Peter Freiberger

Ein Hauch von Nostalgie

Oktober 2014

Ein Stück Geschichte fährt mit in den winzigen Gondeln der mehr als 50 Jahre alten Seilbahn nach Schnifisberg. Die Bergstation bildet den Ausgangspunkt für eine aussichtsreiche Herbstwanderung über dem Walgau.

Weithin aus dem Tal sichtbar ist der markante Sendemast auf dem sanften Bergrücken nördlich über Schnifis. Unmittelbar daneben duckt sich das Dünser Älpele ins Gelände und lässt sich vom Walgau aus nur bei genauem Hinschauen erkennen. Die Alm markiert die Zwischenstation einer feinen Rundtour, deren Auftakt eine Seilbahnfahrt in die Vergangenheit bildet.

Man schrieb das Jahr 1961, als die Seilbahn Schnifisberg ihren Betrieb aufnahm. Heute ist sie landläufig als „Schnifner Bähnle“ bekannt und transportiert immer noch in zwei winzigen Kabinen, in denen gerade einmal jeweils fünf Personen Platz finden, Fahrgäste von Schnifis hinauf zur Bergstation in 1.334 Metern Höhe.

Ich gebe es zu: Ein mulmiges Gefühl überkam mich, als ich beim Warten auf die Gondel die Technik in der Talstation quasi unter die Lupe nahm. Auch die Geräusche des Antriebs machten mich nicht wirklich lockerer. Trotzdem zwängte ich mich dann in die Kabine – und genoss schließlich die 1.730 Meter lange Fahrt über rund 670 Höhenmeter nach Schnifisberg.

Die Sorge war natürlich unbegründet, denn das Schnifner Bähnle erfüllt selbstverständlich alle sicherheitstechnischen Auflagen der Behörde.

Dient das Bähnle heute in erster Linie als Ausflugsbahn, so hatte dessen Errichtung ursprünglich ganz andere Gründe, die zum Schmunzeln anregen. Freilich – den Menschen damals in dem Bergbauernweiler war nicht zum Lachen zumute. Straße gab es keine aus dem Tal, die Abwanderung nahm ob der Abgelegenheit dramatische Ausmaße an, der Frauen- und in der Folge Kindermangel wurde existenzbedrohend. Die Lösung: der Bau einer Seilbahn.

Viele Höhen und Tiefen erlebte das Schnifner Bähnle seither. Einmal stand es kurz vor der Pleite, der Betrieb war unterbrochen. Ein Unterstützungsverein wurde ins Leben gerufen, um den Fortbestand der fast schon historischen Einrichtung sicherzustellen. Heute steht die Bahn wirtschaftlich auf festem Boden und lässt sich aus der sogenannten Dreiklang-Region, gebildet von den Gemeinden Düns, Dünserberg und Schnifis, nicht mehr wegdenken.

Das „Henslerstüble“, eine urige Einkehr mit fabelhafter Aussichtsterrasse, erwartet uns direkt bei der Bergstation. Hinter dem Gebäude orientiert man sich nach links und zweigt dann kurz darauf rechts ab („Älpele/Sender“). Jetzt zieht ein recht urtümlicher Steig aufwärts, der abschnittsweise im Wald und später im freien Gelände verläuft. Er ist Teil des Sagenwegs. Es dauert nicht lange, bis sich der große Sendemast ins Bild drängt und wir über Wiesen das Dünser Älpele direkt daneben erreichen. Maximal rund 40 Minuten gilt es bis zu der Einkehr einzuplanen.

Hier offenbart sich eine Aussicht der Extraklasse. Walgau, Montafon, Klostertal, Großes Walsertal, Schweizer Berge – das Panorama lässt nichts zu wünschen übrig. Dasselbe gilt für die Alm selbst. Altweibersommer vorausgesetzt, genießt man hier von der Terrasse den wunderbaren Blick.

Hinter der Alm gehen wir linker Hand auf dem praktisch verkehrsfreien Fahrweg abwärts. Wir folgen der Straße stets hinunter, die nach einer Kehre zurück Richtung Osten zieht. Die Route verläuft absteigend vorbei an der Bodenalm (östlich halten). In Dünserberg/Boden bei der Infotafel heißt es der Beschilderung „Hensler/Seilbahn“ folgen. Wir wandern im freien Gelände aussichtsreich abwärts, bis der Asphaltweg in einen Feldweg mündet. Jetzt geht es erneut hinauf („Hensler/Alpila“) und nach Osten, direkt vor einem Wald nehmen wir links den Steig und erreichen nach etwa 1 ½ Stunden wieder die Seilbahnstation mit dem „Henslerstüble“.

Kann gut sein, dass man aufgrund der beschränkten Kapazität des Bähnles einige Zeit auf die Talfahrt warten muss. Aber nicht nur dann lohnt es sich, in dem Gasthaus einzukehren.

 

Talort: Schnifis (657 m)
Route: Bergstation bzw. Henslerstüble – Dünser Älpele – Bergstation bzw. Henslerstüble
Höhenunterschied: je rund 350 Höhenmeter im Auf- und Abstieg (gesamte Runde)
Entfernungskilometer: rund 6 Kilometer (gesamte Runde)
Gehzeit rund 2 ¼ Stunden (gesamte Runde)
Geeignet für Familien (Mountain‑buggy nicht verwendbar)

Henslerstüble www.henslerstueble.at (1334 m, geöffnet bis 2. November, Montag Ruhetag)
Dünser Älpele www.dünser-älpele.at (1554 m, geöffnet bis 26. Oktober, Montag Ruhetag)
Seilbahn Schnifisberg www.region-dreiklang.at/seilbahn (Fahrbetrieb bis 2. November, Montag Ruhetag)

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