Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Museumsdirektor, Teamplayer und Storyteller

September 2023

13 Jahre lang war Andreas Rudigier die treibende Kraft im Vorarlberger Landesmuseum und hat es zu einem Ort gemacht, der Geschichte und Kunst mit Begegnung vereint. Nun steht ein neues Kapitel in seiner Karriere bevor: Er übernimmt die Leitung der Tiroler Landesmuseen. 

Während seiner langjährigen Tätigkeit im Vorarlberger Landesmuseum habe er zahlreiche Höhepunkte erleben dürfen, berichtet Andreas Rudigier im Gespräch. Eines jedoch stellt der promovierte Kunsthistoriker und Jurist voran: „Wertvolle Begegnungen mit Menschen. Ob Besucher, Mitarbeiter oder Kooperationspartner, die unmittelbare Interaktion mit den Menschen um mich war stets eine unverzichtbare Inspirationsquelle.“

Ein lebendiger Treffpunkt
Dass diese persönlichen Begegnungen für Rudigier wichtig waren, beweisen die zahlreichen Ausstellungen, die daraus entstanden sind. Sie sind sichtbares Zeichen einer inhaltlichen Entwicklung, die „ich moderieren durfte“, sagt Rudigier. Dabei wird der Kulturmanager nicht müde zu betonen, dass diese Ausstellungen nicht als individuelle Leistungen zu sehen sind, sondern als kollektive Ergebnisse eines kreativen Prozesses. Er verweist dabei auf Projekte mit einzelnen Künstlern, zum Beispiel ABER_GLAUBE mit Stoph Sauter 2015, hebt aber auch die Arbeit mit Vereinen, Institutionen und den Menschen, die sie tragen, hervor. „Ich erinnere mit Freude an die Krippenausstellung 2021. Wir beauftragten 19 Vereine mit dem Bau je einer Krippe, 19 durften wir dann auch im Museum präsentieren. Die Ergebnisse waren fantastisch. Dabei entstanden Interviews, in denen wir uns mit dem Wissen um diese alte Kunst auseinandergesetzt haben. Im ersten Monat der Ausstellung durften wir über 11.000 Besuchende begrüßen“, zeigt sich Rudigier noch heute von dieser Idee begeistert.
Einen weiteren wichtigen Wandel brachte die Entscheidung mit sich, das Museum für die breite Öffentlichkeit zugänglicher zu machen. Durch die Integration eines Cafés und eines Büchershops, betrieben vom Theatercafé und der Buchhandlung Brunner, wurde eine einladende Atmosphäre geschaffen, die den Besuchern Raum für Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse bietet. Trotz anfänglicher Bedenken setzte sich die innovative Idee durch, und das Museum erwies sich fortan nicht nur als Wissensstätte, sondern auch als lebendiger Treffpunkt.

Teamarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Als einen unverzichtbaren Baustein seiner Arbeit sieht Rudigier eine funktionierende Teamarbeit, auf die er als Direktor des Vorarlberger Landesmuseums immer großen Wert gelegt hat, allerdings mit dem Wissen, dass man es nicht allen recht machen könne. Trotzdem „war es schon beeindruckend, wie sich alle eingebracht haben“. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich hätte aber schon noch zahlreiche weitere Ideen gehabt.“ Trotzdem sei es manchmal auch wichtig, einen Gang zurückzuschalten. „Nicht eben meine Stärke“, gibt er sich selbstkritisch und spricht damit etwas an, was er sich beim Amtsantritt nach einem – für seine Position doch eher unüblichen – Managementcheck durch einen Personalberater vorgenommen habe.

Externe erweitern den Horizont
Als weiteren wichtigen Faktor in seiner erfolgreichen Museumsarbeit sieht er das Hinzuziehen von externen Mitarbeitenden: „Das haben wir eigentlich von Beginn an so gehalten, da wir intern gar nicht alle notwendigen Kompetenzen abdecken konnten. So haben wir auch immer einen neuen Blickwinkel von außen erhalten.“ Dieses Zusammenspiel habe sehr gut funktioniert, ihm sei als Direktor dabei eine moderierende Rolle zugekommen.
Rudigier nennt die Ausstellung „Römer oder so?“ als Beispiel. Gerade hier hat die Vermittlung von Wissen sehr gut funktioniert. Museumsarbeit habe eben nicht nur mit „auswendig Gelerntem“ zu tun, sondern müsse (be)greifbar gemacht werden. Und das sei beispielsweise durch die Gegenüberstellung von antiken Fundstücken mit modernen Gegenständen eindrücklich gelungen. Unterstrichen wurde der Erfolg dieses Konzeptes durch vermehrte Anfragen an Rudigier, dieses Wissen in Vorträgen zu teilen.
Einen Vergleich mit früheren Jahren will Rudigier nicht zulassen. „Das war damals eine andere Museumswelt. Erst in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hat sich dieses unser heutiges Verständnis von Museum begonnen zu etablieren, in den frühen 2000er Jahren sind wir nachgezogen“, erklärt der vlm Direktor. Er verweist auf andere Institutionen im Land, wenn er erwähnt: „Dieses ‚moderner Werden‘ ist auch eine Stärke der Vorarlberger Museumslandschaft.“ Als Beispiele führt er unter anderem das Jüdische Museum in Hohenems, das Frauenmuseum in Hittisau und das Montafon Museum in Schruns an. Dabei handle es sich um Häuser, die zum Teil regionale Themen besetzen, aber auch überregional agieren. Ein weiterer wichtiger Punkte sei die Schaffung und Besetzung neuer Stellen mit einer jüngeren Generation gewesen, die frischen Wind in die Museumswelt gebracht habe.

Ein Direktor als Storyteller
Methodisch sieht sich Rudigier in der Welt des „Storytelling“ zuhause und erzählt dabei ein Schlüsselerlebnis mit einem Reiseführer: „Ich führte im Montafon eine Gruppe Holländer, der Reiseführer übersetzte meine Ausführungen. Da Niederländisch für uns ja teilweise gut verständlich ist, bemerkte ich bald, dass er ganz etwas anderes erzählte als ich. Darauf angesprochen meinte dieser nur: „Was Sie erzählen, ist vielleicht richtiger. Was ich erzähle, ist aber unterhaltsamer.“ So sei Rudigier im Zuge seiner Vermittlungstätigkeit immer mehr zum Storyteller geworden, fügt aber hinzu: „Die Geschichten müssen eine Tiefe haben, müssen stimmen.“ Man könne viel mehr Menschen erreichen, wenn man auf sie zugehe, sie abhole.

Blick in die Zukunft
Ab 1. Dezember diesen Jahres betritt Andreas Rudigier ein neues Tätigkeitsfeld. Er wird Geschäftsführer der Tiroler Landesmuseen und vereint in dieser Funktion mehrere Standorte unter seiner Leitung. Die Tiroler Landesmuseen beschäftigen derzeit rund 150 Mitarbeitende und umfassen die Standorte Ferdinandeum, Zeughaus, Tiroler Volkskunstmuseum mit Hofkirche, Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum sowie das Sammlungs- und Forschungszentrum. Dazu kommt der Umbau des Haupthauses Ferdinandeum, der im Herbst 2024 starten soll. Als eine seiner Hauptaufgaben sieht Rudigier die Schaffung eines Strukturprofils und die Stärkung der Marke.
Für das Vorarlberger Landesmuseum bedeutet das eine neue Leitung ab Ende 2023. Die Ausschreibungsfrist sei, berichtet Rudigier, bereits beendet, er rechnet mit einer Bestellung im September.

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