Peter Freiberger

Wieder erwachter Gold-Traum

Oktober 2014

Ende des Monats startet die neue Ski-Weltcupsaison der Alpinen in Sölden. Ob bei der WM im Februar 2015 in Vail ein(e) Vorarlberger(in) mit von der Partie sein wird, ist unsicher. Bei Olympia in Sotschi suchte man vergeblich nach Ländle-Skiläufern.

Drei Olympische Winterspiele gingen zuletzt ohne Teilnahme eines Vorarlberger Skistars über die Bühne. Bei der bisher letzten Weltmeisterschaft 2013 in Schladming schaffte es gerade einmal der Hohenemser Marcel Mathis ins Aufgebot. Seine Ausbeute: Gold im Teambewerb, ohne jedoch einen Meter gefahren zu sein. Sonst waren Medaillen bei den vergangenen alpinen Weltmeisterschaften Mangelware. Der Präsident des Vorarlberger Skiverbands (VSV), Patrick Ortlieb, gibt sich für die Zukunft aber optimistisch. Er glaubt, inzwischen die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt zu haben.

Verklärt fällt der Blick der heimischen Skifans auf die 80er- und 90er-Jahre zurück. Der Glanz der olympischen Goldmedaillen von Anita Wachter und Hubert Strolz 1988 in Calgary, von Patrick Ortlieb 1992 in Val d’Isère und Mario Reiter 1998 in Nagano ist für die Allgemeinheit längst verblasst. Seit 2006 nahm kein Vorarlberger Skifahrer mehr bei einem alpinen olympischen Skibewerb teil.

In der Weltcupsaison 2013/14 bot sich aus Sicht des VSV kein wesentlich besseres Bild. Marcel Mathis fuhr in der Regel unter „ferner liefen“ im Weltcup, sonst gab es meist bloß sporadische Auftritte von VSV-Sportlerinnen und -Sportlern auf der höchsten internationalen Skibühne. Vorarlberg scheint im alpinen Skizirkus derzeit maximal die Rolle des gelegentlichen Nebendarstellers zu spielen. Von einem aktuellen Siegläufer fehlt weit und breit jede Spur.

Kein Geringerer als Patrick Ortlieb, Abfahrt-Olympiasieger von Albertville 1992 und Weltmeister 1996 in der Sierra Nevada, leitet seit rund vier Jahren die Geschicke des VSV. Er sieht die Zukunft des Vorarlberger alpinen Skisports trotz des aktuellen Bilds durchaus positiv. „Rund die Hälfte der österreichischen Europacupmannschaft kommt aus Vorarlberg. Es müsste schon sehr blöd laufen, würde sich da der Erfolg nicht einstellen“, glaubt der Oberlecher.

Freilich – Vorarlberg „produzierte“ auch in den vergangenen Jahren sogar Weltmeister im Nachwuchsbereich. Erst bei der jüngsten Junioren-WM 2014 holte Elisabeth Kappaurer Gold in der Superkombination. Bisher erreichte aber keiner in der Zeit danach wirklich große Erfolge in der höchsten Liga. „Es fehlte wohl an Brutalität, am Killerinstinkt“, vermutet der VSV-Präsident.

Konsequent und energisch hat der Olympiasieger und Weltmeister deshalb sein Amt angetreten. „Das Trainerteam war in die Jahre gekommen, wir haben massive Wechsel vorgenommen“, sagt er. Und um die finanzielle Basis für künftige olympische Erfolge zu legen, wurde die Initiative „Going for Gold – der Vorarlberger Olympiatraum 2018“ gestartet. „Wenn man Rennsport richtig betreibt, kostet das Geld, die Anforderungen an den Verband haben massiv zugenommen. Es ist beispielsweise notwendig, im Sommer in Zermatt oder Neuseeland zu trainieren, es braucht eine erstklassige medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen“, sagt der Olympiasieger und Weltmeister.

Die Hausaufgaben hat der Verband erledigt. „Geld stellt allerdings nicht die alleinige Basis für Erfolg dar“, weiß Ortlieb natürlich nur zu gut. Die Erfolge der Skirennläufer aus Tirol und Salzburg beispielsweise führt er nicht ausschließlich auf große Budgets zurück. „Die sind dort rennerprobter, die Burschen und Mädchen werden einfach aufeinander losgelassen“, sieht er entscheidende Vorteile. Aber in dem Punkt habe Vorarlberg ebenfalls nachgezogen: „Wir haben da massiv angesetzt!“

Nachholbedarf bestehe jedoch weiterhin in Sachen Trainingsinfrastruktur. Es gibt in Vorarlberg keine einzige permanente Trainingsstrecke. „Wir betreiben einen Sport de facto ohne Sportstätten“, kritisiert Ortlieb.

Allerdings scheint hier Abhilfe in Sicht zu sein. „Wir haben diesbezüglich mit der Silvretta Montafon bereits gute Gespräche geführt. Ich hoffe, dass wir noch heuer die finanziellen Mittel für die Planung einer permanenten Trainingsstrecke am Hochjoch bekommen.“

Die Basis, um den Anschluss an erfolgreiche Zeiten zu finden, scheint also gelegt. Vail 2015 könnte aber wohl noch zu früh kommen.

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