 70 der ITF-Weltrangliste. „Zu wenig“, meint der ehrgeizige Sportler. Sein Ziel: die Paralympics 2020 in Tokio, das Pendant zu Olympia, das eine Woche nach den Spielen stattfindet. Die Hürde, um es dorthin zu schaffen: unter den Top 40 zu sein. Das sind die Fakten.

Das härteste Match

Wer aber ist Thomas Flax? Schauen wir ein wenig zurück: Am 20. Juli 2007 ist Thomas mit seinem Mountainbike unterwegs. „Eine kleine Runde ins Ebnit, meine Hausstrecke“, erinnert er sich. Dann: ein geparktes Auto. Ein Ausweichmanöver, ein Flug durch die Luft, der in einem harten Aufprall endet. Der Helm „flach wie eine Pizza“. Das dramatische Ergebnis: kein Gefühl mehr in den Beinen. Trotz Operation bleibt Tom querschnittsgelähmt. Bis heute. Und darüber hinaus. Aber Tom verzweifelt nicht. Nimmt das Schicksal an. Anfangs sind die Ziele bescheiden, die er sich auf dem Weg zurück ins Leben setzt: wieder selber Zähne putzen. Von der Intensivstation zurück an die Sonne. Frische Luft atmen. Der Rollstuhl ist dabei nie sein Feind. „Ich wusste, dass es nicht vorbei ist. Es war lediglich ein schwerer Anfang“, erinnert sich der heute 35-Jährige an sein bislang härtestes Match.
Der weiße Sport sollte eine der wichtigsten Konstanten in seinem Leben bleiben. Die ersten Bälle schlug Thomas Flax bereits als kleiner Bub mit sechs Jahren über das Netz. Heute gehört der Kämpfer zur erweiterten Weltspitze im Rollstuhltennis und ist Teil der Nationalmannschaft. Täglich hartes Training ist ein Preis, den er gerne dafür bezahlt. „Soweit hätte ich es als Fußgänger nicht geschafft“, ist er überzeugt. Mitleid mit sich selbst klingt anders.

Toms Traum „Tokio2020“

An seiner Karriere arbeitet Tom kontinuierlich. Diesen Weg geht er zusammen mit seiner Partnerin Lena. Sie, die 2018 ihren Master abschließt, unterstützt ihn dabei. „Zwei Jahre war Tom für mich da, um meinen Traum zu erfüllen. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich seinen Traum mitlebe“, erzählt die Masterin für soziale Arbeit. Und dieser Traum heißt: Paralympics 2020 in Tokio. 
„Die Idee begleitet mich, seit ich im Rollstuhl sitze“, erzählt Tom. Und: „Ich war immer umgeben von Weltmeistern und Olympiasiegern: Jürgen Egle, Philipp Bonadimann und wie sie alle heißen.“ Jetzt will er an die Spitze. Dorthin, wo die Luft dünn wird. In der ihm eigenen Konsequenz hat Tom erkannt, dass er, um dieses Ziel zu erreichen, Profi werden muss. Deshalb verlässt er seine Komfortzone und wagt den Sprung in eine ungewisse Zukunft. Denn nur die Top 40 der Weltrangliste werden nach Tokio eingeladen.

Sponsoren und Crowdfunding

Dass sich dadurch nicht nur der Trainingsaufwand vergrößert, sondern auch der finanzielle, ist ihm bewusst. Um seinen Traum zu stemmen, hat er sich aber etwas einfallen lassen: Neben Sponsoren versucht Flax die Kosten durch ein Crowdfunding zu decken, das noch bis zum 24. Dezember läuft. „Für die Unterstützung durch den Rollstuhlclub ENJO Vorarlberg bin ich froh und dankbar“, erklärt er, „aber damit sind bei Weitem noch nicht alle Kosten abgedeckt.“ Deshalb hat er eben dieses Crowdfunding ins Leben gerufen.
Doch Tom will seine Initiative nicht als Spendenaktion verstanden wissen. „Ich habe einiges zu bieten“, erklärt er selbstbewusst. Die Packages, die auf der Crowdfunding-Plattform erworben werden können, umfassen unter anderem gebrandete Funktionsshirts von Head, die Möglichkeit, Rollstuhltennis hautnah zu erleben, bis hin zu Vorträgen zum Thema Ziele und Visionen. Je nach Höhe des Beitrags. So kann jeder, der will, Teil von Toms Traum werden.

„Ich schaffe das“

„Ich habe eine ziemlich hohe Lähmung“, erklärt der Sportler, „wie oft habe ich gehört, dass ich es mit dieser Behinderung nie schaffen werde. Aber jetzt bin ich schon so weit gekommen, jetzt will ich es genau wissen. Denn ich bin überzeugt: Ich schaffe das“, gibt sich Tom kämpferisch. Und: „Ich möchte meinen Kindern einmal erzählen, dass ich dabei war. Oder dass ich es wenigstens versucht habe.“
Eine zweite Triebfeder seines Traums ist sein „Olympiatick“: „Mein Vater war immer schon ein begeisterter Sportanhänger. Zu Hause haben wir Bücher über alle Großereignisse. Ich bin also damit aufgewachsen. Mein Vater steigt aber deswegen sicher nicht in ein Flugzeug.“ Außer: Sein Sohn ist dabei. In Tokio 2020. Die Verwirklichung von Toms Traum.

www.toms-traum.com

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.