Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Emil Stollenfuss – Hommage an einen Pionier

November 2018

Fußball ist und bleibt eine Sportart, die fasziniert. Die schon einmal als Gassenfeger die Wege und Straßen eines Dorfes menschenleer machen kann. Fußball und Emotion – zwei, die bedingungslos zueinander gehören. Sich ergänzen. Hochschaukeln. Und genau deshalb ist Fußball weit entfernt von reiner Ergebnisverwaltung. Von Ziffern, die sich, durch einen Doppelpunkt getrennt, einfach nur gegenüberstehen, um uns in ihrer Banalität mitzuteilen, wer denn nun gewonnen hat. 2:1. Oder eben auch nicht. 1:1. Fußball kann mehr. Viel mehr. Eigentlich großartig, was Fußball alles kann. Wie er Bewegung und Geschicklichkeit fördert. Wie er Teamgeist und Respekt stärkt. Welche Hingabe, Begeisterung, Freude, aber auch Tragödien er zu entfachen vermag.

Emil fasst Fuß
Und genau darauf setzt der FC Lustenau 1907. Zum 111-Jahr-Jubiläum rief das Team um Obmann Omer Rehmann ein ganz besonderes Projekt ins Leben, das neue Horizonte eröffnen sollte, indem es Fußballfeld, Kunstwelt und Sport- und Bildungsprojekte des Vereins miteinander verbindet: Emil fasst Fuß. Die beiden Künstler Roland Adlassnigg und Marco Spitzar haben im Zuge dieser Aktion eine Fuß-Skulptur entwickelt, die in einer Auflage von 111 – dem Alter des Jubilars FC Lustenau – signiert von Kunstliebhabern und Fußballfans gleichermaßen erworben werden kann. Außerdem sind elf Unikate aus Bronze zu haben. Der Erlös aus diesem Projekt kommt dem hoffnungsvollen Fußballnachwuchs und dem Lern- und Bewegungsprojekt „Fußball PLUS“ des FC zugute.
„Der älteste Fußballverein des Landes war in seiner Geschichte nicht immer der erfolgreichste, aber immer wieder der erste. Und das gerade auch bei Aktivitäten, die über den Tellerrand des Fußballplatzes hinausgehen, etwa unser soziales Engagement beim ,Fußball PLUS‘-Programm“, erläutert FC-Obmann Omer Rehman. Und weiter: „Wir wachsen an den Grenzen, davon sind wir überzeugt. Deshalb setzen wir auf das Zusammenwirken von Kunst und Kultur und erhoffen uns davon immer wieder neue Impulse, neue Horizonte und eine neue Emotionalität für ein weiteres Wachstum unseres Vereins. Und letztendlich auch unseres Umfeldes und unserer Gesellschaft. Da kann der Fußball von der Kunst lernen und umgekehrt.“

Emotionalität hoch drei
Und genau diese Emotionalität ist es, die die beiden Künstler Adlassnigg und Spitzar so begeistert: „Eigentlich habe ich mit Sport nicht sehr viel zu tun, aber ich schätze die Arbeit von jenen, die einen Verein aufrechterhalten und etwas bewegen wollen. Sport kann unter anderem sehr emotional sein, und ich wollte diese Emotionen in die Skulptur übertragen“, so Adlassnigg. Auch für Marco Spitzar sind solche Gemütsbewegungen eine ganz entscheidende Triebfeder des Projekts: „Es gibt nichts Schöneres, als mitten in der Fangruppe auf der Tribüne zu stehen und mitzufiebern. Wir haben alle eine unterschiedliche Herkunft und verschiedene Berufe und Interessen, aber wir treffen uns beim Fußball, um uns gemeinsam zu freuen und zu leiden. Das vermisse ich oft in der Kulturszene, deswegen macht es mich umso glücklicher, diese beiden Communities mit dem Projekt anzusprechen.“

Brüschweiler alias Stollenfuß
Emil Stollenfuß ist ein Projekt, das – wie erwähnt – Kunst und Fußball miteinander verbindet. Wer aber ist der Namensgeber dieser Initiative? Der gute Mann, der als Pate fungiert, hieß Emil Brüschweiler (1883 bis 1967), war ein Schweizer Sticker und aktiver Spieler beim FC Romanshorn. 1907 trat er in die Dienste des Lustenauer Stickers Eduard Alge. Weil Emils Begeisterung für den Fußballsport bei seinen Arbeitskollegen auf hohe Resonanz stieß, organisierte er bereits im August 1907 ein Fußball-Wettspiel mit dem FC Romanshorn in Lustenau. Dies war die Geburtsstunde des FC Lustenau. Erst 1913 folgte mit dem FC Dornbirn ein weiterer Verein, bei dessen Gründung Brüschweiler ebenfalls treibende Kraft war. Und als Hommage an besagten Emil Brüschweiler entwickelten die beiden Künstler Marco Spitzar und Roland Adlassnigg ebendiesen Stollenfuß von Emil.

Fußball – universales Faszinosum
„Es ist nicht einfach nur ein Schuh, den man sich anzieht – Fußball wird mit dieser Skulptur verinnerlicht. Man lebt dafür, deshalb kommen die Stoppeln aus der bloßen Haut. Man wächst quasi damit auf“, erklärt Adlassnigg. Marco Spitzar ergänzt: „Ich bin sehr froh darüber, als Kind das soziale Gefüge eines Mannschaftssports, wie es der Fußball eben einer ist, kennengelernt zu haben. Genau da merkt man schon, dass man allein nichts reißen wird, dass man nur im Team gewinnen und verlieren kann. In einer Mannschaft prallen eben alle Charaktere und alle unterschiedlichen Lebensumstände aufeinander und das begeistert mich bis heute.“
Noch sind einige der Skulpturen online erhältlich. Die Übergabe findet in einem „Come together“ am 9. November im Millennium Park 12 in Lustenau statt. Die Eröffnung werden Armand Benneker, Chefscout von Manchester United, und Projektkurator Werner Grabher vornehmen.

Das Projekt: www.emil-stollenfuss.at

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