
Wie Worte wirken
Worte sind mehr als bloße Mittel zur Verständigung – sie sind kraftvolle Werkzeuge, die Welten eröffnen oder verschließen können. Ob in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, in der Politik oder im Alltag: Unsere Sprache gestaltet Beziehungen, prägt Unternehmenskulturen und beeinflusst unsere Wahrnehmung – auch die von uns selbst.
Als Unternehmensberaterin, Motivationstrainerin und interaktive Vortragsrednerin für Neuromarketing und Kommunikation begegne ich in meinem beruflichen Alltag immer wieder der Frage: Sind wir uns eigentlich bewusst, wie sehr unsere Worte wirken – und wozu sie fähig sind?
Nuancen der Sprache
Worte können Mut machen oder Angst verbreiten, Klarheit schaffen oder Verwirrung stiften. Sie hinterlassen in unserem Innersten Eindrücke – manche beflügelnd, andere belastend. Dabei sprechen sie nicht nur den Verstand, sondern auch unsere Sinne an: Worte können sich leicht oder schwer anfühlen, warm oder kalt klingen, farbig oder grau erscheinen. Manche Worte duften förmlich nach Zuversicht, andere riechen abgestanden nach Pessimismus.
Unsere Sprache erzeugt Empfindungen: Ein offenes, klares Gespräch gibt uns das Gefühl von Weite. Floskelhafte, ausweichende Aussagen wirken wie ein enges Korsett. Aufbauende Worte können heilen, während abwertende Worte Wunden schlagen.
Zwischen Etikette und Echtheit
Im Unternehmensumfeld zeigt sich ein spannendes Phänomen: Unsere „Business-Sprache“ ist längst nicht mehr so klar, wie wir es uns wünschen würden. Stattdessen erleben wir ein Zuviel an Etikette, modischen Begriffen und einem denglischen Fachjargon, der oft mehr verwirrt als verbindet.
Wir erleben aktuell eine wahre Sprach-Olympiade im Unternehmensalltag: Der Wortschatz wird sportlich, dynamisch, trendgetrieben – Resilienz, Optimierung, Ressourcenmanagement und Finance Checks stehen hoch im Kurs. Selbst in der Finanzwelt sprechen wir plötzlich von Mental Finance Fitness, als ginge es weniger um Zahlen als um mentale Marathonläufe.
Dazu gesellt sich ein zunehmend kreatives – mitunter auch verwirrendes – Business-Vokabular. Im Management-Jargon wimmelt es nur so von Begriffen wie agiler Führung, lateraler Leadership, Scrum, Bottom-up, Working Out Loud, Barcamps oder Digital Leadership. All diese Konzepte sind nicht neu – aber sie wurden in den vergangenen Jahren neu etikettiert, in ein modernes „New Work“-Wording gehüllt, das oft mehr Show als Substanz liefert.
Was früher vielleicht „kollegiale Zusammenarbeit“ hieß, wird heute mit Buzzwords in ein Denglisch-Wortkostüm gesteckt. Viele Begriffe wirken plötzlich schicker, nur weil sie auf Englisch formuliert sind – dabei entsteht oft mehr Schein als Sein.
Das Problem? Zwischen all diesen stylishen Sprachhüllen droht das Eigentliche verloren zu gehen: die klare, direkte und menschliche Kommunikation. Vor lauter Begriffsmänteln hört man sich gegenseitig kaum noch – der echte Dialog bleibt auf der Strecke. Und so passiert es, dass sich Teams trotz täglichem Austausch immer weniger verstehen.
Worte beeinflussen
Wie sehr Worte auf unsere Gesundheit wirken, zeigt sich oft subtil: Ein Unternehmer, der lösungsorientiert spricht, baut Vertrauen auf – bei sich und bei anderen. Wer hingegen ständig auf Fehler fokussiert ist und mit einem profitorientierten Tunnelblick kommuniziert, raubt sich und seinem Umfeld Energie.
Was ein gesundes von einem ungesunden Unternehmen unterscheidet, ist nicht nur die finanzielle Grundlage, sondern auch die respektvolle und transparente Kommunikation. Dabei spielt der wertschätzende Umgangston eine große Rolle. Worte sind das Fundament einer resilienten Unternehmenskultur – und sie wirken tief in die emotionale Welt der Mitarbeitenden hinein. Gesunde Unternehmen fördern eine positive Kommunikation, eine Kultur des Vertrauens, der Wertschätzung und der Zusammenarbeit. Dies führt zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen.
Verantwortung und Wortwahl
Die Verantwortung für die Wirkung unserer Worte liegt bei uns selbst – ganz gleich ob wir Unternehmerinnen, Unternehmer, Kollegen, Kunden oder Führungskräfte sind. Die Frage ist nicht nur, was wir sagen, sondern wie wir es sagen – und aus welcher inneren Haltung heraus.
In einer Zeit, in der Geschwindigkeit und Effizienz oft über Menschlichkeit gestellt werden, braucht es bewusste Kommunikation mehr denn je. Worte können Brücken bauen, Vertrauen schaffen, Räume der Entfaltung eröffnen. Oder sie können – bewusst oder unbewusst – begrenzen, kontrollieren, entmutigen.
Ein kraftvoller Schritt in Richtung einer lebendigeren Sprache ist die ehrliche Reflexion: Welche Worte verwende ich im Alltag? Baue ich auf, oder ziehe ich herunter? Bin ich klar oder diffus? Kommuniziere ich aus Mut oder aus Angst?
Mein persönliches Kraftwort
Ich selbst begleite das Wort Mut seit vielen Jahren. Es erinnert mich daran, in schwierigen Momenten nicht zu verharren, sondern voranzugehen – mit Klarheit, mit Mut und dem Fokus auf die Lösung, dass sich aus jeder Herausforderung auch wieder eine Chance entwickeln kann.
Denn letztlich geht es bei aller Kommunikation immer um eines: die bewusste Wahl und welche Absicht sie dabei erfüllt. Worte sind wie kostbare Samen: auf welchem Boden sie gepflanzt, welche Kommunikationsfelder dabei entstehen und welche Wirkung sie dabei erzielen, entscheidet unser verantwortungsvoller Umgang mit ihnen.
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